Vom 16. Mai 2016 bis zum 4. September 2016 war ich für mein PJ-Tertial in der Inneren Medizin im Kantonsspital Baselland, am Standort Laufen. Die Innere Medizin wird in der Schweiz häufig einfach als Medizin bezeichnet. Beim Kantonsspital in Laufen handelt es sich um ein kleines Haus mit Grundversorgung, in dem eine internistische Station, eine chirurgische Station, eine Notaufnahme und eine geriatrische Rehabilitation untergebracht sind.
In der Schweiz heissen PJ-Studenten Unterassistenten und befinden sich in der Schweiz normalerweise im vierten Studienjahr. Dadurch ist man als deutscher Unterassistent von der Ausbildung her bereits weiter als die meisten Schweizer Studenten und wird schon mehr als Arzt angesehen, als Student. Des Weiteren unterscheidet sich die Arbeitsaufteilung zwischen Pflegepersonal und Ärzten in Deutschland und der Schweiz erheblich. In der Schweiz wird, wie in vielen anderen Ländern auch, das Blutabnehmen und Nadeln legen von der Pflege übernommen. Auch Bluttransfusionen dürfen hier von Pflegern angehangen werden. Daher liegt es nicht im Aufgabenbereich von Studenten jeden Morgen zunächst Blut abzunehmen und EKGs zu schreiben.
In Laufen waren die meiste Zeit zwei Unterassistenten auf der Inneren Medizin und zwei auf der Chirurgie. Da es nur eine allgemeine internistische Station (mit 27 Betten) gab, rotierten wir als internistische Unterassistenten in zweiwöchigem Rhythmus zwischen Normal- und Notfallstation.
Der Arbeitstag begann immer mit der morgendlichen Frühbesprechung von Internisten und Chirurgen zusammen, in der die Aufnahmen des Spät- und Nachtdienstes vorgestellt wurden. Die Notaufnahme wurde in diesen Diensten überwiegend von den Internisten geführt. Anschliessend fand der internistische Röntgenrapport statt, in dem man die Bildgebungen der letzten 24 Stunden anschaute und besprach. Hier konnte ich bereits einiges über Radiologie lernen. War man auf der Station eingeteilt, so begann man daraufhin mit der Vorbereitung für die Visite, d.h. man schaute sich die aktuellen Laborergebnisse an und bereitete Austrittsunterlagen vor. Um 10 Uhr fand dann die Visite in unterschiedlicher Besetzung statt, mal mit dem Assistenzarzt alleine, mal mit dem Oberarzt oder auch mit dem Chefarzt zusammen. Wurde die Visite alleine vom Assistenzarzt durchgeführt, so wurden die Patienten anschliessend nochmal mit dem zuständigen Oberarzt kurz besprochen und offene Fragen geklärt. Mittags war es oftmals möglich mit allen zusammen Mittag zu essen. In der Schweiz werden die Pausenzeiten ernst genommen und es wurde nur selten, wie es in Deutschland leider oftmals noch der Fall ist, direkt und schnell am Arbeitsplatz und während der Arbeit gegessen. Nach der Mittagspause wurde dann die Visite nachbereitet, d.h. man schrieb Verläufe, Briefe und Rezepte. Des Weiteren kam den Unterassistenten die Aufgaben zu, Schellong-Tests, MMS-Tests, Patientenaufklärungen oder arterielle BGAs auf Station durchzuführen. Um 16 Uhr fand dann der Nachmittagsrapport statt, in dem die Aufnahmen des Tagdienstes vorgestellt und besondere Vorkommnisse auf Station besprochen wurden.
Aufgrund der Grösse des Klinikums wurden die schweren Fälle natürlich an die grösseren Spitäler oder direkt an die Uniklinik Basel gebracht, wodurch wir eher die häufigen, „standardmässigen“ Fälle wie Harnwegsinfekte, Pneumonien oder Urolithiasis auf Station hatten. Da es sich jedoch um eine allgemeine internistische Station handelte, gab es neben den Standardfällen auch noch ein breites Klientel mit sehr variablen Krankheitsbildern.
