Modernes Krankenhaus, neuste Technik nützt alles nichts, wenn die Prioritäten nicht stimmen. Als PJler wird man ganz selbstverständlich für Routinearbeiten eingeteilt, die sonst niemand machen will oder aus Zeitgründen kann - früh bis zu 15-20 Blutentnahmen, Flexülen legen, Infusionen morgens, mittags, abends anhängen, manchmal über 10 EKG schreiben Patienten aufnehmen, Befunde von anderen Krankenhäusern anfordern. Das Pflegepersonal war zwar insgesamt ganz in Ordnung, mit welcher Selbstverständlichkeit man als PJler jedoch stationsübergreifend für Dienstleistungen wie Infusionenanhängen anbeordert wurde, halte ich für absolut indiskutabel.
Vielleicht wäre es ja auch alles halb so schlimm, wenn als Gegenleistung eine gute Lehre zu erwarten gewesen wäre. Aber dem war leider nicht so. Von den Assistenzärzten auf Station hatte keiner mehr als ein Jahr klinische Erfahrung, so dass sie allein schon genug mit sich zu kämpfen hatten. Die Patientenaufnahmen wurden in der Regel nicht besprochen oder nachuntersucht. An der Visite konnte man aufgrund der Routineaufgaben selten teilnehmen. Von fachärztlicher Seite war die Betreuung mit wenigen Ausnahmen nicht besser. Einmal pro Woche OA-Visite und einmal Chefvisite, wo ebenfalls keine Lehre stattfand. Die anderen Oberärzte in den Funktionsabteilungen habe ich so gut wie nie zu Gesicht bekommen. Sicher, man kann überall hingehen und zuschauen, doch als Lernender wirst Du in dieser Abteilung nicht wahrgenommen. Billige Arbeitskraft ohne welche die Uniklinik ihr Leistungsspektrum wohl nicht aufrechterhalten könnte. Dann besser an ein peripheres Haus, wo neben Bewusstein für eine gute klinische Ausbildung meist auch noch eine Aufwandsentschädigung für die geleistete Routinearbeit gewährt wird.