Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich war in Menziken für ca 7 Monate, da ich sowohl Chirurgie als auch, recht spontan entschieden, Innere dort gemacht habe.
Es handelt sich bei dem hiergenannten Spital um ein sehr sehr kleines Haus. Wer auf freundschaftliche Gespräche mit dem Küchenpersonal und namentliche Kennung aller Mitarbeiter Wert legt wird hier sehr glücklich sein. Auch ich fand den netten Umgang im gesamten Spitalteam ungemein angenehm. Der nachfolgende Text trägt hoffentlich dazu bei, dass die Bewertungen jedoch nicht bei einer Note von 1,2 liegen bleiben.
Natürlich habe ich mich nicht umsonst dazu entschieden zu bleiben: Die nette Atmosphäre, meine damalige Mitbewohnerin und mein neuer Freund haben aber maßgeblich und in größerem Maße dazu beigetragen als die medizinischen Erfahrungen und anspruchsvolle Arbeit dort.
Chirurgie:
Was hier auf der Seite schon mal zu lesen war von wegen es herrsche ein Machtkampf zwischen Chirurgie und Innere kann ich definitv bestätigen. Die Chirurgischen Oberärzte sind allesamt Belegärzte, die nur für die Ops oder kurze Visiten ( SEHR KURZE) ins Spital kommen und dieses auch nicht wirklich schätzen. Ansonsten sind 4 Assistenten fest angestellt, die sind auch die direkten Ansprechpartner der Uhus ( schweizer Äquivalent für Pj-ler) Dabei steht Uhu nicht für Unterassistent, wie ich allzu lange dachte, nein es steht für Unterhund- dahingehend wurde ich belehrt.
Die chirurgischen Assis können einen gerne auch mal um das Schreiben von Entlassungsbriefen bitten, was aber eigentlich super easy ist da die Briefe mega kurz sind. Meiner Erfahrung nach haben das allerdings die wenigsten getan. Ansonsten sieht man als chirurgischer Uhu eigentlich nur den Op (2 Säle)
Die Chirurgen arbeiten zT nach Massstäben von vor 20 Jahren, was aber stillschweigend akzeptiert wird.
Ops sind orthopädische Sachen ( Hüften und KnieOps, Arthroskopien) , gynäkologische Sachen ( Sectios) und kleinere allgemeinchirurgische Sachen ( Hernien, Gallenblasenentfernung und Appendektomien)
Ab und an kommt ein Handchirurg der fast immer Kapaltunnel operiert. Aber mehr gibt es nicht!
Wer große chirurgische Meilensteine sehen möchte, oder an Kinderchirurgie, Neurochirurgie interessiert ist wird hier sehr alt aussehen. Aber das Asana Spital Menziken ist eben wie gesagt ein sehr kleines Haus, da muss man sich im Klaren drüber sein.
Wie immer auch hier im Op: der Pjler wird für sehr viel Mist angefahren. Ich muss mich hier wirklich bei den Leuten entschuldigen, die wahre Sonnenscheinchen sind. Hier seien einige Op-Schwestern und Anästhesiepfleger genannt ohne die der Op-Dienst wirklich schlimm gewesen wäre.
Nachmittags macht man meistens Anästhesiesprechstunde von 14- 17.30 (plus minus, aber jeden Tag!) dabei nimmt man Blut ab und misst RR, ab und an EKG schreiben und viel viel eintragen in den Computer. (eine eher fragwürdige Tätigkeit, da der Patient vom Anästhesiegespräch zu den Uhus kommt und dort im Prinzip genau das Selbe gefragt wird wie vorher)
Pro für die Chirurgie: wenn man weder im Op eingeteilt ist, noch Sprechstunde machen muss, kann man sich nach Hause verziehen und chillen. Dafür müssen aber mindestens 3-4 Uhus Chirurgie da sein.
Man hat einmal im Monat 1 Woche Notfalldienst ( sowohl in der Inneren als auch in der Chirurgie), da hilft man auf dem Notfall ( 5 Räume, die meistens von Leuten mit Schnupfen belegt werden)
Hier darf man etwas mehr machen als in der Anästhesiesprechstunde. Der Uhu untersucht vollständig, erhebt Anamnese und kann u.U. auch kleinere Tests durchführen wie BGA, Streptest, natürlich immer in Rücksprache mit dem eingeteilten Assi.
Die Notfallwoche klingt gut, sorgt jedoch weder bei den Festangestellten noch bei den Uhus für große Freude.
