Kleines Spital, in dem es nur eine Innere (heisst nur Medizin) und eine Chirurgie nebst Anästhesie und Radiologie gibt. Das Einzugsgebiet ist relativ groß, und man sieht in der Inneren alles, was nicht primär chirurgisch ist (Neuro, HNO, Auge, Derma ). Als Unterassistent der Medizin wird man primär auf dem Notfall eingesetzt. Das bedeutet man macht die Anamnese, untersucht und ordnet ggf. Labor, Röntgen etc. an. Alles immer in Rücksprache mit Assistenten und Oberärzten. Die Ärzte (Chefarzt, 3 Oberärzte, 6 AA) waren alle ohne Ausnahme ausgesprochen freundlich und immer ehrlich dankbar für meine Hilfe. Es gibt allerdings kein offizielles Teaching ausser einer wöchentlichen Fortbildung für alle, so dass man auf spontanes Bedside-teaching angewiesen war. Leider war das Patientenaufkommen zwischendurch recht gering, so dass manchmal wenig zu tun war. Das Personalhaus ist aber nebenan, so dass man auch dort hingehen konnte und sich schnell anpiepen lassen konnte, wenn jemand kam. Blutentnahmen machen oder Braunülen legen musste man nicht machen, dafür diverse Punktionen (Aszites, Pleura, Liquor), so sie denn anfallen. Auch Blasenkatheter legen, ABGAs oder Nähen bei chirurgischen Notfallpatienten konnte gemacht werden. Nach der Entscheidung, ob ein Patient bleiben muss oder nicht, folgt entweder das Verfassen eines ambulanten Konsultationsberichts oder die komplette Dokumentation (nicht wenig) für die stationäre Aufnahme und Therapie. Zusammengefasst also durchaus interessante Erfahrung, da man viel praktische Dinge üben konnte. Man konnte auch in die umliegenden Alters- und Pflegeheime mitfahren und dort selbstständig arbeiten. Teaching wie man es an der Uni kennt gibt es nicht, man sieht aber viele verschiedene Krankheitsbilder und kann viel Anamnese und Erstuntersuchung üben. Da die Schweiz teilweise doch sehr ländlich ist, sieht man auch noch Krankheitsbilder in Stadien, die man sonst nur aus dem Lehrbuch kennt. Für zwei Monate zu empfehlen, die anderen zwei vielleicht an einer größeren Klinik machen, um auch die Erfahrung mitzunehmen.
Es gab noch weitere deutsche UHUs auf der Chirurgie und der Anästhesie, unbedingt deren Berichte lesen, da es dort teilweise nicht so gut war!
Landschaftlich ist die Schweiz natürlich sehr schön und man kann sich in der Zeit dort viel anschauen. Am Wochenende kann es sein, dass man für die Chirurgen Piket machen muss, theoretisch müsste man dann innerhalb von 30 Minuten im OP sein. Da wir viele UHUs waren, hatte ich in den 2 Monaten nur ein Wochenende Piket, dafür aber eine volle Woche Kompensation. Generell habe ich entweder Frühdienst von 8 Uhr bis 15 Uhr oder Spätdienst von 15 bis 22 Uhr gemacht. Das Essen im Spital kostete immer so um die 8 Franken, teilweise haben die Assistenten auch für mich bezahlt sowie zum Kaffee eingeladen. Die Kosten dafür können sonst schnell zu einer ansehnlichen Summe werden, dafür war das Essen exzellent. Das Gehalt betrug 940 Franken, davon ging ein kleiner Teil für Steuern und Versicherung ab und ca. 340 Franken für das Zimmer im Personalhaus (im Doppelzimmer zahlt man nur 240 Franken pro Person). Insgesamt kommt man so gut über die Runden und kann sich auch mal was leisten. Das Wohnheim hat auch einen netten Balkon auf dem man gut grillen kann. Insgesamt eine nette Erfahrung, gelernt hat man eher praktisch als theoretisch und sich in einem guten Arbeitsklima sicherlich nicht kaputt gemacht.
Bewerbung
Ca. 4 Monate vorher erst telefonisch angefragt, ob eine Stelle frei ist, dann Unterlagen per Mail nachgereicht. Sonst wie üblich eher zu früh als zu spät bewerben.