Bisher gab es nur 2 Berichte über Bern, die aus mener Sicht größtenteils zutrefffend sind.
Zunächst muss man wirklich Glück haben, welchen Assistenzarzt man zugeteilt bekommt, denn mit ihm ist man während des Tertials für 8-9 Patienten zuständig. Die ersten 1,5 Wochen war ich bei einem Dr.med.Dr.phil, der mir leider auf Anhieb unsympatisch war (dies passiert mir wirklich nur extrem selten und ist auch schlecht für die Motivation) und der sich kaum Mühe gab, mich richtig einzuarbeiten. Des Weitern hat er andere (ihm nicht sympathisch erscheinende) Assistenzärzte systematisch vom gemeinsamen Mittagessen ausgeschlossen. Da bleibt nur zu sagen, dass es wahrscheinlich besser gewesen wäre, wenn er Pholospoh geblieben wäre...
Wie gut, dass ich danach zu einer sehr netten und sehr erfahrenen Assistenzärztin in den Stationssüden (mit Sicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau) wechselte. Bei ihr habe ich viel lernen können, es herrschte ein Klima des Vertrauens und ich durfte viele LPs durchführen. Neben den Aufnahmen machte ich die Anmeldungen für die Patienten, versuchte mich im Briefeschreiben (ist hier in Bern eine sehr hohe Kunst) bei Patienten, bei denen ich teilzuständig war, stellte Patienten dem OA (der sehr nett und sehr sympathisch war) vor, besuchte die Morgenfortbildungen (drei Mal pro Woche), die oft interessant waren und vom Niveau in der Regel angemessen waren. Bei Journal Clubs gabs immer was zu essen *freu*. Auch während der Chefarztvisite gab es eine Frühstückspause - die hat man sich aber auch verdient, denn man musste dem Chef mindestens einen Patienten vorstellen. Bei den nachmittäglichen Röntgenbesprechungen bekam man mit der Zeit auch Routine beim Erkennen der Pathologika.
Sehr gut fand ich die Fortbildungen für die Unterassistenten 1X pro Woche durch die Oberärzte, in denen bestimmte Untersuchungsaspekte systematisch durchgearbeitet wurden oder häufige Krankheitsbilder behandelt wurden.
Insgesamt habe ich sicher einiges gelernt und eine große Vielfalt an Patienten gesehen.
Sehr empfehlenswert ist auch die Mitarbeit auf dem Notfall für 2 Wochen, da man dann miterlebt, wie z.B. die Strokebehandlung abläuft.
Wer länger da ist, muss auch eine Morgenfortbildung gestalten - dank dieser konnte ich eine Frage mehr im Hammerexamen beantworten ;-). Und bei der Vorbereitung waren die Oberärzte sehr hilfsbereit.
Aber es gibt hier auch einige gravierende Nachteile. Man hat zwar jedes WE frei, aber es gibt keinen einzigen Studien-/Ferientag. Und insgesamt wird schon erwartet, dass man länger bleibt wie in anderen Disziplinen (daher glaube ich auch, dass Neurologen ziemlich viele Überstunden machen). Das Klima zwischen den Stationsärzten war schlecht (siehe Dr.med.Dr.phil.), das zum Pflegepersonal gut. Man hat auch gemerkt, dass eine gewisse Konkurrenzsituation zwischen den Assistenzärzten herrscht, denn die Stellen für die Funktionsdiagnostik sind begrenzt. Find ich schade.
Was sehr nervig ist, ist die Bürokratie: Um eine Anmeldung für einen Neurodoppler zu machen, wird zunächst der PAtientenname aufgedruckt, anschliessend die Anmeldung handschriftlich ausgefüllt, diese wandert dann zur Case-Managerin, welche die Anmeldung faxt und einen Termin ausmacht, dann geht der Anmeldezettel an die Schwestern und von ihnen erfährt man dann den Termin.
Jetzt aber noch ein paar Worte zu Bern: Bern ist eine wunderschöne alte Stadt mit einer sehr schönen Umgebung. Insgesamt war ich 10 Mal auf den Skiern. Grindelwald ist dabei mein Lieblingsgebiet geworden. Im Personalwohnheim findet man immer nette Mitstreiter - so war ich auch bei der Lauberhornabfahrt als Zuschauer dabei. Ein Massenerlebnis!! Das Wohnheim lag etwas außerhalb und hatte einen netten Aufenthaltsraum. Wen wundert es, dass da fast nur Deutsche waren ;-)