Insgesamt eine sehr gemischte Bewertung zum Krankenhaus Spittal/Drau. Ich erinnere mich aber gern an die Zeit zurück. Ich war im 3. Tertial dort.
Bewerbung/Betreuung vor Ort
Alles Organisatorische wird sehr gut und freundlich durch das Krankenhaus geregelt. Unterkunft ist für 110€ direkt am Krankenhaus im Mitarbeitergebäude möglich. Alle sind sehr freundlich und es wird versucht für alle Probleme eine Lösung zu finden.
Insgesamt ist der Umgang miteinander insgesamt viel freundlicher, offener und herzlicher als ich es aus den anderen Krankenhäusern in Deutschland kannte.
Arbeit
Pflichtmäßig soll man um 8 zur Frühbesprechung da sein. Ende ist relativ offen, gedacht bis 14.30. Die Ärzte sind meist ab 7 da, teils sind Visiten auch vor um 8, insbesondere auf der Sonderklasse. Vorteilhaft ist, wenn man auch vor um 8 kommt, um sich z.B. über die Patienten auf Station zu belesen / Befunde anzuschauen, damit man den gleichen Stand hat, wie der Stationsarzt, dadurch ist die Visite sinnvoller.
Eingeteilt ist man nicht fest. In der Morgenbesprechung wird meist gefragt, wo man hingeht und klärt dies mit anderen Studenten. Möglich sind (Station Ost + Mitte, Diagnostik mit Sonographie und Endoskopie, Ambulanz, Tagesklinik Onkologie).
Dabei ist zu wissen, dass nicht immer überall viel zu tun ist: Sonographie meist 9-12, Endoskopie sehr variabel 9-11(13), Stationen Visiten bis max. 11, selten auch mal später, Tagesklinik Onkologie 7.30-13, Ambulanz 24h aber sehr unterschiedliches Patientenaufkommen.
Im Gegensatz zu Deutschland sind die Aufgaben im PJ / KPJ nicht klar geklärt. Prinzipiell hat man keine, außer "unangenehme" Aufgaben übernehmen, wie Blutentnahme und Zugänge legen. Bei der Visite läuft man nur mit. In der Ambulanz macht man meist nur genannte Tätigkeiten. In der Diagnostik schaut man zu, meist ohne viel Erklärungen. Vielen ist glaube ich nicht bewusst, dass man teils nur wenige Monate davor ist, bald ein ärztlicher Kollege zu sein (merkt man auch teils in den Fragen, die man gestellt bekommt).
Wenn man tätig sein will, muss man sich dies "erkämpfen". Wenn man in Visiten konstruktiv Vorschläge macht und Fragen stellt wird man definitiv beachtet und auch geachtet und kann sich so eine Stellung erarbeiten. Dies ist auch so in den restlichen Bereichen. Sonographie konnte ich so sehr, sehr viele machen. Aber nur, weil ich mich in einer kurzen Kaffeepause hingesetzt habe und einen Patienten schon geschallt und so zeigen konnte, dass ich dies schon kann. So habe ich mir bei Arzt für Arzt das Recht rausgearbeitet Sonographien unter Kontrolle durchzuführen. Aktiv wird man aber eher selten dazu gebracht. Neue Dinge lernen wie Echo, auch eher nicht. Die Befunde darf man dann im Regelfall auch selbst diktieren. In der Ambulanz kann man durch schnelle "Vordrängeln" und guter Arbeit auch in die Position kommen, dass man Patienten selbständig aufnimmt und die Aufgaben abarbeitet bis hin zum Diktat. Zu Empfehlen ist ebenfalls die Onkologie, um dort z.B. Port anstechen zu lernen.
Aufgaben wie Arztbriefe schreiben und den ganzen bürokratisches Kram wie in Deutschland wird man hier nie zu tun bekommen.
Insgesamt muss man sagen, dass das ganze Arbeitsumfeld sehr, sehr nett und herzlich ist und das Arbeite sehr angenehm, sich aber den Stand durchaus erarbeiten muss, dass man nicht als "dummer" Student gilt. Insgesamt waren in meiner Zeit leider auch meist zu viele Studenten da, um genug zu tun zu haben. Dadurch können Tage aber auch durchaus mal kürzer sein, um die Umgebung etc zu genießen.
PJ-Status
Wie oben geschrieben sind die meisten Studenten auf einer Ebene und man wird eher mit den Famulanten, die zum ersten Mal Blut abnehmen auf das gleiche Niveau gestellt. Durchaus kann man durch Leistung aber auch überzeugen und diese wird dann auch gewürdigt. Das Problem ist insbesondere auch, dass in Österreich nach dem Studium noch eine Basisausbildung vor der Weiterbildung zum Facharzt steht, wodurch glaube ich die Ärzte schlechter die verschiedenen Stufen differenzieren können und man als PJ'ler eher etwas schlechter rutscht, als in Deutschland.
Negativ ist leider auch, dass man keinen EDV-Zugang hat, um auf offiziellem Wege sich Befunde u.ä. anschauen zu können.
Fortbildungen
Die aktive Wissensvermittlung war eher selten. Bewunderswert sind die Allgemeinchirurgie, welche allen Studenten tendenziell etwas beibringen und da sehr motiviert sind.
Fortbildungen gab es nur am Anfang. Am Begrüßungstag wurde das Krankenhaus vorgestellt und noch einmal 1. Hilfe geschult, sowie extra eine Laboreinweisung. Im Verlauf gab es nur am Ende auf recht viele Fortbildungen, hoffentlich kommen diese fortan regelmäßiger.
Allgemeines
Das Wohnheim ist vollkommen ausreichend. Bei Problemen wird einem geholfen. Waschmaschine und Trockner gibt es kostenfrei. Miete 110€/Monat. Bei Arbeitsbekleidung wird nur ein T-Shirt gestellt. Mittagssen gibt es kostenfrei mit Essensmarken. Auch am Wochenende. Dieses ist m.E. auch ganz gut.
Umgebung
Spittal selbst ist eher ruhig. Es gibt aber gute Restaurants/Bars zum guten Verweilen. Insgesamt ist die Umgebung sehr gut. Nahe zum Millstätter See mit Fahrrad ca. 15min. Die Lage ist insgesamt aber eher für aktive Naturfreunde um zu klettern, wandern, baden/schwimmen gehen oder im Winter Ski fahren. Eine gewisse Mobilität ist dafür aber leider notwendig.
Fazit:
Insgesamt kann man viel lernen, wenn man sich den Stand erarbeitet. Dies muss man aber mit guter Arbeit / Wissen, Sympathie und einem gewissen Feingefühl machen. Die Arbeitsumgebung und die Kollegen sind sehr nett.
PS: Interessanterweise sind die österreichischen Studenten sehr angetan von Spittal. Hier scheint es einen starken Unterschied in der Stellung / Ausbildung von PJ'lern zwischen Österreich und Deutschland zu geben. Insbesondere da ich schon 2 Tertiale hinter mir hatte. Der Vorteil ist m.E. aber auch, dass man in Deutschland bis zu 4 Monate da ist.
Bewerbung
Bewerbung über die Med-Servicestelle Kärnten (https://www.medservicestelle.at/) - ca. 1 Jahr vorher war auch nötig, weil die vorherigen Tertiale alle voll waren, so dass erst 1 Jahr im voraus Plätze frei waren. Anfrage über freie Plätze über das Krankenhaus möglich, offizielle PLatzvergabe dann über die Servicestelle.