War man auf der Notfallstation eingeteilt, dann bestanden die Aufgaben darin, die Anamnese zu erheben, Patienten zu untersuchen, Diagnostik anzuordnen und die Patienten ggfs. auch auf Station aufzunehmen. Hatte die Pflege viel zu tun, so habe ich gelegentlich auch mal Blut abgenommen, um darin in Übung zu bleiben. Die Untersuchungsergebnisse und die Diagnostikbefunde hat man anschliessend mit dem zuständigen Assistenzarzt besprochen und daraufhin das weitere Procedere festgelegt. Manchmal fand die Besprechung auch direkt mit einem Ober- oder dem Chefarzt statt. Auf der Notfallstation begegnete man dem breiten Spektrum der Inneren Medizin. Vom grippalen Infekt, über Erythema migrans, Pneumonie bis hin zur dekompensierten Herzinsuffizienz und Myokardinfarkt begegnete man sehr unterschiedlichen Krankheitsbildern. Indem man sich mit den verschiedensten Krankheiten auseinander setzen musste, war der Lerneffekt hier sehr hoch.
Da es sich um eine interdisziplinäre Notaufnahme handelte und diese am Wochenende meist nur von Internisten besetzt war, behandelte ich an den Wochenenddiensten auch chirurgische und orthopädische Patienten und sah Gelenksdistorsionen, Knochenbrüche oder nähte auch mal eine Schnittwunde.
Dadurch dass die Unterassistenten in der Schweiz mehr als Arbeitskräfte angesehen wurden, gab es deutlich weniger Teaching als es in Deutschland der Fall ist. Dies empfand ich als größten Nachteil und hab die Lehre sehr vermisst. Unser Chefarzt war dennoch sehr motiviert und erklärte uns immer viel zu verschiedenen Themen. Dazu fanden nahezu wöchentlich Fortbildungen mit den verschiedensten Themen für die Assistenzärzte statt, allerdings war ich genau in der Sommerpause da, wo nur sehr wenige Fortbildungen stattfanden. Des Weiteren gab es einen wöchentlichen Journal Club, den auch einmal wir als Unterassistenten halten und ein Paper präsentieren mussten. Des Weiteren gab es im Haus einen sehr motivierten Radiologen, der für uns ein wöchentliches Radioteaching veranstaltet hat, welches sehr lehrreich war. In diesem haben wir die Radiologie an klinikinternen Röntgen- und CT-Bildern des Praxisalltages geübt und erklärt bekommen.
Insgesamt bin ich mit meinem Tertial in Laufen sehr zufrieden und habe in der Zeit viel gelernt. Das kleine Spital hatte den Vorteil, dass die Internisten sehr viel alleine gemacht und nicht direkt bei jedem Patienten ein Konsil angemeldet haben. Des Weiteren war die Arbeitsatmosphäre sehr persönlich, dadurch dass man nahezu jede Person im Spital kannte und das Verhältnis zu den Kollegen sehr eng geworden ist. Das Team in Laufen war super nett und an Kollegialität, Freundlichkeit und Mithilfe kaum zu übertreffen. Ein Nachteil in meiner Zeit dort war, dass die Chirurgie am Anfang des Jahres sehr reduziert wurde und somit die Internisten die kompletten Dienste übernehmen mussten. Dadurch war die Stimmung zwischen Chirurgen und Internisten teils sehr angespannt. Dies sollte sich im weiteren Verlauf jedoch wieder ändern.
Wohnen ist im direkt an der Klinik befindlichen Wohnheim möglich und kostet 350 Franken pro Monat. Man verdient 1700 Franken, wovon die Miete und Steuern abgehen. Es bleiben meist so 1200 Franken übrig. Am Anfang werden noch ca. 70 Franken für irgendeine andere Sache abgezogen. Ein Parkplatz kostet 50 Franken/Monat.
Bewerbung
Per Email an Frau Alice Wolf, ca. 1.5 Jahre im Voraus.