Ich habe mich dazu entschlossen mein komplettes Chirurgie Tertial am RNSH in Sydney abzuleisten und ich bereue diese Entscheidung nicht.
Stationen
Mein Tertial war in 4 Rotationen á vier Wochen unterteilt.
Insgesamt lässt sich sagen, dass der individuelle Lernfortschritt und die Tätigkeitsfelder extrem von den betreuenden Ärzten abhängt. Manche sind super interessiert, andere gar nicht. Ich wurde auf allen meinen Stationen sehr freundlich aufgenommen und alle waren sehr interessiert, was mich nach Australien verschlagen hat. Meistens ist pro Abteilung mehr als ein Student eingeteilt (besonders während der australischen Semester)
Arbeitsbeginn war meistens gegen 7:00 Uhr und nach der Visiste konnte ich selbst entscheiden, ob ich an verschiedenen Sprechstunden teilnehmen möchte oder in den Op gehen. Meistens luden einen die Oberärzte ein oder die Registras erzählten von interessanten Patienten, die man sich anschauen sollte.
Die Arbeitskleidung ist Buisness-Look. Männer tragen Anzugshose und Hemd und viele Frauen Kleid. Mit einer schicken Stoffhose und Bluse macht man aber nichts verkehrt. Funktionskleidung gibts nur im Op Bereich und auch hier sollte man sich eigene Schuhe mitbringen. Diese werden nicht gestellt.
Mittagessen im Krankenhaus ist sehr teuer (10$ für ein Sandwich/Baguette) die meiste Zeit habe ich mir von zuhause etwas mitgebracht. Zeit zum Essen war aber immer (oder für eine Kaffeepause;)
Handchirurgie: Es hat einige Zeit gedauert bis die Ärzte mich wahrgenommen haben und ich mehr machen durfte als hinterherlaufen. Dann aber war ich im Op regelmäßig erste Assistenz und durfte überall mit hin. Kleinere Operationen durfte ich auch alleine unter Supervison durchführen. Besonders empfehlen kann ich Dr. Lawson freitags ins Children's Hospital zu begleiten. Er operiert dort angeborene Deformitäten und diese Gelegenheit sollte man sich nicht entgehen lassen.
Urologie: Für mich die spannendste Zeit in Sydney. Im Gegensatz zu meiner ersten Rotation war ich von Anfang an voll ins Team integriert und auch direkt eingebunden. Bei zystoskopischen Eingriffen zu assistieren ist nicht möglich, aber bei offenen Ops haben die Consultants und Registras sich immer über eine helfende Hand gefreut und sehr viel erklärt. Ich hatte auch die Möglichkeit bei einer Nierentransplantation zu assistieren oder wurde bei Notfallops angerufen (kein Muss!)
Vascular: Die Registras und Interns haben sich sehr viel Mühe gegeben und uns Studenten immer Dinge erklärt. Es war üblich, dass wir während der Visite die Patienten voruntersuchen mussten oder eigene Patienten vorstellen. Das sich anschließende Feedback war immer sehr ausführlich und hilfreich. Mitoperieren war schwierig, aber wir waren im Op immer willkommen zum Zuschauen.
Orthopedics: Hier zeigt sich als eine der wenigen Disziplinen die klassische chirurgische Hierarchie und die Chef/Assistenten Rollen sind klar verteilt. Trotzdem legen die meisten Consultants Wert darauf dir Dinge beizubringen. War die einzige Station mit strukturiertem Studentenunterricht. Im Op kommt man eher wenig an den Tisch, weil die meiste Zeit sechs Ärzte am Op Tisch stehen und die Registras und Residents ihre Op Zeit einfordern
Freizeit
Offiziell gibt es keine Fehltage, es war aber nie ein Problem zu fragen, ob man sich ein paar Tage frei nehmen kann. Im Gegenteil. Oft übertrafen sich die Ärzte mit Vorschlägen zur Freizeitgestaltung. So bestand nach einem manchmal längeren manchmal kürzeren Op Tag die Möglichkeit am Strand oder in der Stadt zu entspannen oder spannede Dinge zu entdecken.
Sydney und Australien hat einen unglaublich hohen Freizweitwert. Es gibt so viele Dinge zu entdecken, bereisen oder zu genießen. Da ist für jeden etwas dabei.
Jeden Mittwoch organisiert Martin für die ausländischen Studenten eine Social Night. Hier trifft man sich immer in verschiedenen Pubs oder Bars und es ist eine prima Möglichkeit Studenten aus allen Teilen der Welt kennenzulernen.
Wohnen
Ich habe ein Zimmer bei Rosslyn Skinner bezogen (Kontakt findet ihr auf der RNSH Homepage) und muss den anderen Bewertungen über sie widersprechen. In den gesamten vier Monaten gab es keine "Dschungel-Atmosphäre" und ich habe mich super mit ihr verstanden. Sie ist immer interessiert und für einen kurzen Schnack zu haben, kocht super gut (! vor allem ihr Hummingbird Cake ist ein Traum) und man fühlt sich sehr willkommen und heimisch. Außerdem stellt sie Müsli (selbstgemacht) und Milch, Kaffee, Tee zum Frühstück zur Verfügung. Im Vergleich zu anderen Unterkünften ist die Miete recht günstig (für Sydney Verhältnisse) und man bekommt einiges dafür geboten. Natürlich sagt sie einem die Klimaanlage nicht laufen zu lassen, wenn man nicht im Zimmer ist, was ich aber verständlich finde.
Das Haus ist sauber und die Handtücher werden jede Woche gewechselt. Leider gibt es den (sauberen!) Pool nicht mehr, einer meiner Lieblingsorte im Sommer.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Klinik in 15 min zu Fuß erreichbar ist.
Bewerbung
Ein Tertial in Australien braucht einige Vorlaufzeit. Ich habe mich 1 Jahr im Voraus beworben. Diese Zeit braucht man auch, da nach Bewerbungsannahme noch einige Formulare (Impfbescheinigung, National Police Check, Führungszeugnis) benötigt werden und auch die Beantragung des Visums mit ärztlicher Untersuchung Zeit in Anspruch nimmt.
Ein Tertial in Sydney ist eine teure Angelegenheit und es kommen einige Kosten auf euch zu. Kann es aber nur empfehlen.
Der Bewerbungsprozess ist auf der Homepage der Northern Clinical School detailliert beschrieben und Martin Crawford (Electives Cooardinator) hilft euch bei allen auftauchenden Problemen und Schwierigkeiten.
