PJ-Tertial Gynäkologie in Inselspital Bern (2/2012 bis 6/2012)

Station(en)
Gyni und Geburtshilfe, Ambulatorium, Gebärsaal (E1, E3, F2, F3, Gebs)
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Insgesamt hatte ich eine tolle Zeit in der Frauenklinik des Inselspitals, trotzdem ist auch nicht alles rosig gewesen. Aber zumindest wurde ich nicht so sehr ausgebeutet, wie die PJler in anderen Abteilungen (Ortho, Innere...)

Ich war die einzige PJlerin in der Gyn und anscheinend waren auch vor mir noch nicht sehr viele dabei. Es gibt allerdings ständig zwischen 4-6 schweizer Blockstudenten, welche immer für 4 Wochen blieben. Obwohl ich eigentlich mehr hätte machen sollen und dürfen, haben mich die meisten als einen solchen Blockstudenten angesehen und ich konnte/durfte somit wenig selbstständig arbeiten. Teilweise habe ich mich eher als Famulant statt als PJler gefühlt. Wie immer war viel von den Assistenten abhängig, was man selber machen kann und was man gezeigt bekommt. Manche haben kapiert, dass ich länger da bin als die üblichen Studenten und somit sie bei ihrer Arbeit unterstützen kann, wenn man mich ordentlich einarbeitet. Andere leider nicht...

Die Frauenklinik ist in Gyn und Geburtshilfe unterteilt, es gibt auch 2 separate Chefs. Ich wurde jeweils für 2 Monate in Gebs und Gyn eingeteilt.

Geburtshilfe:
die Stationen umfassen Wochenbett und Pränatal, im Ambulatorium findet die SS-Vor- und Nachsorge statt. Man ist bei den Visiten dabei, hat aber keine eigenen Patienten; ich habe viele Austrittsgespräche geführt, in der Ambulanz durfte ich auch sonographieren (Früh-SS und in der Spät-SS Fruchtwasser messen, Größe und Lage bestimmen etc.) und mit Speculum untersuchen (Abstriche entnehmen). Teilweise durfte ich das sogar selbstständig, ohne dass meine Assistentin dabei war. Auf Pränatal-Station gibt es super interessante Fälle, leider kann man quasi nichts selber machen.
Gebärsaal = Kreissaal; die Hebammen sind überwiegend nett, trotzdem kann es schwierig sein bei den Geburten dabei sein zu dürfen. "Mitanpacken" durfte ich nie, habe aber schon einige Geburten gesehen. Bei Sectios steht man mit am Tisch. Man muss eine Woche Gebärsaal-Nachtdienst (22.30-08.00) mitmachen, dafür hat man danach eine Woche Kompensationsfrei --> sonst hat man KEINE Urlaubstage. Der Frühdienst im Gebs geht nur von 7.40-15.00, der Spätdienst von 14.30-23.00

Gyni:
es gibt 2-3 OP-Sääle, Montags finden meist keine großen OPs statt. Es gibt von Mo-Do um 16.30h den OP-Rapport, bei dem mehr oder weniger anwesenheitspflicht besteht. Dort wird der OP-Plan für den nächsten Tag geplant und die Operateure eingeteilt. Ein "cand med" wird immer dann mit aufs Programm gestellt, wenn man wen zum Haken bzw Uterusmanipulator halten braucht oder aber es interessante OPs sind. Die Studenten teilen sich dann selbstständig in die OPs ein. Im OP draf man den Katheter legen, mit zunähen oder mal den Suggi oder Haken halten, aber alles in allem keine spektakulären Taten vollbringen. Es wird in der Insel fast alles laparoskopisch operiert (deshalb auch der Uterusmanipulator), man kann also alles schön aufm Bildschirm verfolgen; sehr selten wird offen operiert.
Im Durchschnitt ist man so für 1-2 OPs pro Tag eingeteilt, je nachdem wieviele Blockstudenten da sind. Bei mir waren wir meist soviele, dass man manchmal gar nicht oder nur kurz im OP war. Da die Assistenten aber von morgens bis abends im OP stehen, hat man dann absolut gar nichts zu tun. Man soll eigentlich die Stationsarbeit (hauptsächlich Neuaufnahmen) verrichten, aber die Abläufe sind alle so sehr ans OP-Programm angepasst, dass da vor 15.30/16h nichts läuft. Man kann die neuen Patienten also meist nie vor 15.30 aufnehmen und bis dahin hockt man nur rum. Man darf natürlich in alle OPs mitreingucken, ich persönlich fand das aber eher langweilig. In dem Leerlauf von ca 10-15h hab ich meistens gelesen oder bin "spazieren" gegangen. Später wird es dann wieder stressig, weil alles muss schnell bis zum OP-Rapport verrichtet werden. Wenn man Pech mit dem Assistenten hat, muss man solange abends bleiben, bis man endlich die Patienten aufnehmen konnte.

