Du willst das Wahltertial in der Anästhesie machen, weil das so entspannt und gechillt sein soll? Dann bist du falsch in Haltern!
Aber wenn du Bock hast Anästhesie zu "machen", bist du hier goldrichtig!
Denn: So abgedroschen "fordern und fördern" auch klingt, in Haltern wird es gelebt und auf perfekte Weise umgesetzt. Das Haus ist relativ klein, die Anzahl an Ärzten/Ärztinnen in der Anästhesie entsprechend überschaubar. Doch das schien mir gerade von Vorteil zu sein. Alle Basics bekommt man mit, das gesamte Team ist total nett und alle brennen darauf dem PJler etwas beizubringen.
Man bekommt quasi seinen persönlichen Oberarzt zur Seite gestellt - solch eine super Betreuung (und dadurch steile Lernkurve) habe ich in meinen anderen Tertialen nicht ansatzweise erlebt! Standard-Spruch: "Guck es dir genau an, präge dir alles ein, nächstes Mal machst du es!"
Und wirklich wahr: Intubieren, ZVK/arterielle Zugänge legen, Spinal- und Regionalanästhesien - alles ist (unter den wachsamen Augen des daneben stehenden Chefs/Ober-/Facharztes) möglich. Stets gekoppelt an die zugrundeliegende Theorie und Anatomie, sowie Feedback, was man gut gemacht hat und was man noch verbessern könnte.
Ein typischer Tag als PJler:
Morgens um 7:30 Frühbesprechung und Visite auf der Intensivstation. Danach geht es in den OP, die Säle werden zugeteilt. Hierbei wird immer mitberücksichtigt, was für den PJler am sinnvollsten/interessantesten ist. Dann geht es los: Patienten gemeinsam einschleusen, in der Einleitung übernimmt der PJler das Kommando. Anästhesiepflege und Anästhesist arbeiten auf Anweisung zu (z.B. welches Medikament in welcher Dosierung? Wann wird es gespritzt?), natürlich stets bereit bei Bedarf zu korrigieren oder einzuschreiten. Läuft die Narkose stabil, kommt nicht einmal ansatzweise Langeweile auf. Zack, geht es in den Aufwachraum, einen N. femoralis Katheter legen. Fertig? Zack, ab in den nächsten Saal, eine große Einleitung, die nur darauf wartet, dass der PJler mitmacht. Anschließend kurz einen Espresso (oder natürlich etwas anderes) und zack, im ersten Saal ausleiten und den Patienten im Aufwachraum übergeben. So geht es eigentlich den ganzen Tag, - zack, zack, zack - unterbrochen von der Mittagspause (die IMMER drinsitzt) und vereinzelten Aufklärungsgesprächen.
Dienste sind nach Absprache auch möglich. Hier steht sogar ein eigenes Zimmer zur Verfügung, sodass man tatsächlich über Nacht bleiben kann.
Kurzum: Ich fand mein Anästhesie-Tertial in Haltern genial. Eine unfassbare Betreuung in einem super Team, das den Fokus ganz klar auf "Hands on" legt, und in dem man sich als PJler nicht hinter anderen PJlern, Famulanten oder neuen/unerfahrenen Assistenten anstellen muss, sondern selbst in der ersten Reihe steht. Absolut empfehlenswert!
Einziger Haken: Die PJ-Seminare (1x/Woche) finden für den gesamten Klinikverbund zentral in Marl statt, was mit den Öffentlichen nur suboptimal zu erreichen ist. Aber hey, das ist wirklich jammern auf hohem Niveau...