Ich fand die Zeit in Murten ok, die Betreuung war jetzt aber weder besonders gut noch besonders schlecht und ist wie generell eben sehr abhängig von den anwesenden Assistenzärzten.
Insgesamt kann man sagen dass die Assistenten dort eine ruhige Kugel schieben, und dafür dass sie dort viel Zeit haben wird einem doch recht wenig gezeigt und beigebracht. Lehrvisite gibts z.B. gar nicht, bei der normalen Visite rennt man den Ärzten vom ersten bis zum letzten Tag einfach hinterher und wird nicht weiter beachtet. Man darf theoretisch eigene Patienten betreuen, aber der Patient wird nie mit einem durchgesprochen. Letztlich haben die Assistenten keinen Bock auf die Auseinandersetzung mit dem PJ und erledigen einfach alle Anordnungen für den Patienten (ohne Rücksprache) selbst. Oft habe ich nur durch Zufall mitbekommen dass "mein" Patient dann plötzlich ein neues Medikament hatte... :-/
Das Krankheitsspektrum das einem geboten wird ist ebenfalls seeeehr eingeschränkt, Murten hat 6000 Einwohner und das Einzugsgebiet insgesamt ist nicht viel grösser. Damit hat man nur mit Geriatrie und Grundversorgung zu tun. Vor allem auf der Permanence (=Ambulanz/Notaufnahme) schlagen fast nur Leute mit allgemeinmedizinischen (Otitis, Bronchitis, Rückenschmerzen,...) und chirurgischen Problemen (Schnittverletzungen, Knochenbruch) auf.
Grosses Plus sind die fehlenden Blutentnahmen, die von der Pflege gemacht werden.
Fazit: Wer mit dem Gedanken spielt in die Innere zu gehen sollte sich vielleicht ein grösseres Haus suchen, denn die Krankheitsbilder hier entsprechen glaube ich nicht dem was man in der Inneren Medizin alles gesehen haben sollte...
Noch ein paar Facts zu den Arbeitszeiten:
Arbeitszeit ist von 8-18h mit ca. 2h Mittagspause (da man wegen des hohen Kantinenpreises die Zeit braucht um zu Hause was zu essen), Gehalt 1000 Sfr, nach Abzug von Steuern und Miete für die Wohnung bleiben dann 400 Sfr. Ihr könnt aber bis zu 10 Hintergrunddienste pro Monat machen für die es je 30 Sfr gibt. Urlaubstage 1,8 pro Monat Arbeitszeit.
Übrigens: Der Anteil der französisch-sprachigen Patienten beträgt 25%. Das wird von der Personalabteilung mit keinem Wort erwähnt wenn ihr euch bewerbt. Es geht zwar wirklich auch ohne französisch, aber man sollte sich das schon gut überlegen... Schweizerdeutsch ist schon schwer genug zu verstehen ;)