Ich habe 8 Wochen in der Herz-/Thoraxchirurgie im St Bartholomew's Hospital in London verbracht. Es war der absolut beste Teil meines PJs!!!!!
Das "Barts" ist das größte Herzzentrum Europas (was ich bei meiner Bewerbung noch gar nicht wusste). Das Krankenhaus wurde vor kurzem neu renoviert und ist quasi noch nagelneu. Die Stationen und Zimmer sind groß und hell. Und es ist eine wirklich angenehme Atmosphäre dort. Alle Menschen denen man begegnet sind unglaublich nett und helfen wann immer sie können.
Jeder Student ist einem Consultant zugeteilt, mit dem man dann größtenteils durch die Klinik läuft. Ich habe einen Glücksgriff gemacht und hatte einen tollen Lehrer. Mein Consultant hatte nur zwei OP-Tage in der Woche. An diesen Tagen war ich von 8 Uhr morgens bis manchmal 18 Uhr abends im OP. An diesen Tagen gab es morgens um 8 Uhr ein MDT-Meeting und dann ging es in den OP. Zwischen den OPsgab es quasi Privat-Teaching für mich. Ich wurde im Prüfungsstil Themen abgefragt, die mir mein Consultant vorher als "Hausaufgabe" aufgegeben hatte (aber alles ganz entspannt). Am Anfang war es für mich recht schwierig die Themen auf Englisch zu erklären. Aber das war nicht schlimm, dass es nicht gleich perfekt geklappt hat. Ich wurde immer besser und habe auf diese Weise richtig viel gelernt. Im OP durfte ich mich entgegen meiner Erwartungen immer mit einwaschen und nähen, wenn z.B. eine Vene für einen Bypass entnommen wurde. Die Chirurgen, Schwestern und Pflege waren alle unglaublich nett und hilfsbereit (wie die meisten Menschen, die man so in London trifft). Lehre ist etwas sehr wichtiges in GB und wird ganz anders und viel besser durchgeführt als in Deutschland.
Alle zwei Wochen, montags, war "Clinic", also Sprechstunde. Hier konnte ich Patienten untersuchen und mich in der Anamnese auf Englisch üben.
An den anderen Tagen war es meine Aufgabe die Patienten, die für den nächsten Tag zur OP kamen zu untersuchen und eine Anamnese zu erheben. Das hat nicht immer wirklich gut geklappt, da die Patienten zum Teil sehr spät erst kamen.
Ein wichtiger Punkt: das Thema Freizeit. :-) Davon hatte ich jede Menge. Es war wirklich die perfekte Mischung aus Arbeit, Lernen und Freizeit. London ist eine unglaublich dynamische, aufregende und mitreißende Stadt. Ruhig sitzen zu bleiben fällt schwer und das sollt man auch nicht tun. Das Barts liegt touristisch traumhaft gelegen, direkt an der St Paul's Cathedral am Nordufer der Themse. Von dort lässt sich die Stadt super erkunden und wenn es nur ein Feierabend-Espresso in der Bar der Tate Modern ist (traumhafter Blick, sehr zu empfehlen!!). Den Rest müsst ihr selber erkunden. London ist einfach ein Traum!
Es ist absolut zu empfehlen, sich vor der Reise ein ausreichend dickes finanzielles Polster zuzulegen. Jeder weiß, dass London teuer ist aber wenn man erstmal dort ist, merkt man, dass man sich gar nicht vorstellen konnte WIE teuer es wirklich ist. Und es nimmt jeglichen Spaß, wenn man über jedes Pfund nachdenken muss, das man schon wieder für dies und das ausgibt.
Ein Wort zum Thema Unterkunft: versucht nicht vor Ort nach einer WG zu suchen, es sei denn ihr kennt jemaden, der etwas weiß. Die Queen Mary University bietet Zimmer in Studentenwohnheimen an. Das hat bei mir leider nicht geklappt. Im Zweifel direkt anrufen. Die Herren und Damen sind eigentlich sehr bemüht ein Zimmer zu finden.
Bewerbung
Ca. 6 Monate vorher. Es gibt einen strikten Bewerbungsplan auf der Homepage der Queen Mary University. Man braucht einen Haufen Dokumente und es lohnt sich rechtzeitig anzufangen diese zu sammeln. Aber nicht entmutigen lassen, es lohnt sich!!!
Da steht zwar, dass man sich nicht bei Consultants persönlich melden soll, aber nachdem wie ich dort die Consultants kennen gelernt habe, könnte man das eventuell auch versuchen.