In Bremerhaven kann man in der Radiologie viel selbstständig arbeiten. Man hat einen eigenen Computerzugang mit eigenem Diktiersystem-Zugriff. Eigene Arbeitsplätze haben die PJler nicht, teilweise muss man in den Demo-Raum ausweichen, falls alle Arbeitsplätze belegt sind. Befunden darf man selbstständig Röntgen und CT, die werden dann vom Oberarzt oder Facharzt gegengelesen und freigegeben. Rückmeldung haben wir nur teilweise bei groben Fehlern bekommen. Die meisten Befunde sind quasi unverändert freigegeben worden. Die Betreuung durch die Assistenzärzte ist gut, es ist immer jemand zum Fragen da, teilweise wissen die aber auch nicht weiter. Das ganze Krankenhaus (Radiologie eingeschlossen) hat einen großen Anteil von ausländischen Ärzten. Dementsprechend schlecht ist die Rechtschreibung und Grammatik der Anforderungen und Befunde. Teilweise waren die PJler auch dafür zuständig, die Befunde er Assistenten zu korrigieren, wenn sie schon danebensaßen und beim Befunden zugesehen haben. Die Arbeit der PJler wird nicht überwacht, man kann also selbstständig arbeiten und so viele Befunde verfassen, wie man will. Eine feste Zuteilung zu einer Modalität gibt es auch nicht. Man kann also immer in die Arbeitslisten gucken und das befunden, was man gerade möchte, oder bespricht die Bilder mit dem Assistenzarzt und schreibt dann den Befund danach.
Weiterbildung durch den Chefarzt hat nie stattgefunden, von den Oberärzten hat sich nur einer für die PJler interessiert. Über einen längeren Zeitraum waren beide Oberärzte krank, der Chef also mit dem Freigeben der Befunde der Assistenten schon genug beschäftigt. Es läuft eher nach dem Prinzip Learning by Doing, wenn man groben Unfug schreibt, meldet sich wer. Ein wirkliches Konzept für unser PJ gab es nicht. Wir wurden nach der Einführungsveranstaltung zur Radiologie gebracht, da wusste aber keiner, dass wir kommen. Die Sekretärin der Abteilung hat das aber dann alles gut gemanaged. Telefone sind Mangelware, 2 PJler hatten zusammen 1 Telefon. Zu Abstimmung sind die auch elementar notwendig, Handyempfang gibt es im Haus nämlich keinen. Ein Abschlussgespräch oder Feedback vom Chef haben wir am Ende nicht bekommen.
Die Abteilung hat noch eine 2-Ebenen-Angiografie, an der auch neuroradiologische Interventionen durchgeführt werden. Am MRT läuft fast nur Schädel und Wirbelsäule, Befunde schreiben wurde uns untersagt. Zusätzlich gibt es noch ein Interventions-CT für Punktionen und einen Sono-Arbeitsplatz, wo alle Sonos für alle Abteilungen des Krankenhauses mit Ausnahme der Internisten und Gyns gemacht werden. Zur Abteilung gehört auch eine die Nuklearmedizin, die von einem Oberarzt betreut wird. Da kann man auch mal 1-2 Wochen mitgehen (macht eigentlich nur Schilddrüse und Knochenszinti). Die MTRAs sind mit wenigen Ausnahmen sehr nett. Die rufen einen dann zum Zugänge legen oder Aufklärungen machen (Aufklärungen natürlich nur nach Rücksprache mit dem Assistenzarzt).
Pro Woche gab es eine chirurgische Fortbildung (relativ regelmäßig stattfindend) und eine internistische Fortbildung (eher unregelmäßig stattfindend). Dazu alle 2 Wochen Dermatologie-Bedside-Teaching. Diese Veranstaltung bei Dr. Sachse ist ziemlich gut – auch für Leute, die sich für Derma nicht interessieren.
Die Unterkunft im Schwesternwohnheim ist ok. Der Bau ist relativ alt, die Wohnungen nicht renoviert. Man kann es aushalten. Wir waren in einer 3er-WG, es soll auch Einzelwohnungen geben. Im Wohnheim gibt es kein Internet. Fernseher sind auf den Zimmern vorhanden und laufen mit DVBT. Man bekommt meistens nur die öffentlich-rechtlichen Sender. Mittagessen ist unter der Woche umsonst und in der Regel gut essbar. Salat muss man bezahlen. Ans Krankenhaus angebaut ist ein Ärztehaus, in dem auch ein Bäcker ist. Neu eröffnet hat da noch ein Bistro, da muss man dann aber bezahlen.
Ich war noch in der Strahlentherapie, das ist in Göttingen ja so vorgegeben. Das kann ich auch empfehlen. Die Abteilung ist sehr klein und nett. Man kann zwischen Station, Ambulanz und Planung wählen. In der Planung darf man selbstständig Bestrahlungen planen und dann mit dem Oberarzt besprechen. Das fand ich sehr interessant, man entwickelt auch noch einen anderen Bezug zu CT-Bildern. Bei Fragen steht der Oberarzt jederzeit zur Verfügung, er bespricht und korrigiert die markierten Areale dann mit einem gemeinsam. Auf Station erwartet einen der übliche Stationsalltag.