Die Behauptung, die medizinische Ausbildung in der Schweiz sei besser als die in Deutschland, ist nach meiner gemachten Erfahrung ein Mythos!
Zunächst das Positive:
Die Stimmung in der Klinik ist wirklich gut und der Umgangston höflich.
Auch die theoretischen Fortbildungen bzw. Konsiliarvisiten (bei denen beispielsweise ein Nephrologe einen interssanten aktuellen Fall diskutiert) sind gut.
Ganz besonders positiv möchte ich noch die AGUK (Akutgeriatrie) hervorheben, bei der das Team inklusive Chef wirklich hervorragend ist und wo man wirklich viel lernt und super eingebunden wird.
Es waren wirklich durchweg sehr nette und unternehmungslustige Unterassistentenkollegen (deutsche PJler) vor Ort.
Nun zum Negativen:
Die Arbeitszeiten sind sehr lange, oft deutlich mehr als die vertragsmässigen 50 Stunden/Woche.
Man lernt keinerlei manuelle Fertigkeiten (ZVKs, Knochenmarkss-, Aszites- oder Pleurapunktionen) oder Sonographie bzw. ein paar ABGAs sind das höchste der Gefühle.
Es erfolgen keine Rotationen in Funktionsabteilungen wie Endoskopie, Herzkatheterlabor, Sonographie.
Das Gehalt ist viel zu gering bemessen! Es bleiben gut 800 SFR netto übrig, aber die Miete kostet mind. 530 SFR (günstigste Wohnheims-Kategorie!) und ein Mittagessen knapp 10 SFR. Auch sind die Lebenshaltungskosten insgesamt sehr hoch!
Fazit:
In Deutschland hätte ich bei deutlich weniger Wochenstunden und mehr Studientagen viel mehr an manuellen Fertigkeiten gelernt!
Immerhin weiß ich die Vorzüge des deutschen Systems jetzt wieder zu schätzen.
Einen Auslandsaufenthalt würde ich trotzdem jedem empfehlen!