Man ist für drei chirurgische Stationen der Rufsklave, der von jeder Station mehrfach täglich gerufen wird für jede Blutentnahme und jede Viggo, damit die Schwestern in Ruhe endlos Kaffe trinken können. Zwischendurch wird man natürlich auch zum Hakenhalten im OP angefunkt.
Das geschieht so selbstverständlich in einem ziemlich rauen Ton, dass einem ständig klar ist, das man das schwächste Glied in der Hierarchiekette ist. Jedes Hinterfragen wird von den Kranken- und OP-Schwestern beantwortet mit der Drohung, sich direkt beim Chefarzt zu beschweren.
Die Nachmittage bestehen hauptsächlich aus Reha-Anträgen für die ganze Station, was anderswo der Sozialdienst übernimmt... Es wird erwartet, dass man zur Nachmittagsbesprechung kommt. Mal ist sie schon um 15h30, aber oft erst 17h00 oder später! So kommen viele Überstunden zusammen.
Das Verhältnis zu den anderen Mitarbeitern war sehr unterschiedlich:
Pflegepersonal: Die Krankenschwestern auf der 68 sind die Nettesten. Auf den anderen beiden Stationen waren die Schwestern unfreundlich und frech.
Die OP-Pfleger waren herablassend und unverschämt. Eine Kostprobe:
OP-Schwester: Komm sofort runter in OP 4
PJler: Ist der Patient schon drin, wieviel Zeit hab ich?
OP-Schwester: Das ist egal, wenn ich Dir sage komm runter, dann hast Du SOFORT zu kommen, ich glaub es hakt!
Als Ventil für die angestaute Frustration des nichtärztlichen Personals herhalten zu müssen ist nicht hinnehmbar.
Ärzte:zu jung, unerfahren aber sehr auf eigenen Vorteil bedacht und dafür zu jeder Schandtat bereit.
Von den drei Oberärzten hat mir einer ein paar Mal etwas auf Röntgenbildern und im OP erklärt, für die anderen war ich de facto unsichtbar.
Die Abläufe in der Abteilung sind sehr chaotisch. Auch wenn das alle frustriert, ändert sich nichts, was zu einer hohen Fluktuation der Assistenzärzte führt. Allein in meinen vier Monaten kündigten fünf Ärzte, drei neue ersetzten sie.
Ein anderes Beispiel: 10h30 Anfunken, Blutbild bei einem Patienten. 11h00 Anfunken: Kreuzblut abnehmen beim selben Patienten. 11h20 Anfunken: Viggo legen, wieder beim gleichen Patienten. Mein Vorschlag, beim nächsten Mal doch alles auf einmal zu machen stieß auf großes Unverständnis. Die Schwestern fühlten sich gleich angegriffen: Wenn Du ein Problem hast, können wir das mit dem Chef klären.
In meinen vier Monaten auf der gab es keine einzige Fortbildung. Man erwartet allseits und allzeit vom PJler, dass er die ungeliebten Routineaufgaben Blutabnehmen, Viggos und Rehas selbständig übernimmt und auf Abruf im OP Haken hält, ohne eine Gegenleistung in Form von Lehre zu bieten.