In Lüdenscheid in der Gastroenterologie wird man als Student regelrecht verwöhnt. Alle Ober- und Assistenzärzte sowie der Chefarzt sind hochinteressiert, einem was beizubringen und die eigene Arbeitslast ist variabel, aber immer gut tragbar.
Der Tag fängt gegen 8 Uhr an mit Aufnahmen und eventuell Blutabnahmen (das meiste wird von der Pflege erledigt). Wenn man fertig ist mit den Aufnahmen (die man übrigens nicht alle selbst machen muss (zum Teil doch recht viele)) bzw. meint, man hätte jetzt genug gemacht für einen Vormittag, dann kann man runtergehen in die Funktion und beim Sonographieren und Endoskopieren zuschauen, oder in die Schilddrüsensprechstunde reingehen und sich das angucken. Mittags findet die Besprechung statt, wo man seine aufgenommenen Patienten dem Chef persönlich vorstellt, der dann sehr wohlwollend auf mögliche Fehler und Mängel hinweist und Empfehlungen austeilt. Anschließend geht man mit den meisten anderen Ärzten in der Kantine essen (90 Euro Essensgeld gestellt, dadurch praktisch kostenlos), dafür hat man meist 30 Minuten bis zu einer Stunde. Nachmittags werden weitere Aufnahmen gemacht, genaueres Procedere oder das Krankheitsbild mit einem Oberarzt besprochen, der einem viele Details erklärt. Montags und Dienstags findet um 16.00 Seminar statt (Dauer ca. 1,5 Stunden, verschiedene Fachrichtungen wechseln sich ab mit den Themen), Mittwochs gibt es das Lunchmeeting (für Ärzte, Studenten auch erwünscht) um 12.45 Uhr (Dauer halbe Stunde) und um 14.00 Uhr wieder Seminar (Dauer 1,5 Stunden). Am Donnerstag findet um 14.00 für eine Stunde ein Röntgenseminar statt, das vom Chef der Radiologie persönlich gehalten wird. Zu den Seminaren kann und soll man immer hingehen, niemand käme auf die Idee, den Studenten davon abzuhalten. Ende des Tages ist offiziel gegen 16.00 Uhr, manchmal früher, manchmal später, da man aber jeden Tag Seminar hat, kommt man trotzdem kaum auf die 8 Stunden volle Arbeitszeit.
Wenn man etwas länger da ist und im Seminar auch was gelernt hat, wird man an das Sonographieren und Punktieren von Aszites und Pleuraergüssen herangeführt. Man darf auch eigene Patienten auf Station betreuen, natürlich unter Aufsicht der Oberärzte.
Seit neuerdings bekommt man 400 Euro pro Monat für das PJ, dafür muss man 8 Notfalldienste pro Tertial machen, sprich an 8 Tagen (von Stundenten selbst eingeteilt) jeweils 6 Stunden am Nachmittag oder Abend in der Notaufnahme aushelfen. Je nach Patient und Arzt mehr oder weniger lehrreiche Veranstaltung. Für jeden Dienst bekommt man einen Tag Freizeitausgleich, den man nicht sofort am nächsten Tag nehmen muss. Studientage kann man immer nehmen, wenn man es ein paar Tage vorher sagt. Wenn mehr als ein PJler auf der selben Station sind, wird es gern gesehen, wenn man nicht immer am selben Tag den Studientag nimmt.
Abgesehen von den 400 Euro, die man so bekomt, kann man sich noch durch chirurgische Bereitschaftsdienste was dazu verdienen. So weit ich weiß, bekommt man für eine Nacht in der Woche 80 Euro und einen Tag am Wochenende 100 Euro. Wenn man mehr als 400 Euro verdient, kann es natürlich passieren, dass man Steuern zahlen muss.
Wohnen ist kostenlos mit Internet und Parkplatz. Das Wohnheim ist simpel gebaut und kein Luxus, reicht aber für den Alltag aus. Lüdenscheid selbst ist nicht die größte und lebhafteste Stadt, aber wenn man will, kann man sich trotzdem vergnügen.
Bewerbung
In diesem Tertial haben sich leider nur extrem wenige Menschen für Lüdenscheid beworben. Als Lehrkrankenhaus der Universität Bonn besteht keine Anforderung an die Vorlaufszeit.