Bezüglich allgemeiner Angaben zum "Klösterchen" (Atmosphäre insgesamt, Wohnmöglichkeiten, Unterricht, Bielefeld an sich etc.) verweise ich auf meinen Innere-Bericht (12/13 - 03/14).
Neu ist jetzt, dass man sich entscheiden darf, ob man die Essenskarte (Frühstück und Mittagessen) nimmt; tut man dies beträgt das Gehalt 400 €; sonst sind es ca. 140 €.
Zur Chirurgie:
Insgesamt ein sehr angenehmes Tertial. Mir liegt Chirurgie am fernsten, dafür war es ein wirklich gutes und spannendes PJ-Tertial.
Wer wenig Lust auf Chirurgie hat, muss nicht mehr machen als unbedingt notwendig, wer sich sehr reinhängt und Interesse zeigt, kann sehr viel selbst machen und lernen (z.B. unter Aufsicht Ports ausbauen alleine; Nähen etc.).
Ich hatte von Anfang an kommuniziert, eher weniger mit der Chirurgie zu liebäugeln und wurde dann auch im OP nicht mehr dazu genötigt, zu nähen usw. Hatte den Eindruck, dass man durchaus akzeptiert und man nur die chirurgische "Grundausbildung" (die sicherlich sinnvoll ist) durchläuft und dann ist gut.
Ich war sowohl in der Unfallchirurgie / Orthopädie als auch in der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. Die Dauer der Einsätze ist eigentlich frei wählbar nach Absprache, man kann also sehr gut eigene Schwerpunkte setzen.
Orthopädie / Unfallchirurgie: Team ist klein, aber fein. Während meiner Zeit war der Posten des CA unbesetzt, sodass etwas weniger in der Abteilung los war. Im OP war man eher selten eingeteilt, zugucken konnte man aber jederzeit. Auf Station ist naturgemäß nach der Visite nicht mehr allzu viel zu tun. Für freie Phasen bietet sich immer die Ambulanz an, wo man mitlaufen und selbstständig untersuchen kann. Lohnt sich besonders, da viele Röntgenbilder durchgesprochen werden und sich die Ärzte, sofern es ging, auch durchaus Zeit für Erklärungen genommen haben.
Im Franziskus-Hospital werden kaum eigene Hüften- und Knie-OPs gemacht (meist durch externe Operateure), was das ungeliebte Hakenhalten in diesen Fällen gut reduziert. Als Gimmick werden relative viele Wirbelsäulen-OPs durchgeführt, sehr spannend und zu empfehlen aufgrund der Technik.
Viszeralchirurgie: Team sehr angenehm mit wenig "Ellbogen-Chirurgiegehabe". Man wird gut aufgenommen und kriegt ebenfalls viel erklärt, besonders bei Nachfrage.
Im OP ist man hauptsächlich als Kamerahalter und zweiter Assistent eingeteilt, aber auch nicht übermäßig viel. Zugucken jederzeit möglich; es werden spannende OPs geboten, z.B. bariatrische Chirurgie. Ösophaguskarzinome gehören ebenso zum Spektrum wie Whipple-OPs und Aorten-OPs (oftmals interventionell mit den Radiologen). Man kann also viel sehen und im OP auch viel selber machen, sofern man sich interessiert zeigt.
Tagesablauf wie ähnlich bei den Orthopäden: Blut abnehmen, Visite, dann wenn eingeteilt in den OP, sonst in der Ambulanz (eigene Aufnahmen, Aufklärungen, Vorgespräche etc.) mithelfen.
Wie bereits gesagt ist die Atmosphäre in der Abteilung sehr wenig "typisch chirurgisch", sondern eher nett, freundschaftlich und angenehm. Auch im OP wird wenig gemeckert, wenn man mal etwas falsch macht, die Pflege ebenfalls nett zu den Studenten (bis auf wenige Ausnahmen, die man natürlich immer hat).
Wie bereits in einem anderen Bericht geschrieben, ist man keinem Arzt fest zugeteilt, sodass sich genügend Freiräume ergeben, seinen Tag selbst zu gestalten und zu gucken, wo es einem Spaß macht und man was lernt.
In beiden Abteilungen gibt es ein Telefon für PJler, das fand ich sehr angenehm; man wurde meist angerufen wenn man in den OP sollte oder Viggos auf der Station zu legen waren. So musste man nicht unnötig in der Küche im OP rumsitzen und auf seinen "Einsatz" warten. Positiv auch, dass es im OP frei Wasser und Brot mit Aufschnitt gibt, so kann man auch längere Einsätze gut durchstehen und mindert so die Synkopen-Gefahr am Tisch ;-).
Insgesamt und unterm Strich ist die Abteilung sowohl für Chirurgie-Interessierte, als auch für Studenten, die nur ihr Pflicht-Tertial ableisten wollen, wärmstens zu empfehlen.