Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Saarbruecken
Kommentar
Anfangs wusste ich nicht so wirklich, was ich auf der Neurochirurgie soll, jedoch wird man über einen Rotationsplan eingeteilt, an dem wenig zu rütteln ist. Die ersten paar Wochen haben mich ziemlich genervt, da es zu Krankheitsausfällen kam und das ohnehin kleine Team an unterster Kapazität arbeitete. Für mich blieb da wenig Platz und ich fühlte mich eher als Ballast. Jedoch gewöhnte ich mich sehr schnell an die Neurochirurgie und lernte zu schätzen, welche Vorteile ein kleines Team (4 Assistenzärzte,3 Fachärzte und 3 Oberärzte, 1 Chefärztin) bringt. Die Stimmung im Team ist gut, die Oberärzte und Chefärztin, auch wenn man kaum Dialog mit diesen führt, sehr freundlich.
Relativ früh wurde ich im OP eingesetzt. Operiert werden hauptsächlich Wirbelsäulen, Shunts und ein paar Kopftumoren. Eingeteilt wurde ich fast täglich für die Wirbelsäulen-OPs und zwar als erste (!) Assistenz. Dies liegt daran, dass mit Mikroskop operiert wird und nur 2 Leute am Tisch stehen. Das Mikroskop einzustellen, und unter mikroskopischer Sicht zu spülen, saugen und Häkchen halten erfordert eine gewisse Übung. Am Anfang stellt sich denke ich aber jeder ziemlich blöd an, weswegen mir aber viel Geduld entgegengebracht wurde. Meine Sorge von der OP-Pflege permanent angemotzt zu werden stellte sich als unberechtigt dar. Bisher habe ich noch nie so nette OTAs kennengelernt ! In diesem Team hat es richtig Spaß gemacht, zu arbeiten.Nur was das Lagern und Vorbereiten der OP betrifft, hab ich mich oft unwohl gefühlt, da man keine Ahnung hat ,wie gelagert werden muss und ich das nicht ohne den OA machen wollte und mir deswegen etwas unfähig vorkam. Da man als erste Assistenz natürlich auch mit zum OP-Erfolg beträgt, kommt man oft mit einem guten Gefühl aus dem OP raus. Die meisten OPs dauern auch nicht so lange (<2h), was sehr angenehm ist. Es ist sehr gerne gesehen, wenn man nach der OP nicht einfach rausgeht, sondern die Anästhesie-Ausleitung abwartet und beim Schleusen des Patienten hilft.
Die Stationsarbeit bestand vor allem in Patienten-Aufnahmen. Davon gibt es ca 2 täglich. Diese werden neurochirurgisch untersucht (Schmerzlokalisation,Dermatombezug,Claudicatiosymptomatik,Reflexstatus), Blut entnommen und zusammen mit dem Assistenzarzt über die OP aufgeklärt. Wenn man einen Patienten aufnimmt sollte man diesen in der Mittagsbesprechung um halb 2 vorstellen können.
Da die Neurochirurgie viel mit MRT-Diagnostik arbeitet, kann man die Befundung von Engstellen in Wirbelkanälen hier gut üben. Oftmals fielen mir aber die Augen zu, wenn in der Mittagsbesprechung ellenlang im dunklen kleinen Raum in den schwarz-weissen MRT-Schnitten rumgescrollt und gefachsimpelt wurde.
Das Ziehen von Drainagen, inklusive Wundversorgung, Klammern und Fäden ziehen, sowie ab und an ne Naht legen, wenn etwas aus dem Drainageloch suppt, gehört ebenfalls zu PJ-Aufgaben, die sehr Spaß machen. Wenn man nicht im OP ist und die Visite vorbei ist und gerade keine Aufnahmen anstehen kommt man oft in die Situation, in der man nicht so recht weiss, was man gerade machen soll. Deswegen hab ich mich ab und an schon etwas gelangweilt.In diesem Fall kann man immer mal wieder in die ZNA runterlaufen und sich Patienten ansehen (fand ich aber eher langweilig, weil alle mit Rückenschmerzen kommen).
Der Tag beginnt morgens um viertel vor 8 im Besprechungsraum mit der Frühbesprechung. Für Chirurgie eine absolut humane Zeit ! Wenn man nicht in den OP muss, ist um 9 Visite. Chirurgische Visiten gehn immer zackig. Anschließend geht es ans Drainagenziehen und dann die Aufnahmen. Zum Essen schafft man es nahezug jeden Tag, fast das ganze Team geht täglich zusammen essen. Um halb2 ist Mittagsbesprechung. Die ist ziemlich öde, gerade nach dem Essen neigt man zum Einpennen. Danach ist eigentlich nichtmehr viel zu machen. Mit etwas Glück kann man um 3 die Biege machen, ich bin meistens um 4 gegangen.
Besonders loben möchte ich die Assistenzärzte. Die waren alle richtig cool, waren immer bestrebt, mir was beizubringen (auch wenn ich nicht chirurg werden wollte) und haben immer versucht mir interessante Aufträge zu vermitteln. Tendenziell kann man als PJ-ler Bohrlochtrepanationen machen, wenn eine ansteht, für mich ergab sich die Chance leider nicht.
Wehrmutstropfen war, dass oft Leerlauf war und man allein auf Station ist und keinen Plan hat ,was man gerade machen soll. Leider rotiert die Pflege so häufig, dass man ständig mit einem neuen Team arbeitet. Dies bringt leider wenig Konstanz in die Stationsarbeit, weswegen die PJ-Integration etwas hapert. Was mich leider sehr störte, war das dauernde Umstellen des OP-Plans. Der Plan wird nahezu nie so durchgezogen, wie er morgens aushängt und dem PJler wird das als letztes mitgeteilt. Man muss immer irgendwie in der Nähe eines Arztes rumschwirren, dass man erreichbar ist, falls irgendeine OP verschoben wurde, da es kein PJ Telefon mehr gibt. Mehr als einmal stand ich umgezogen im OP um dann zu sehen, dass die OP ausfällt. Das ist sehr ärgerlich.
Von der PJ-Organisation am Winterberg selbst könnte man mehr erwarten. Es hängt ein Rotationsplan aus, der aber nie aktuell bei uns war. Angeblich kann man nicht in andere Abteilungen rotieren, haben aber die meisten dann inoffiziell gemacht. Am Ende waren wir 2 PJler auf der Neurochirurgie und für 2 PJler ist die Abteilung wirklich zu klein. Wenn man einen EDV oder SAP Zugang will, und den sollte man schon haben, muss man sich selbst darum kümmern.
Montags nachmittags ist immer PJ-Unterricht, der ist verbindlich für alle. Mittwochs ist für PJler ab halb 1 frei, in den meisten Abteilungen konnte man es aber so regeln, dass man stattdessen alle 2 Wochen einen ganzen Tag frei bekommt. Das Essen ist in der Kantine frei und ich fand, dass es eine gute Auswahl (Buffet) gab, bei der man schon satt wird. Die Klinik zahlt Pjlern im ersten Tertial 150 €, im zweiten 250€ und im dritten 300€ im Monat. Wohnen kann man in den Wohnheimen am Krankenhaus, wovon ich jedem nur abraten kann. Die Buden sind nicht günstiger als WG-Zimmer in der Stadt und aufm Winterberg gibt es überhaupt keine Geschäfte, man ist also quasi verloren da oben. Generell ist die Busanbindung eine Katastrophe. Es fährt alle halbe Stunde unpünktlich ein Bus hoch bzw wieder runter, der ewig lange in die Stadt braucht.