In Italien ist das Medizinstudium noch theoretischer und "off-hands" organisiert als in Deutschland. In den klinischen Jahren rotieren die italienischen Studenten durch verschiedene Stationen und werden dort als Lernende gesehen, sie können sich alles anschauen und gerne wird viel erklärt und erzählt, eine klinische Tätigkeit ist jedoch in der Regel nicht vorgesehen. Nach Abschluss ihres Staatsexamens (ähnlich unseres Zweiten Stex) müssen Sie noch einen dreimonatigen Tirocinio Postlaurea (Praktikum nach der Graduation, je ein Monat Innere, Chirurgie und Allgemeinmedizin) absolvieren, ähnlich unserem PJ. Wenn man also einem Italiener seinen Status erklären muss, ist dieser Begriff am treffendsten als Vergleich für das PJ. Mein Alltag: Bei der morgentlichen Visite war ich stets dabei, anschliessend begannen die OPs, bei denen ich immer als Zuschauer dabei sein konnte, jedoch nur selten selbst am Tisch stand (auf Grund vieler Assistenten). Hinsichtlich der Operationen war in der Allgemeinchirurgie in Carreggi sehr viel geboten, von kleiner ambulanter Chirurgie (hier durfte ich auch selbst operieren, meist Abszesse, Lipome etc.) über die gängigen Eingriffe (Appendix, Gallenblase, Schilddrüse...) bis hin zu den grossen onkologischen Operationen (als offene, laparoskopische und robotische Eingriffe). Auch gab es Simulatoren (Laparoskopie und DaVinci) für die Assistenten, die ich mitbenutzen durfte. Bei den Röntgenbesprechungen und im Tumorboard war ich auch regelmässig dabei. Ausserdem wurden in der geschäftigen Abteilung öfters Vorträge für die Assistenten organisiert und während meiner Zeit zwei Kongresse, bei denen ich teilnehmen konnte. Des Weiteren durfte ich mit anderen PJlern eine Studie betreuen. Eine weitere mögliche Arbeit war Wundversorgung/Drainagen auf Station. Insgesamt bestand stets die Möglichkeit für mich mitzulaufen und zuzuschauen, alles komplett freiwillig und ohne Zwang, ähnlich einem Observer-Status in den USA. Praktisch durfte ich jedoch wenig machen. Daher kann ich dieses Tertial niemandem empfehlen, der chirurgisch viel machen und operative Erfahrung sammeln möchte. Mir hat das Tertial grossen Spass gemacht und es war für mich eine Möglichkeit ein faszinierendes Land, eine wunderschöne Stadt, eine neue Sprache, nette Menschen und eine interessante Kultur kennenzulernen.
Bewerbung
Ca. sechs Monate. Bei mir ging die Bewerbung noch über eine direkte Mail an den Chefarzt, möglicherweise hat sich dies geändert und es ist nur noch über ERASMUS möglich.