Meine Zeit auf der Rettungsstelle in einem kleineren Krankenhaus (Hornsby Hospital), welches aber ebenfalls zur Uni Syndey gehört, war total super. Es war sehr interessant, kurzweilig und die australischen Supervisors waren immer extrem ums Teaching bemüht. Jedes Mal, wen ich einen Patienten befragt/untersucht hatte, hat sich jemand mit unterhalten über die von mir gefundenen Ergebnisse, alle (!) möglichen DIfferentialdiagnosen und warum welche Diagnostik erfolgen sollte. Hilft sehr, den eigenen Horizont zu erweitern und das diagnostische Denken zu schulen! Die Interns waren ebenfalls sehr nett und haben mich gut aufgenommen und auch immer mitgenommen zu Patienten und glaubt mir, von denen kann man extreeeeem viel lernen zum Thema Untersuchung! Außerdem war ich weit und breit der einzige PJler, da das Krankenhaus schon etwas weit draußen ist. Meiner Meinung nach lohnt sich das, vor allem im späteren Vergleich mit dem RNSH! Die Rettungsstelle ist interdisziplinär, d.h. man ist Internist, Chirurg, Pädiater, Orthopäde, Urologe und Gynäkologe in einem. Das Spektrum ist dementsprechend vielfältig.
Die Arbeitszeit von 10h/d ist natürlich recht happig, dafür wurde mir aber freigestellt, entweder 10h/d für 4 Tage pro Woche oder 8h/d für 5 Tage anwesend zu sein.
In der Neurologie im RNSH wars dann nicht ganz so nett. Ich war zwar ebenfalls der einzige PJler, aber das ganze Haus ist irgendwie ziemlich marode und es weiß niemand so recht etwas mit einem PJler anzufangen. Neuro gilt in Australien als Innere Medizin, deshalb bin ich da gelandet. Das Team ist sehr nett, da kann man nichts sagen, ich war permanent dazu eingeladen, irgendwelche Patienten nach Gutdünken zu untersuchen um meine neurologische UNtersuchung zu pefektionieren. Aber es ist nie so, dass man einen Patienten aufnimmt oder so, das machen die immer selbst, man darf halt nachuntersuchen. Das mag ein-/zweimal ganz nett sein, aber irgendwie ist es relativ sinnlos und die Patienten auch unterschiedlich begeistert davon. Außer zur täglichen ewigen Visite mitgehen und vielleicht die tägliche Verlaufsnotiz in die Akte einzutragen ist eigentlich nichts zu tun. Trotzdem habe ich einiges zum strukturierten Ablauf einer neurologischen Untersuchung gelernt, durch Zugucken und natürlich selber üben, MRT und CT angucken, Schlaganfälle erkennen...man nimmt halt immer etwas mit, aber es war doch recht langweilig.
Nett ist, dass es eigentlich jeden Tag irgendwelche Fortbildungen gibt, General Rounds, Neurology Meeting oder Trauma Meeting und man kann immer hingehen und es gibt immer was zu essen :-)
Im gesamten Krankenhaus gibt es sehr sehr viele PJler, die auch jede Woche ein Trefen in irgendeiner Bar haben, da ich aber Freunde von früher noch in Sydney habe, bin ich nie hingegangen.
An sich haben PJler da nicht den besten Ruf, weil sie sich gerne frühzeitig an den Strand absetzen ohne irgendein ernsthaftes Interesse am Klinikalltag zu entwickeln. Mit ein bisschen Interesse und der Bereitschaft, auch bis 15 oder 16 Uhr zu bleiben, wird man aber begeistert und extrem freundlich aufgenommen. Auch mal zwei Tage frei zu bekommen wegen eines Kurztrips nach Melbourne war kein Problem.
Ansonsten ist Sydney ganz einfach ein Traum und die Stadt ist absolut zu empfehlen und die Australier sind auch ein ganz wunderbares Volk, nett, herzlich, offen und immer (!) gut gelaunt.
Bewerbung
Habe mich etwa ein Jahr im Voraus beworben, die Fristen stehen auf der Homepage und man sollte möglichst der erste sein, wenn man ein heißbegehrtes Fach wie Kardiologie will. Man kann sich ein Formular runterladen und elektronisch ausfüllen.
ACHTUNG BERLIN: das LPA BErlin erkennt Sydney seit 2011 nicht mehr als PJ-Uni an. Vorher unbedingt erkundigen, ob es anerkannt wird und welche Formulare benötigt werden!