Das Tertial war eine glatte 1! Ich kenne keinen Medizinstudenten der am Ende des Studiums von sich behaupten kann das er sich in Radiologie halbwegs vernünftig ausgebildet fühlt. Denn an der Uni kommt das Thema viel zu kurz und während der Famulaturen oder Blockpraktika erschascht man auch nur immer mal wieder einen kurzen Blick auf ein Bild oder der Kliniker zeigt einem die Pathologie die man im Zweifel alleine wohl nie gefunden hätte (ob der Stationsarzt sie ohne den "Befund" gefunden hätte ist auch eher fraglich). Von der Systematik des Betrachtens aber keine Spur und genau die lernt man in entspannter Arbeitsatmosphäre in diesem Tertial.
Man ist als PJler vom ersten Tag an herzlich willkommen, bekommt eine Einführung und wird fachlich und sozial gut in das Team eingebunden. Die Auswahl des Arbeitsplatzes steht einem absolut frei sodass ich mich dafür entschieden habe vorerst 2 Monate konventionelle Diagnostik (Thorax, Abdomen, Skelett, Notfälle) zu üben, dann 1 Monat CT und am Ende noch Sonographie. Zwischendurch wird man immer wieder ermuntert in die Interventionelle Radiologie reinzuschnuppern, die in Reinbek qualitativ sehr hoch angesiedelt ist. Um die Lehre kümmert sich primär die leitende Oberärztin, die immer wenn Zeit war, mithilfe einer gigantischen Lehrbildsammlung die Systematik der Befundung und die wichtigsten Pathologien erklärt. Man hat hierbei immer genug Zeit sich mit den Bildern zu beschäftigen und sie dann später zu besprechen. Abgesehen davon das man merkt das ihr der Lehrauftrag nicht lästige Pflicht ist sondern sogar Spass macht kann man auch alle anderen Ärzte zu den Lehrbildern und auch zu aktuellen Befunden befragen und seine Meinung äussern.
Die Stimmung im Team aus Ärzten und MTAs, die sich zum Grossteil schon lange kennen, ist sehr gut, sodass kein Tag vergeht wo nicht über Tagesthemen diskutiert und gelacht wird. Was darin gipfelte das der Chefarzt das Team im Rahmen der WM mit Deutschland-Shirts ausgestattet hat die an den Spieltagen dann fleissig getragen wurden.
Also alles in allem hatte ich 4 Monate lang die Chance soviel von Radiologie zu sehen wie nur eben möglich. Das man zwischendurch immer mal wieder Zugänge legt, beim Lagern hilft oder nach Interventionen kräftig drücken muss halte ich für selbstverständlich und wird im Gegensatz zu anderen Kliniken mit Bitte und Danke begleitet!
Zum freien Mittagessen und bei Bedarf auch Frühstück schafft man es nebenbei immer und auch wenn man mal früher los muss für einen Termin ausserhalb der Medizin wird man nicht schief angeguckt, denn das Tertial wird als Lehrangebot an den Studenten angesehen und ist so gut das man es sowieso so viel es geht wahrnimmt.
Unterricht ausserhalb der Radiologie findet in Reinbek mit angenehmer Regelmässigkeit in Innere, Chirurgie, Gynäkologie und Anästhesie statt, sodass man auch im Hinblick auf das Examen breit in Übung bleibt...alles natürlich aber freiwillig, das ist in Reinbek so...
Bewerbung
Beworben habe ich mich ca. 1 Jahr vor dem Tertial per mail, das Abwicklungsverfahren wenn Plätze offen sind ist schnell und unkompliziert allerdings hat sich der gute Ruf wohl schon soweit rumgesprochen (nach mir standen schon wieder etliche neue Namen auf dem Zettel) das es wohl eher heisst: Je früher desto besser!