PJ-Tertial Anästhesiologie in St. Marien-Hospital Luenen (2/2011 bis 6/2011)

Station(en)
OP/Intensivstation
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Muenster
Kommentar
So sieht ein PJ-Tertial Anästhesie und Intensivmedizin in Lünen aus!
von Eva-Maria Becker, 25.06.11

Das Wahltertial Anästhesie beginnt klassisch mit einigen Wochen im ambulanten OP-Zentrum des Hauses. Dort werden meist recht kurze und eher unkomplizierte Eingriffe durchgeführt. Für mich gab es dort die Möglichkeit, erste Routine in unkomplizierten Narkosen zu erlangen. Als PJlerin konnte ich dort unter oberärztlicher Anleitung jeden Tag viele Patienten versorgen und Sicherheit bei der Anlage von venösen Zugängen, Larynxmasken und Endotrachealtuben erlangen. Durch die schnellen Wechsel gab es kaum lange Phasen, in denen nicht viel zu tun war. Dazu kam erste Übung in der Auswahl der jeweiligen Medikamente, ihrer Dosierung und Wirkspezifika und Grundlagen der intraoperativen Überwachung. Nach einiger Übung ist ein selbstständiges Arbeiten unter Aufsicht gut möglich.

Auf die Zeit im ambulanten Bereich folgt die Zeit im Zentral-OP. Hier werden in Lünen alle großen allgemein-, unfall-, gefäß- und neurochirurgischen Eingriffe durchgeführt. Hinzu kommen auch noch gynäkologische und urologische Patienten.
Für mich ergab sich hier ein ganz anderer Aspekt der Anästhesie. Hier ging es nicht nur um eine "einfache" Narkose bei relativ gesunden Patienten. Das chirurgische Spektrum in Lünen mit teilweise sehr kranken Patienten bedingt aufwändige und gut geplante überwachungs- und Narkoseverfahren. Es werden häufig arterielle Blutdruckmessung und zentraler Venenkatheter eingesetzt. Dazu kommen auch Besonderheiten wie der Doppellumentubus im Rahmen von thorakalen Operationen oder die nasale Intubation bei schwierigem Atemweg am wachen Patienten. Neben diesen aufwändigeren Verfahren werden regelmäßig Regionalanästhesien durchgeführt: von der klassischen Spinalanästhesie für eine Sectio über diverse Nervenblockaden bei unfallchirurgischen und orthopädischen Patienten bis hin zu PDK-Anlagen zur postoperativen Schmerztherapie.

Neben dem Einsatz im OP gibt es noch zwei weitere Bereiche, die man als PJler durchläuft. Zum einen ist da die große anästhesiologische Intensivstation mit ihren 16 Betten, zum anderen hospitiert man auch für 14 Tage in der ausgegliederten Klinik für Schmerz- und Palliativmedizin.
In der Zeit auf der Intensivstation ist es, trotz der Schwere der Krankheitsbilder, als PJler sehr gut möglich, ein eigenes Zimmer zu betreuen, seine Patienten bei Übergaben und Visiten vorzustellen und sich bei deren Behandlung aktiv einzubringen. Außerdem werden weitere invasive und nicht-invasive Untersuchungen und Eingriffe wie Tracheotomien, SPK-Anlage, transkranieller Doppler und Herzecho regelmäßig durchgeführt. Je nach Situation konnte ich dabei auch unter Anleitung einige für mich neue Dinge sehen und aktiv durchführen. Wenn man möchte, kann man zum Beispiel auch mit dem jeweiligen Stationsarzt mitlaufen, wenn dieser über den Herzalarm des Hauses alarmiert und zu einer Reanimation gerufen wird.

Die Zeit in der Schmerztherapie zeigt dagegen ganz andere Arbeitsbereiche der Anästhesie, sowohl die stationären als auch die ambulanten Schmerzpatienten mit ihren Problemen, häufig im Rahmen einer chronischen Erkrankung. Außerdem findet die Arbeit in der Palliativmedizin meistens in Form von ambulanter Betreuung, wenn möglich zu Hause, statt. Dort trifft man Patienten und Familien in ganz besonderen Lebenssituationen an, und ganz anders als im stationären Bereich konzentriert sich die Arbeit nicht auf die Heilung eines Patienten, sondern auf dessen größtmögliche Beschwerdefreiheit und Lebensqualität.

In meiner Zeit in Lünen konnte ich das breite Angebot gut nutzen und vieles selbst durchführen. Mich hat neben den beschriebenen Rotationsstationen auch der notfallmedizinische Aspekt interessiert. Hier ergeben sich einige Möglichkeiten, Einblicke in diesen Bereich des Faches zu bekommen. Im Wechsel mit internistischen Kollegen besetzt die Anästhesie das NEF der Stadt. Hier kann man als PJler mitfahren und erleben, wie anders die Arbeit in der Notfallmedizin sein kann. Während meines Tertials bin ich auch einige Male mit in den Schockraum der Klinik gegangen. Hier konnte ich erleben, wie die Versorgung eines traumatisierten Patienten abläuft und welche Schritte dabei nötig sind. Häufig war es dabei möglich, die komplette Versorgung des Patienten von Aufnahme, über Diagnostik bis in den OP zu begleiten.

Nach meinem Tertial in Lünen kann ich nur sagen, dass es mir sehr, sehr gut gefallen hat. Als PJler wird man sehr herzlich im Team aufgenommen und es gibt einen klaren Plan, welche Bereiche durchlaufen werden sollten, um das breite Bild der Anästhesie zu zeigen. Dazu kann man nach eigenen Vorlieben Schwerpunkte setzen oder in Bereiche wie die Notfallmedizin hineinschnuppern.
In allen Bereichen wird darauf geachtet, dass man fast immer von erfahren Fach- und Oberärzten betreut und angeleitet wird, sodass es Spielraum für die eigene Unerfahrenheit gibt. Ich habe in meinem Tertial einige Fähigkeiten vertiefen können und viele neue Dinge gesehen und aktiv durchgeführt. Ich denke, man bekommt hier einen umfassenden Eindruck, welches breite Spektrum die Anästhesie bieten kann. Wer interessiert und motiviert an die Sache rangeht, kann sein Tertial hier sehr genießen und viel lernen. Ich kann es nur jedem empfehlen sein Wahltertial in Lünen zu verbringen.

Auch die Rahmenbedingungen in L�nen machen ein Tertial sehr angenehm. Auch wenn Lünen gut mit dem Zug zu erreichen ist, kann man im Wohnheim des Krankenhauses ein Zimmer bekommen. Zimmer und Verpflegung sind für PJler kostenlos. Daneben erhält jeder PJler am ersten Tag ein eigenes Mobiltelefon. In der Anästhesie funktioniert es zum Beispiel sehr gut, natürlich nur wenn man möchte, sich z. B. außerhalb der Arbeitszeit anrufen zu lassen, falls ein interessanter Fall im Schockraum erwartet wird.
Seminare finden regelmäßig zweimal pro Woche statt und sind in der Regel spannend und informativ.

Also auf nach Lünen und viel Spaß!
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Repetitorien
Bildgebung
Fallbesprechung
EKG
Sonst. Fortbildung
Patientenvorstellung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Braunülen legen
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Notaufnahme
Punktionen
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
150
Gebühren in EUR
-

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
2
Station / Einrichtung
1
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.13