Mein Chirurgie-Tertial des Praktischen Jahres habe ich im Portiuncula Hospital in Ballinasloe, Irland absolviert. (http://www.hse.ie/eng/services/list/3/hospitals/Portiuncula/)
Es ist ein relativ kleines Krankenhaus (7 Stationen), das aber einige Fachrichtungen (Pädiatrie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Urologie, Neurologie, Innere und Chirurgie) vertritt und außerdem Lehrkrankenhaus der Universität Galway und der Universität Limerick ist.
Ich war einem bestimmten Oberarzt fest zugeteilt, der an zwei Tagen der Woche operiert und endoskopiert. An diesen Tagen habe ich zunächst bei der Aufnahme und Vorbereitung der Patienten und habe anschließend an den Untersuchungen und Operationen teilgenommen. Meine Arbeitszeiten sind Montag bis Freitag 8.00 bis ca. 17.00.
In Irland ist es eigentlich nicht üblich, dass Studenten am OP-Tisch stehen, aber wenn man fragt, darf man Haken halten und einfache Aufgaben bei den OPs verrichten. Ich war in der Allgemeinchirurgie und somit sind die häufigsten Operationen Hernien, Gallenblasenentfernungen, Nagelkeilresektionen und Appendektomien. Durch die Spezialisierung meines Oberarztes auf Darmchirurgie werden hier auch Hemicolektomien und sehr viele Ösophago- und Koloskopien durchgeführt.
Einmal in der Woche sehen Oberarzt und Altassistenten in der Ambulanz neue und zuvor behandelte Patienten. Wir Studenten hatten hierbei einen eigenen Raum, in dem wir Patienten aufnehmen und ihre Krankengeschichte erfassen konnten. Danach haben wir den Fall dem Oberarzt vorgestellt und dieser hat über das weitere Vorgehen entschieden.
An den anderen beiden Tagen der Woche folgt nach der Visite Stationsarbeit. Hierbei habe ich bei einfachen organisatorischen Aufgaben und beim Blutabnehmen und Kanülen legen geholfen. Oft ist relativ wenig zu tun, sodass ich im OP auch anderen Oberärzten zugeschaut oder assistiert habe. Ich hatte auch die Möglichkeit, im Gynäkologischen, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgischen und Urologischen OP zuzuschauen.
Für die Studenten der Uni Galway und Limerick finden sehr gute Vorlesungen und mehrmals wöchentlich Tutorien statt, an denen ich problemlos teilnehmen konnte. Hierbei wurden am Patienten das strukturierte Untersuchen und ein fokussiertes Aufnahmegespräch geübt und wichtige Krankheitsbilder und Leitsymptome sehr praxisnah erarbeitet und besprochen. Zudem gibt es EKG-Unterricht für Studenten und Assistenzärzte.
Das irische Studium (und somit auch die Vorstellung der Ärzte über die Studenten) ist relativ wenig praxisorientiert, was Routineaufgaben wie Blutabnehmen oder Haken halten angeht. Dafür folgt dem Studium hier ein ‚Intern‘-Jahr, in welchem diese Fähigkeiten gelernt werden (und das weitgehend dem deutschen PJ entspricht, mit dem Unterschied, dass das Studium schon komplett abgeschlossen ist). Die Studenten gestalten ihren Krankenhausalltag weitgehend unabhängig von den Ärzten und üben gemeinsam Anamnesegespräche und Untersuchungen.
Deshalb wird man hier von den Ärzten, mit Ausnahme der Ambulanz, eher als passiver Zuschauer angesehen. Mit ein bisschen Engagement kann man sich jedoch fast die Stellung eines PJlers in Deutschland erarbeiten. Durch das zusätzliche Lehrangebot (bei dem ich frei wählen konnte, was ich wahrnehme und was nicht) war ich zufrieden mit meinen Aufgaben. Das Krankenhaus verfügt über eine kleine Bibliothek, sodass ich zwischendurch auch die Möglichkeit hatte, mein theoretisches Wissen zu vertiefen.
Mein Team bestand neben dem Oberarzt noch aus vier weiteren jungen Ärzten (einem ‚Registrar‘, zwei ‚Senior House Officers‘ und einem ‚Intern‘). Sie waren sehr nett, haben mich super aufgenommen und ich habe meine Pausen mit ihnen oder mit anderen Studenten verbracht. Auch das Pflegepersonal, die OP-Helfer und die Anästhesisten waren sehr freundlich.
Bewerbung
Sehr unkompliziert und relativ spontan (sieben Monate vor PJ-Beginn), Ansprechpartnerin für die Lehre am Portiuncula Hospital ist Mrs. Mary Whelehan (Mary.Whelehan1@hse.ie)
Sie hat mir auch das Zimmer bei Mrs. Patricia Collins (Tel.Nr. +353 87 6844524; End House, Deerpark, Ballinasloe, County Galway) vermittelt. Dabei handelt es sich um ein möbliertes Zimmer in einem voll ausgestatteten Reihenhaus mit einer Berufstätigen-WG. Leider ein bisschen außerhalb gelegen, aber ein Fahrrad ist in der Miete inklusive. Befreundete Studenten hatten Wohnungen direkt gegenüber vom Krankenhaus, was vielleicht eher zu empfehlen wäre (Tel.Nr. Mrs. Helena Sweeney +353 87 770 4730)
Ballinasloe ist sehr gut über Fernbusse angebunden, sodass man am Wochenende porblemlos einiges vom Land sehen kann!
