PJ-Tertial Pädiatrie in CHU St. Pierre (9/2025 bis 11/2025)

Station(en)
Allgemeinpädiatrische Station (609), Wöchnerinnen-Stationen (608, 508), Pädiatrische Notaufnahme, Ambulante Sprechstunden (207)
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe mein pädiatrisches Tertial geteilt und die erste Hälfte davon am CHU Saint-Pierre gemacht.

Organisation:
Ich habe mich im Januar direkt bei der Chefärztin der Pädiatrie per E-Mail beworben und relativ schnell eine Zusage erhalten. Für die weiteren Formalitäten (Vertrag, Convention de stage) wurde ich an meinen Maître de stage (einer der Oberärzte) sowie an die Sekretärin der Pädiatrie weitergeleitet, alles sehr unkompliziert und stressfrei.
Ich kam am ersten Tag etwas planlos im Krankenhaus an. Irgendwann habe ich es dann doch zum Sekretariat geschafft (Gebäude 1008, also 1000, Stockwerk 8). Dort bekommt man einen Badge ( = Namensschild und Türöffner in einem. Ohne kommt man in diesem Krankenhaus nicht weit) und IT-Zugang. Für die Kleiderkreisel muss man eine Kaution von 50€ zahlen.
Kleiderspinde bekommen die Studenten nicht, es gibt aber große Umkleideräume neben den Kleiderspinden, und es war kein Problem, den Rucksack mit auf die Station zu nehmen und sich dort einen Platz zu suchen, wo man ihn abstellen kann. Wertsachen würde ich trotzdem vermeiden mitzunehmen, wenn die Stationszimmer nicht durch PINs geschützt sind (wie z. B. bei den Wöchnerinnen).

PJ-Alltag:
Ehrlich gesagt gab es für die pädiatrischen „Internes“ (Famulanten und PJler:innen. Nicht zu verwechseln mit den französischen „Internes“ = Assistenzärzte!) nicht viel zu tun.
- Ich habe 4 Wochen auf der allgemeinpädiatrischen Station (609), 2 Wochen auf den Mutter-Kind-Stationen (608 und 508) und 2 Wochen in der pädiatrischen Notaufnahme und ambulanten Sprechstunden (207) verbracht. Hier war Eigeninitiative nötig, da sich niemand so recht um mich gekümmert hat und ich also mehrmals ansprechen musste, dass ich Station auch gerne wechseln will. Man kann sich auch mit den anderen PJlern etwas absprechen, damit nicht alle am gleichen Fleck sind (zeitweise waren wir sechs PJler auf Station!).
- Die Hauptaufgabe auf den Stationen bestand darin, „Notes du Jour“ der Patienten zu schreiben, die man gesehen hatte, und Arztbriefe anzufertigen. Hierfür gibt es auf XCare vorgefertigte Lückenbriefe, wo man lediglich die Lücken mit den jeweiligen Informationen ausfüllen muss. Es wird in dem Krankenhaus alles elektronisch gemacht, was die Arbeit deutlich erleichtert hat. Blutentnahmen werden von der Pflege erledigt. Die Kinder, für die man den Brief erstellt hatte, ist man untersuchen gegangen und hat sie dann bei der Mittagsvisite den anderen Ärzt:innen kurz vorgestellt. Ab und zu wurde man gefragt, wie es mit dem Patienten nun weitergehen soll oder was diese oder jene Laborwerte bedeuten könnten – all das aber in einer druckfreien Atmosphäre und ohne Bloßstellen vor anderen Mitarbeiter:innen. Dies war bei den Wöchnerinnen leider nicht möglich; Dort hat man wirklich nur die Briefe angefertigt und konnte, wenn man Glück hatte, die U2 mit der Ärztin machen. Bei den Sprechstunden saß man daneben und hat zugehört; je nach Arzt und Patientenaufkommen konnte man mehr oder weniger Fragen stellen. In der Notaufnahme hat man noch am meisten gelernt, indem man die Kinder allein untersucht hat und dann eine mögliche Diagnose mit den Ärzten besprochen hat. Auch hier musste man wieder einen kleinen Bericht anfertigen.
- Ich bin sehr selten nach 13 Uhr gegangen…Die Regel war zwischen 12:00 und 13:00. Dienstbeginn war je nach Station um 08:30 oder 09:00, dadurch waren die Tage sehr kurz und die späten Anfangszeiten im Vergleich zu Deutschland ein Luxus. Die Lernkurve hat aber dementsprechend auch etwas darunter gelitten.
- Man konnte sich eine sehr entspannte Mittagspause (30 Min bis 1h) nehmen, wenn diese überhaupt nötig war. Ich bin so gut wie immer um die Mittagszeit schon nach Hause gegangen. In der Mensa war ich nie essen, es schmeckt dort wohl nicht gut und ist überteuert. Es gibt aber ein kleines Kiosk am Krankenhauseingang, wo man sich für ca. 5€ ein Sandwich oder Kleinkram kaufen konnte. Hat mir für die paar Mittagessen, die ich im Krankenhaus verbracht habe, völlig gereicht.
Nachtdienste und Wochenendsdienste sind für belgische Internes Pflicht und sie teilen sie sich untereinander auf. Ich war nie daran interessiert und habe mich dementsprechend auch nicht darum bemüht, einen dieser Dienste zu machen. Es würde sich aber mit ziemlicher Sicherheit etwas organisieren lassen. Soweit ich weiß, werden nur die Nachtdienste etwas vergütet und man bekommt den folgenden Werktag frei. Ansonsten ist das Praktikum nicht vergütet und man bekommt auch keine Essensmarken.
- Es gab keine einzige Person, die nicht zu mir freundlich war. Alle waren sehr nett, hilfsbereit, haben immer alle meine Fragen beantwortet, Verbesserungsvorschläge gegeben, etc. Auch untereinander waren sie alle freundlich, haben sich überwiegend geduzt und Pflege, Sozialarbeiter, Erzieher und Ärzte waren auf einer Augenhöhe, was mich wirklich positiv überrascht hat.
- Ich habe manchmal aus Krankheitsgründen oder wegen wichtiger Termine gefehlt, was niemanden gestört hat.
- Es gab donnerstags von 12 bis 13 Uhr Seminare für alle pädiatrischen Ärzte. Es war manchmal interessant, andere Male langweilig bzw. für Internes nicht relevant. Sonst hatten die belgischen Studenten auch mehrmals die Woche nachmittags Unterricht an der Uni. Da kann man auch gerne hin, ist aber für ausländische Studierende nicht Pflicht. Ich habe nie daran teilgenommen und kann also nichts dazu sagen.

