Nach den vorhandenen Berichten auf PJ Ranking war ich davon ausgegangen, in Chile viel im Krankenhaus machen zu duerfen. Dies stellte sich leider als relativ heraus. Zunaechst wurde ich der Chirurgie im Hospital Clinico der PUC zugeteilt, dies liess sich ganze zwei Wochen aushalten weil man zu ueberhaupt nichts kam, das hoechste der Gefuehle war bei OPs zuschauen (!) zu duerfen. Deshalb wuerde ich jedem der in die Chirugie an die PUC geht dringlichst empfehlen sofort ins Lehrkrankenhaus Dr. Sotero del Rio im Stadtteil Puento Alto (ganz im Sueden Santiagos, ca 45min Metro vom Zentrum aus) zu gehen und keine Zeit im Hospital Clinico zu verschwenden. Im Sotero war es dann sofort deutlich besser, ich habe zunaechst einen Monat in der Onkochirugie verbracht, ein sehr nettes Team und eine fuer deutsche Verhaeltnisse recht exotische Mischung aus Mamma-, und Kopf-Hals Chirurgie. Dort bin ich eigentlich immer zum assistieren gekommen, um was zu machen musste ich aber die ganze Zeit darauf beharren und zeigen das ich sehr interessiert bin, von alleine hat man nichts zu tun gekriegt.Es gibt in dieser Abteilung relativ wenige Patienten die laenger als einen Tag bleiben (Mamma Ops und Schilddruesen gehen am 1. Tag heim), so dass man wenig Stationsarbeit hat. Gleich zu Beginn habe ich mit einem 24h Dienst ein mal die Woche in der Notaufnahme angefange, da mir dies sehr gut gefallen hat bin ich fuer den Rest des Tertials ganz in die Notaufnahme gewechselt, dies war von der Struktur her etwas komplizierter, da es sich um taeglich wechselnde Teams handelt, die man erstmal alle kennenlernen muss und man niemand fest zugeordnet ist. Wir PJler hatten aber zu jeder Zeit einen festen Ansprechparter im Haus der sehr freundlich und hilfsbereit war. Die Notaufnahme ist vom Patientenklientel hochinteressant, alle chirugigschen Beschwerden vom eingewachsenen Zehennagel, ueber die 101. Apendicitis bis zum abgesaegten Finger ist alles dabei. Hinzu kommt das das Sotero in einem sozial sehr schwachen Stadtteil liegt, es gibt viele Gewaltopfer, Messerstechereien und Schusswunden, die auch aus den umliegenden Gefaengnissen kommen. Nachts kann man das Krankenhaus ohne eigenes Auto nicht verlassen, wenn man fuer die Nacht da ist, muss man bleiben, tagsueber ist die Gegend kein Problem, auch wenn ich nicht zu laengeren einsamen Spaziergaengen tendieren wuerde. Da die Patienten alle nur oeffentlich versichert sind, warten viele sehr lange bis sie zum Arzt gehen und schlagen dann mit lehrbuchreifen Krankheitsbildern in der Notaufnahme auf. Auch hier hiess es reges Interesse zeigen um zu etwas zu kommen, grade wenn man die Sprache noch nicht perfekt kann ist es in dem sehr unueberschaubaren Gewusel schwierig jemanden zu finden der einem Arbeit zuteilt. Hat man allerdins erstmal Fuss gefasst kann man Aufnahmen und viele Untersuchungen machen, sehr viel naehen und bei den Notfall OPs assistieren. Ein Nachteil ist, dass in der Urgencia 12h Schichten gearbeitet werden (08:30-20:30), wenn man wirklich Einsatz zeigen will macht man das mit, man kann aber auch problemlos frueher nach Hause gehen. Die Teams sind alle sehr nett, das Ansehen als PJler ist gut sowie auch die Meinung ueber Deutsche im besonderen. Die dortigen Internos sind tierisch fit und haben deutlich mehr klinische Erfahrung als die meisten von uns.
Als Fazit wuerde ich sagen: Ein sehr gutes aber sehr anstrengendes Tertial, da man staendig volle Motivation zeigen muss um zu etwas zu kommen.
Bewerbung
Ich habe mich ca. 11 Monate vorher beworben, dies ist aber durchaus auch kurzfristiger moeglich (ca. 3 Monate).
Email an: intercam@med.puc.cl
oder die Homepage der Facultad de Medicina der Pontificia Universidad Catolica de Chile aufsuchen. Wenn die eigene Uni ein Gegenseitigkeitsabkommen hat, zahlt man keine Studiengebuehren, sonst kostet ein Tertial 500 US Dollar.