PJ-Tertial Pneumologie in Inselspital Bern (10/2007 bis 1/2008)

Station(en)
Ambulatorium/Konsildienst
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Für eine reguläre Bewerbung in der Schweiz war ich natürlich wieder viel zu spät dran (Hallo?! vor 2 Jahren wusste ich überhaupt noch nicht, ob ich überhaupt weiterstudiere!), daher habe ich kurz vor Beginn des Tertials eine grosse eMail-Aktion gestartet, wo ich dann zufälligerweise den kurzfristig freigewordenen Platz in der Pneumologie-Poliklinik bekommen habe.

Ich war in der Poliklinik (Ambulatorium) und im Konsildienst eingesetzt. Im "Ambi" hatte ich ein eigenes Büro und habe meine eigenen Patienten gesehen, die ich dann direkt dem jeweils zuständigen Oberarzt vorgestellt habe. Je nach Engagement konnte man sich dazu selbstständig Vorschläge zur weiteren Diagnostik, zum Therapiekonzept etc. ausdenken, was auch gerne angenommen wurde. Der OA hat dann alles nochmal ausführlich durchgesprochen und "abgesegnet". Schön war, dass man mit einer gewissen Narrenfreiheit tatsächlich selbstständig arbeiten konnte und es für alle ganz selbstverständlich war, dass die Studenten ihre eigenen Patienten haben. Bei Problemen war immer sofort jemand greifbar, den man fragen konnte, und der dann auch gerne weitergeholfen hat.

Im Konsildienst läuft man zunächst mit einem Assistenten mit, der die ganzen reinkommenden Konsile auf den anderen Stationen erledigt, z.B. auf Intensiv und Intermediate die Beatmungsgeschichten, dekompensierte COPDisten auf Normalstation usw. Ich durfte nach einiger Zeit auch alleine Konsile machen - aber selbstverständlich wurde alles immer von oben kontrolliert, man hat sich wirklich nie allein gelassen gefühlt.

Gut fand ich, dass man seine eigenen Patienten wirklich von Anfang bis Ende betreut hat, inkl. Vorstellung im Tumorboard oder in interdisziplinären Fallbesprechungen usw.

Die Arbeitsbelastung war nicht wirklich gross - im Ambi habe ich maximal 3 Patienten pro Tag gesehen, die Assistenten vielleicht 4, bei 5 war dann schon beinahe Dekompensieren angesagt! Wenn nichts los war, bin ich zum Zuschauen in die Bronchoskopie oder in die Lungenfunktion gegangen, oder habe den MTAs mal die eine oder anderen Blutgasanalyse abgenommen (Es ist kein Gerücht! In der Schweiz ist Blutabnehmen keine ärztliche Aufgabe!). Oder auch sehr gerne mal einen Kaffee auf S1 (Dachterasse) mit den anderen Studies. Das ganze Haus ist übrigens voll mit deutschen Studenten!

Die Docs waren alle sehr nett, aber es ist wie überall, von selbst wird relativ wenig Teaching geboten, man musste sich immer selber kümmern. Dann wurde aber auch bereitwillig erklärt. Dafür ist das Fortbildungsangebot aber auch mehr als reichlich! Abteilungsintern und -übergreifend diverse "Kränzli" mit Allgemeinmedizinern, niedergelassenen Pneumologen, Thoraxchirurgen, Kardiologen, Rheumatologen etc. pp. Zusätzlich gab es noch zweimal wöchentlich eine studentische Fortbildung für alle internistischen PJler (einmal EKG-Kurs, einmal Fallbesprechung - ein Student musste jeweils mit Powerpoint einen Fall präsentieren), die wirklich supergenial vom zuständigen Oberarzt betreut wurde.

Mein Haupt-Problem mit diesem Tertial ist eigentlich das exotische Patientenspektrum - ich hatte und habe von Innere echt keinen Schimmer und da ist eine derart hochspezialisierte Fachabteilung natürlich genau das Falsche. Man sieht Lunge, und zwar ausschliesslich Lunge und NUR Lunge! Falls man Pneumologe werden möchte, ist man dort sicherlich im Paradies (Krankheitsbilder, die nicht einmal im Herold stehen und die man vielleicht einmal in seinem Leben sehen wird), aber für eine fundierte internistische PJ-Ausbildung ist es eigentlich der falsche Ort. LuFus auswerten und CT-Thoraces lernt man perfekt, aber mehr leider nicht.

Andererseits ist Bern ein wirklich schönes Städtchen und das Leben mit den anderen Studies zusammen im (nagelneu renovierten) Wohnheim war einfach genial. Der Freizeitwert ist der Hammer, in nicht einmal einer Stunde ist man im Hochgebirge und kann sich sommers wie winters austoben. Auch die Schweizer fand ich sehr sympathisch und lässig, von der vielberichteten Deutschfeindlichkeit habe ich zumindest nichts gemerkt. Nervig war nur, dass alles immer ewig belabert und dann irgendwie doch immer keine Entscheidung gefällt wurde!

Fazit: Ein sehr entspanntes Tertial mit grossem Freizeitwert, leider ohne Lerneffekt.
Bewerbung
2 Monate vorher per eMail mit Lebenslauf an den Chefarzt - Platz bekommen, da kurzfristig jemand abgesagt hatte.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
EKG
Sonst. Fortbildung
Fallbesprechung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Botengänge (Nichtärztl.)
Poliklinik
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
540

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
2
Unterricht
1
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
2

Durchschnitt 1.93