Allgemein:
Frührapport 7.40, Abendrapport 17.00, danach eigentlich Feierabend
Montags mittags Ärtzefortbildung, alle paar Wochen mal Fortbildung am Donnerstag Nachmittag für Niedergelassene mit mehreren Vorträgen (eher langweilig, weil zu speziell)
bei Chefvisiten ist anwesenheitspflicht, man lernt aber eher nichts. In der Gyn darf man noch nichtmal mit ins Zimmer, der ganze Pulk bleibt im Flur stehen...Ab und zu fragen die Chefs oder OAs einen mal was, aber eher selten. Wenn man die Assistenten oder OAs selbst was fragt, bekommt man meist sehr nette Antworten und Erklärungen.
Der Unterricht sollte eigentlich täglich stattfinden, da aber die Assistenten (die den Untericht machen sollen) hoffnungslos überarbeitet sind, hatte kaum einer Zeit dafür; 80% ist bestimmt ausgefallen. Außerdem hat sich der Unterrichtsplan monatlich wiederholt, weil er für die Blockstudenten ausgerichtet war. Ich bin irgendwann nicht mehr hingegangen, weil ich mir nach 2 Monaten nicht mehr anhören wollte, wie man eine Gyni-Anamnese denn machen sollte. PJ-Unterricht gab es nicht.
Allgemein konnte und durfte man auch in alle Funktionsabteilungen oder Spezialsprechstunden (Kinderwunschzentrum, Endokrinologie, Senologie, Ultra Schall, etc) gehen, wenn man sich vorher anmeldet bzw hinterher telefoniert. Ich war meist zu faul dafür und habe mich abgeseilt, wenn es nichts mehr für mich zu tun gab.

Man muss kein Blut abnehmen/Braunülen legen, das macht die Pflege. Besonders in der Geburtshilfe arbeiten die Hebammen und Pflege sehr selbstständig.
Alles in allem sind alle sehr nett, das Klima ist in der Geburtshilfe viel besser als in der Gyni, trotzdem scheinen alle Assistenten überarbeitet, gestresst und unzufrieden. Aber zu meckern gibt es wohl überall. Die OAs sind auch eigentlich alle sehr nett, man duzt sich und hat eine lockere Umgangsweise.
Es war teilweise schwierig beachtet zu werden, ich hatte das Gefühl man zählt mich zu den Blockstudenten, die alle nur für ein paar Tage auf einer Station bleiben und somit kaum beachtet oder eingearbeitet werden. Außerdem ist das eine riesige Klinik und ich hatte auch in der letzten Woche noch neue OAs mit denen ich vorher nicht zusammengearbeitet hatte und mich erstmal vorstellen musste.

Unterkunft gibt es beim Inselspital, kostet ziemlich viel (ab 390CHF) für wenig Angebot. Ich denke ich hatte Pech mit PH7, klein, alt, runtergekommen, kein Internet...die anderen Personalhäuser sind besser. Trotzdem war es in Ordnung und sehr nah am Spital (3min zu Fuß) und Innenstadt (10min zu Fuß).
Essen gab es zu Mitarbeiterpreisen, was aber nicht billig heißt! Als Kleidung bekommt man ein wunderschönes Kleidchen (auch als Mann)....ziemlich furchtbar, aber man gewöhnt sich an alles. Somit wird auch nochmal deutlicher, dass man Student ist und ignoriert werden kann. Ein Spint steht den Studenten eigentlich nicht zu, ich hab der Dame in der Wäscheabteilung einfach gesagt, dass mir einer versprochen wurde, dann hat es plötzlich doch geklappt.


Bewerbung
Beworben habe ich mich ca 1,5 Jahre vorher per email an die Chef-Sekretärin.
Unterricht
4x / Woche
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Botengänge (Nichtärztl.)
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
ca 750
Gebühren in EUR
keine

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
4
Betreuung
2
Freizeit
4
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 2.4