PJ-Tertial Orthopädie in Seepark Klinik Debstedt (8/2012 bis 12/2012)

Station(en)
I, III, IV
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Die Orthopädie in der Seeparkklinik in Debstedt umfasst vier Abteilungen von denen ich während meines Tertials die Orthopädie I, III, und IV besucht habe.

Zuerst war ich in der vierten Abteilung, der Wirbelsäulenorthopädie. Dort kann man wirklich ausführlich die Wirbelsäule untersuchen, Reflexe, Nerven und zugehörige Dermatome lernen, konservative Behandlungsverfahren für "Rückenpatienten" kennenlernen und auch selber Infiltrationen mit Lokalanästhetikum durchführen. Alles unter ganz hilfsbereiter und konkreter Anleitung. Operativ habe ich hier viel assistiert und bei großen und teilweise auch langen OPs das Knüpfen so richtig gelernt. Vom OP-Spektrum werden hier Bandscheibenvorfälle der gesamten WS sowie sämtliche WS-fehlstellungen wie Skoliosen, Kyphosen, Listhesen etc. behandelt.

Die erste Abteilung ist eine klassische orthopädische Abteilung in der unter anderem Knie- und Hüft-Endoprothesen (auch Revisionen), Kreuzbandplastiken, arthroskopische Operationen und Schulterchirurgie durchgeführt werden. Hier habe ich sämtliche Gelenke zu untersuchen gelernt, Röntgenbilder mitinterpretiert, Prothesen mitgeplant und Gelenke punktiert. Im OP durfte ich bei sämtlichen OPs assistieren, Metall entfernen, Knüpfen, Hautnähte machen und nicht nur Beine halten :-). Nachfragen war immer erlaubt. Besonders zu empfehlen sind die Schulter OPs. Hier habe ich Endoprothesen, Labrumrefixationen, Sehnen- und Bänderrekonstruktionen sowie allgemein Schulter- und Ellbogenarthroskopien gesehen und alles wurde super erklärt!

Die dritte Abteilung ist die Kinder- und Neuroorthopädie, die sicherlich die speziellste Abteilung darstellt. Zum einen gibt es hier in den Sprechstunden mit den Oberärzten die Krankheitsbilder der klassischen Kinderortopädie wie Hüftdysplasien, Beinachsenfehlstellungen, Fußdeformitäten, Gangauffälligkeiten, Epiphysiolysis etc. zu sehen. Zum sehr großen Teil werden jedoch Patienten mit angeborenen Lähmungen durch Cerebralparesen, sowie erwachsene Patienten mit Lähmungen nach Schlaganfällen und Dystoniker behandelt.
Das Besondere auf dieser Station ist der ganzheitliche Therapieansatz in enger Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Orthopädietechnikern, angeschlossener Schule/Internat und Kindergarten. Viele Patienten werden mit Botulinumtoxininjektionen behandelt. Diese darf man auch selber unter Anleitung durchführen. Außerdem werden Operationen zur Korrektur von unterschiedlichen Fehlstellungen, die auf Grund der jahrelangen Lähmungen erfolgten und die Lebensqualität, Pflegefähigkeit sowie Körperfunktionen wie Sitzen, Stehen, Liegen der Patienten stark einschränken, durchgeführt.
Über diesen Zweig der Orthopädie wird an der Uni wenig gelehrt, sodass man dort zunächst einige Zeit braucht um sich in das komplexe Thema einzufinden. Allein die Atmosphäre auf dieser Station zu erleben und den besonderen Ansatz im Hinblick auf die Lebensqualität und den Umgang mit stark körper- und teilweise auch geistig behinderten Menschen zu verstehen, war eine sehr wichtige und gute Erfahrung. Ärzte und Patienten sowie deren Angehörige, die meist bei den Aufenthalten dabei waren, pflegten auf Grund der jahrelangen wiederholten Behandlungen in Debstedt ein sehr familiäres und partnerschaftliches Verhältnis, wie man es aus dem normalen Krankenhausalltag nicht kennt.

Der allgemine Tagesablauf besteht auf den Stationen aus der täglichen morgendlichen Visite, oft zusammen mit den Physiotherapeuten. Dann erfolgen die Entlassungen und das Briefeschreiben, wobei man gerne mithelfen darf :-) und die Aufnahmeuntersuchungen und Aufklärungen zu den geplanten OPs. Außerdem gibt es die Sprechstunden der Oberärzte bei denen man ebenfalls dabei sein kann. Einige Ärzte betreuen außerdem die ansässigen Sportvereine (Eishockey und Basketball) sodass auch mal sporttraumatische und unfallchirurgische Krankheitsbilder zu sehen sind.

Zwischendurch verschwindet man dann in den OP. Teilweise herrschte in meiner Zeit in Debstedt Personalnot, sodass man als PJler zeitweise dringend gebraucht wurde. Ansonsten konnte man sich die OPs bei denen man mitmachen wollte jedoch frei aussuchen und wurde auf besonders interessante Eingriffe hingewiesen und fest eingeplant. Das OP-Team war sehr freundlich und auch die Stimmung im OP habe ich als sehr angenehm empfunden.

Monatlich gibt es Röntgenbesprechungen, Fortbildungen für alle (häufig abends) und PJ-Fortbildungen und Prüfungssimulationen, auf die wir teilweise ein wenig drängen mussten. Dabei haben wir einen sehr interessanten Sonokurs gemacht, in dem wir uns gegenseitig unter sehr guter Anleitung orthopädisch sonographiert haben und auf den ihr unbedingt bestehen solltet :-).

Ich habe ein sehr freundliches, humorvolles, hilfsbereites und flach hierarchisches Team sowohl auf ärztlicher, als auch auf pflegerischer Seite kennen gelernt.

So wie ich mein Tertial in Debstedt erlebt habe, kann ich es jedem nur empfehlen, der Spaß an der Orthopädie hat und nicht nur ein Tertial rumkriegen möchte.
Ich habe dabei aber auch festgestellt, dass es wichtig ist, als Pjler zu zeigen, dass man Lust hat etwas zu lernen und Lehrangebote nicht als selbstverständlich hinnimmt, gerade wenn eigentlich zu wenig Ärzte da sind und keiner zu viel Zeit hat. Deshalb ruhig öfter von sich aus nachfragen und echtes Interesse bekunden.

Es ist leider zu befürchten, dass sich die Situation für Pjler in Debstedt verschlechtern wird, denn schon im Vergleich zu älteren Berichten wurde deutlich, dass sich die personelle Situation verschlechtert hat und wahrscheinlich auch weiter verschärfen wird, sodass ich mir vorstellen kann, dass die Lehre dabei auf der Strecke bleibt. Dies wäre sehr schade, weil Debstedt es schafft, einem ein schönes Tertial zu bereiten, wenn man selber dazu bereit ist.
Bewerbung
Ganz normal über die Verteilung der Uni als Wunschort angeben
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Bildgebung
Fallbesprechung
Sonst. Fortbildung
Nahtkurs
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
Mitoperieren
Punktionen
Rehas anmelden
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gehalt in EUR
400

Noten

Team/Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
1
Klinik insgesamt
1
Unterricht
2
Betreuung
2
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
1

Durchschnitt 1.2