Wer ein recht entspanntes Tertial in einer tollen Stadt mit sehr angenehmen Menschen sucht ist in Uruguay meines Erachtens genau richtig.
Ich habe 4 Monate in der Inneren Medizin, davon 2 in einem "gemischten" Inneren Krankensaal und 2 in der Infektiologie verbracht.
Die einheimischen PJler, Internos genannt, sind fest in die Ablauf und Arbeitspläne des Hospitals eingebunden und nach 8,5 Jahren Studium auch deutlich weiter im Wissen als der durchschnittliche deutsche PJler. Man selbst wird sehr freundlich und interessiert empfangen, aber es erwartet keiner das man die selben Arbeiten wie die lokalen Internos leistet. Insgesammt ist die medizinische Ausbildung hier extrem gut, die lokalen Studenten sind sehr engagiert und lernbegierig und die Ärzte verfügen über sehr viel Wissen.
Hier kommt es meines Erachtens wieder einmal sehr darauf an wie und wieviel man sich einbringen möchte. Ich würde aber vermuten, dass man in einer deutschen Inneren leichter zu mehr kommt als hier.
Das Krankenspektrum ist sehr interessant, die Inneren Stationen sind gemischt belegt, das heisst man bekommt es bei einem Patienten mit was kardialem zu tun und beim nächsten mit hepatischen Problemen etc. Die Menschen sind zwar alle gesetzlich versichert und haben Zugang zum Gesundheitssystem, dennoch sieht man auf Grund der doch ausgeprägten Armut in großen Teilen der Bevölkerung und des späten Zeitpunktes zu dem sie in die Klinik gehen, sehr ausgeprägte und bei uns eventuell nicht mehr vorkommende Krankheitsbilder. Besonders interessant für mich war die Zeit in der Infektiologie, die aus zwei Teilbereichen besteht. Zum einen gibt es eine Station in einem zum Krankenhaus separat liegenden Gebäude in der nur HIV Patienten mit teilweise sehr ausgeprägten AIDS Symptomatiken behandelt werden, zum anderen einen Konsildienst der Infektiologie der täglich auf allen anfragenden Stationen Visite macht. Dabei kommt man dann dazu, sehr viele Stationen und Fachrichtungen mit einsehen zu können und sehr viele unterschiedliche infektiologische Krankeitsbilder kennenlernen zu können. Das Interesse des Oberarztes an Lehre und Wissenschaft in der Infekto war sehr hoch, so dass ich viel mitnehmen konnte. Gleichzeitig bekam ich auch durch ihn die Möglichkeit, einmal wöchentlich zur Visite auf eine in einem anderen Krankenhaus liegenden Intensivstation mitzugehen, und dort Patienten zu untersuchen und anschließend detailiert zu besprechen.
Insgesamt gibt es in Uruguay ein gut funktionierendes Gesundheitssystem, dennoch fehlt es an allen Ecken und Enden, das Krankenhaus ist teilweise in einem desolaten Zustand und immer wieder gibt es spezifische Medikamente nicht oder Laborbestellungen werden einfach nicht ausgeführt, was zu starken Verzögerungen im Ablauf führt.
Wenn Ihr ein Semester bei dem Ihr total viel machen und Euch richtig engagieren könnt, sucht, würde ich Montevideo eher nur bedingt empfehlen. Vom Land und der unschlagbaren freundlichkeit der Leuten her, und auch von der Lage in Südamerika ist es als PJ Ort sehr heiß zu empfehlen (allerdings nur von November bis März, danach wird es unsagbar kalt und ungemütlich).
Es gibt dort erstaunlich viele deutsche PJler, aber hauptsächlich in der Chirurgie. Was ich so von denen gehört habe lohnt sich dieses Fach dort allerdings weniger. Hingegen haben einige mir erzählt, dass Gyn und Pädiatrie dort sehr gut sein sollen, weil man zu deutlich mehr kommt als in einem deutschen Krankenhaus.
Bei Fragen könnt Ihr mir gerne eine Email schreiben.
Bewerbung
Ich hatte mich ca. 10 Monate davor beworben. Die Bewerbung lief unglaublich schnell, einfach und unbürokratisch so dass ich schon nach 2 Wochen eine schriftliche Zusage in der Tasche hatte.
Einfach eine Email an die internationale Stelle des Dekanates der Universidad de la República: "Asuntos Internacionales" internacional@fmed.edu.uy
senden, von denen bekommt man dann eine Liste mit den benötigten Papieren die man dann hinfaxen kann.