Ich musste nachdem ich gelesen habe dass die Missioklinik angeblich von dem Dekan zur guten Lehre gratuliert wurde unbedingt meinen Nachfolgern berichten wie ich die Zeit in der Chirurgie erlebt habe. Und die war ganz und gar nicht mit guter Lehre gefüllt. Eher viel unbezahlte Leere als Lehre.
Pro: -gesammelte Studientage am Ende.
-Man kann Nachtschichten machen und dadurch Urlaubstage sammeln.
Im Schnitt muss man sagen dass die Freizeit meist gut war. Was nicht so toll war dass es für selbstverständlich gehalten wurde das Pjler bis 19 uhr im Op Haken halten sollen. Aber da konnten sich die Pjler untereinander absprechen.
Contra:
Wir waren aufgrund den Examensvorgängern* und einer unkollegialen Mitpjlerin nur drei Pjler auf der Station A+B .Dadurch hatten wir immens viel zu tun. Das hat die Station und die Ärzte nicht gestört. Diese verlangten dass die Arbeiten genauso wie immer erledigt werden sollten. Näheres dazu in den nachfolgenden Punkten:
*: ….die natürlich Studientage gesammelt am Ende mit Urlaub nehmen---Dekanat sollte dies unbedingt endlich mal begreifen und entsprechend sinnvolle Einteilungen vergeben!!!
Team/Station-5-: Team? Fehlanzeige! Hier wurden die Pjler meist nur zum Blutabnehmen und Haken halten genutzt. Das ging zum Teil soweit das es häufiger passierte dass die Pjler den ganzen Tag nicht zum Essen gekommen sind. Das Problem lag hier natürlich z.T. in der Minderbesetzung, aber auch in der Ignoranz des „Teams“ dies einzusehen. Das Blutabnehmen ging z.T. bis 13 Uhr. Wenn 2 Pjler im Op sind dann muss ein einziger! PJler 2 Stationen (A+B) machen. Dies sind einige Blutabnahmen…. Dazu waren die Ärzte so voller „Teamgeist“ dass der eine PJ, der oben alleine ist, doch bitte noch in die Notaufnahme (4 Stockwerke runter) kommen solle um Blut abzunehmen. Das Gespräch im „Team“ dass die Ärzte es in der Pj-Minderbesetzung selber machen sollen, stieß auf taube Ohren bzw. der Pj hat „…doch nix zu melden hier“. Dadurch entstand bei den Pjlern ein unheimlicher Arbeitsdruck, der das Klima im nicht vorhandenen Team nicht besserte.
Kontakt zur Pflege-5-: Die Schwestern empfanden die Pjler eher als Last. Mehr als ein guten Morgen tauschte man nicht aus. Und sogar dies kam selten. Wieso das so ist? Die Pjler „müssen“ jeden Morgen Blut abnehmen. Aber meist mussten die Pjler selber rausfinden in welchen Zimmern die Patienten liegen. Das Raussuchen und auf die Röhrchen schreiben verlangsamte alles immer mehr. Auf ein den Vorschlag hin dass bitte die Schwestern kurz die Zimmer beim Bekleben der Röhrchen aufschreiben könnten stieß auf Verärgerung. Die Pjler hätten eh nichts zu tun, dann könnten die es auch machen. So schaukelte sich die Stimmung immer mehr auf. Unverständnis der Pjler über das Verhalten der Schwestern und die Schwestern über den Stereotyp vom Pjler.
Ansehen des Pjlers-5-: Wie oben erwähnt eher nicht so toll.
Klinik insgesamt-5-: Obwohl es ein kleines Haus ist, ist die Organisation nicht die beste. Ein Patient muss z.T. bis 18 uhr nüchtern bleiben und wird dann doch nicht operiert. Dann noch in der Organisation die Pjler( mit Lehre usw.) miteinzubinden fiel den Ärzten schwer.
Unterricht-6-: In dem Tertial hatte ich nur einmal eine Fortbildung. Meist war man im OP oder Blutabnehmen und konnte daher nicht teilnehmen. Die chirurgische Fortbildung fand in dem Tertial mit 3x viel zu wenig statt. Vermutlich war die Chirurgie von den Ärzten auch unterbesetzt.
Betreuung-5-: Durch den Stress der bei den Ärzten auch zu spüren war, gab es kaum gute Betreuung. Dadurch dass die Pjler sich über die Zustände beschwerten wurde es jedoch auch nicht besser. Zitat:“…da muss sich politisch was ändern…“
Insgesamt-5-:
Viele stupide Arbeiten wie Blut abnehmen und Haken halten…. Mehr gab es in meinem Tertial nicht zu holen. Ich war froh dass es vorbei war und verärgert mich so in der Missio getäuscht zu haben. Sie müssen noch einiges verbessern was die Integration des Pjlers anbelangt. Haken halten können OP-Assistenten und Blutabnehmen Arzthelferinnen. Wenn der Pjler das nach 5 Jahre Studium (unbezahlt!) macht, ist das ein Unding. Ideal wäre wenn dem Pjler 5-10 Patienten zugeteilt werden, die er dann mit dem Assistenzarzt von der Pike an (auch mit Blutabnahme etc..) behandelt bis zur Entlassung. Aber dieses Ausnützen von den Pjler wird keine Zukunft haben, spätestens wenn sich die Studenten die Kliniken endlich selber raussuchen können und nicht vom Dekanat abkommandiert werden.