Das Krankenhaus:
Das CHU Saint-Pierre liegt im Zentrum von Brüssel und behandelt als öffentliches Krankenhaus viele sozial benachteiligte Kinder. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit Fedasil (Flüchtlingsaufnahme) und der Initiative SOS Enfants, die sich um Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen kümmert. Das multidisziplinäre Team besteht aus Psychologen, Sozialarbeitern, Erziehern/Lehrern, Pädiatern und Juristen. Dementsprechend sieht man überdurchschnittlich viele seltene oder sozialmedizinisch komplexe Fälle (z. B. Sichelzellanämie, Tuberkulose). Mit reinen SOS-Fällen hatten PJler jedoch kaum Kontakt.
Sprachbarrieren gab es dort täglich, sowohl bei SOS-Kindern als auch bei anderen Kindern und Eltern. Da ein sehr großer Teil der Internes aber auch einen Migrationshintergrund hat, hat man häufig jemanden gefunden, der die eine oder andere Sprache gesprochen hat (ich bin als deutsche Studentin 0,0% herausgestochen und war in deren Augen als französische Muttersprachlerin eh so gut wie eine Belgierin). Wenn nicht, dann gab es Google Translate.
Die Alltagssprache mit Patienten und Mitarbeitenden war Französisch. Flämische Mitarbeiter gibt es zwar auch, diese haben aber immer französisch gesprochen. Einen Akzent oder fehlendes Vokabular hatten viele, herabwürdigend behandelt wurde deswegen niemand.

Unterkunft und Freizeit:
Ich musste mich glücklicherweise nicht um eine Wohnung bemühen, da ich hier Familie habe. Es sei aber gesagt, dass die Wohnungssuche, wie in allen Großstädten, schwierig sein kann und man sich am besten so früh wie möglich drum kümmert, vor allem, wenn man zusammen mit anderen großen Studenten- und Praktika-Gruppen sein Praktikum beginnt.
Für die Freizeitgestaltung kann ich nur empfehlen, den vorherigen Bericht über das CHU St. Pierre zu lesen. Die Person hat alles sehr ausführlich und wahrheitsgetreu beschrieben, und ich kann mich dem nur anschließen.

Fazit:
Wenn man ein entspanntes Tertial haben will, dann ist man bei CHU St. Pierre richtig: Arbeitspensum völlig aushaltbar, Arbeitszeiten super, kollegiales Miteinander richtig schön, die Stadt hat schöne Ecken.
Wenn man sich mehr Lehre, eine steilere Lernkurve und/oder mehr praktische Arbeit erhofft, dem rate ich dann doch eher davon ab. Ich bin zwar superglücklich, sehr entspannte zwei Monate PJ gehabt zu haben, bin aber auch froh, wenn ich dann in Deutschland wieder bisschen mehr lernen und machen kann, sodass mein M3 und Berufseinstieg nicht allzu überfordernd werden.
Französisch sollte man verstehen und sprechen können (mindestens B2). Aber absolut keine Angst davor haben, dass man einen Akzent hat, manchmal die Worte fehlen oder die medizinischen Fachwörter nur auf Deutsch im Kopf sind; das ist dort im Krankenhaus Alltag. Man lernt schnell die Wörter, Abkürzungen und Redewendungen, die man für den Berufsalltag braucht.
Unterricht
1x / Woche
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Poliklinik
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Notaufnahme
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Kleidung gestellt

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
2
Klinik insgesamt
2
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.73