Es ist chaotisch, die Notfallschwestern ziemlich herrisch und unzufrieden mit den jungen Assis. Arbeitszeiten 8 Uhr bis 19 Uhr (auch für Pjler)
Einmal die Woche hat man zusätzlich Picket, d.h. man nimmt das Diensttelefon (das man hat und was man anfangs toll findet) mit nach Hause und kann die ganze Nacht angerufen werden für Ops oder einen „ vollen „ Notfall ( das ist teilweise der Fall wenn drei Patienten auf dem Notfall sind und der Assi zu faul ist das vor Dienstschluss noch alleine zu machen)
Einmal im Monat hat man als Uhu zudem Wochenendpicket, wo man das ganze Wochenende erreichbar sein muss. Und im Gegensatz zu großen Häusern wird man hier gerufen! Und zwar nicht selten: ich wurde einmal dreimal hintereinander gerufen für jeweils 3 Stunden, mit halber Stunde Pause.
Für Nachtpicket gibt es extra Geld (pro Tag ca. 40-50 CHF) für Wochenendpicket gibt es extra freie Tage
Als Übergang zur Inneren vielleicht etwas, was bei beiden Disziplinen gleich ist:
Man hat dank Picket am Ende des Tertials idR eine Woche zusätzlich frei: 6 Tage die einem vorn vornerein zustehen und 5 die man sich „erarbeitet“ hat. Cool ist, dass die es nicht so genau nehmen mit den Fehltagen. Wenn man lieb fragt und noch genug Uhus da sind, kann man auch mal einfach so fehlen .
Es gibt einmal die Woche Fortbildungen , Dienstag um 7.40 oder Mittwoch nach dem Rapport mit Anwesenheitspflicht
Einmal im Monat eine Röntgenbesprechung und eine externe Fortbildung, mit mehr oder weniger Lerninhalt. Beides nach der Arbeitszeit einmal um 18 Uhr ( Röntgentreff) und einmal um 19 Uhr, was beides anwesenheitspflichtig ist.
Der Tag beginnt fast immer (egal ob Innere, Chirurgie oder auf dem Notfall) um 8 Uhr im Arztzimmer mit dem Rapport. Danach geht dann jeder seiner Arbeit nach. Kleine Ausnahmen gibt es wenn man zB im Op eingeteilt ist, dann muss man schon 7.40 antanzen und geht nicht zum Rapport.
Zum Team: Bis auf die Chefärztin und den Oberarzt Innere ( die immer da sind ) sind nur Assistenten im Spital anwesend. Und alle im ersten Jahr. Das ist cool weil man mit jedem per du ist, aber man merkt schon dass wenige wirklich Erfahrung haben.
Innere:
Mir persönlich gefiel Innere besser als Chirurgie, obwohl man viel viel mehr zu tun hat. Die Chefärztin der Inneren war zu mir immer sehr sehr nett ( zu andren oft auch etwas fies, aber auch da muss man sagen für Chefarztniveau immernoch ein Traum!!)
Wenn man gut ist ruft sie einen an und verteilt Komplimente für gute Briefe und co. Davon kann man sonst in anderen Häusern nur träumen.
In der Inneren darf man morgens ab 9 bei der Visite mitgehen. Das ist manchmal etwas langweilig weil es kaum spannende Erkrankungen gibt. Nach der Visite erfolgt immer Rücksprache mit der Chefin und dem Oberarzt. ( Betreuung der Inneren Assis ist wesentlich besser als die der chirurgischen Assis)
Danach kann man meistens essen gehen ( die Küche ist fantastisch)
Nachmittags gibt’s dann gefühlt 1 Mio Briefe zu schreiben.
Was man sonst noch so tut : Morgens viel mit den Hausärzten telefonieren und Berichte beschaffen, Spirometrien durchführen, Schellongs, Schellongs und wieder Schellongs, und unheimliche viele MMS ( da in den oberen Stockwerken eine Altersstation eingegliedert ist)
Die Tage in der Inneren gehen eigentlich immer bis 18 Uhr, kam auch nicht selten vor dass ich bis 19 Uhr da war. Nach Hause gehen und nichts tun ist in der Inneren nicht machbar.
Generell sollte man wissen dass die Arbeitszeiten in der Schweiz etwas länger sind als in Deutschland.
Pro bei beiden:
Junges Team
Verhätnismässig lockerer Umgang
Sehr freundschaftliche Atmosphäre im Spital
Gutes Gehalt ( 1600 CHF )
Unterkunft günstig und sehr schön ( 400 Euro)
Schöne Umgebung
1.Assistenz bei allen Ops
Innere Chefin und Oberarzt sind super lieb
Tolle Küche
Contra bei beiden:
Lange Arbeitszeiten ( offiziell 8-18 Uhr)
Bei wenigen Uhus sehr oft Pickett ( zT zweimal die Woche)
Keine grosse Medizin, nur Miniops
Sehr monoton, immer das Selbe
Manchmal Mädchen für alles (was wohl daran lag, dass ich beide Disziplinen gemacht habe: wurde am Ende meines zweiten Tertials hin und hergereicht und stand auch in meinen Innere Tertial im Op)
Chirurgische Belegärzte sind zT fragwürdig (Affairen , Know-how)
Bewerbung
Ein Jahr im Voraus oder recht spontan bei Frau Therese Wanderon
therese.wanderon@spitalmenziken.ch