PJ-Tertial Innere in St. Marienberg Klinik Helmstedt (3/2016 bis 7/2016)

Station(en)
4A, ZNA
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme
Heimatuni
Magdeburg
Kommentar
Erstmal vorweg ein paar Infos zu der Klinik generell, damit ihr nicht genauso verkohlt werdet wie ich: Es gibt konträr zum Homepagepostulat keine Hilfe bei der Wohnungssuche (und somit auch keine Unterbringung!) und das sei auch noch nie so gewesen. Und glaub mal nicht, dass du da leicht eine bezahlbare Wohnung findest! Von Gratisessen in der Kantine für PJler haben sie da auch noch nie was gehört, wovon ich aber angesichts der Qualität ohnehin abraten würde. Somit ist ein Großteil der"Vergütung" (mMn ist 597 Euro-Höchstsatz für Vollzeitarbeit dieser Art ohnehin eine Frechheit gegenüber Medizinstudenten deutschlandweit) schonmal durch den Schornstein. Da wirst du also schon vorweg mit richtig verklapst.
Nun gut, ich habe mein Tertial damals auf der Gastroenterologie und in der ZNA verbracht. Da wurde ich gar nicht groß gefragt, es hieß nur geh mal da hin und gut. Dennoch trennen wir das hier sauber auf, damit die Gesamtnoten am Bildschirmrand verständlich werden, denn diese beiden Stationen unterschieden sich hinsichtlich benoteter Kriterien zum Teil erheblich:
Auf Station sind die Schwestern durchgehend nett bis herzlich (4A+B). Ärztlicherseits hingegen ist das Bild durchwachsen: Die Assistenten dort sind eigentlich alle ganz nett und wenn du dich hinterklemmst helfen sie dir auch so gut sie können. Aber sie haben recht viel zu tun und natürlich ist denen deine Weiterbildung im Tagesgeschäft schon relativ schnurz. Ist ja auch nicht deren Aufgabe. Und das führt uns zu den beiden Oberärzten. Ich habe mal zaghaft nach der Möglichkeit gefragt ein bisschen Sonografie zu lernen. Das wurde mit einem barschen "Lernen sie erstmal Anamnese!" abgetan (das tut man bekanntlich in jeder Famulatur zu Genüge). Zugucken bei KM-Punktionen ging auch nicht, da muss ja erst Blut abgenommen werden. In der OA-Visite zweimal pro Woche stand ich dann auch nur wie Pik Sieben mit kurzer Hose daneben und wurde anderthalb Stunden nicht beachtet, da hast du dann auch ziemlich bald keine Lust mehr, nach Bildung zu betteln. Es kam aber noch besser: Sein Kollege ist mir wochenlang mit fitzeligen Details wie einem "Pantoprazol" statt "Pantozol" in den Arztbriefen hinterhergerannt, die ich als einziger Deutsch-Muttersprachler aus Langeweile und Gefälligkeit (ganz böser Fehler!) für die Assistenten getippt hatte. Da reichte es mir dann. Der Knüller war, dass die nicht mal gemerkt haben, dass ich knapp vier Wochen nur bei den Chirurgen im Arztzimmer rumgesessen und an meiner Dissertation geschrieben habe. Das ist übrigens auch so ein Ding: Einen Arbeitsplatz suchen musst du dir da schon selbst. Es interessiert klinikintern leider niemanden, wo du dich umziehst oder deine Sachen unterbringen kannst. Weder in der Personalabteilung noch seitens der Ärzteschaft.
Der Chef war ganz nett, kannst du nicht anders sagen. Einmal pro Woche gibts ein kurzes Treffen, da muss man 20 Minuten mündliche Prüfung zu Themen der Inneren spielen. Das ist ganz nett, da kann man nicht meckern, leider macht das den Kohl aber auch nicht mehr fett. Auch der gut gemeinte Versuch, mir drei Patienten zur eigenständigen Versorgung zu überlassen wurde von der Oberarztriege torpediert. Schade.
Nach acht Wochen hatte ich die Faxen dicke und ich bin mehr oder weniger selbstorganisiert in die ZNA gegangen, Bescheid gesagt hab ich schon gar nicht mehr. Ein bisschen was wollte ich schließlich doch noch an Lehre mitnehmen und vielleicht die ein oder andere praktische Erfahrung sammeln. Zumindest Letzteres hat dann auch ganz gut geklappt. Durch die verschiedenen Krankheitsbilder habe ich auch ein bisschen kardiologisches Grundwissen samt Therapie und einen Einblick in die Arbeit der Geriatrie mitbekommen.
Auch die beiden Assistenten in der ZNA haben mir gut was beigebracht und es schmeichelte mir doch ungemein, dass sie mich nicht wie manche Kollegen zuvor als unmündigen Hilfsarbeiter, sondern als gleichwertigen Mitarbeiter behandelt haben, so dass die Zeit dort im Vergleich zur Gastrostation daher auch insgesamt deutlich lehrreicher war. Tagesablauf hier: Selbstständige Patientenaufnahme, Untersuchung, Anamnese und den ganzen anderen Kladderadatsch von Braunüle bis Briefchen. Die Ambulanz nebenan ruft auch ständig an und will dich als Aufklärungsäffchen missbrauchen, wobei das auch so eine Schimpansenarbeit ist, die man als Anzulernender meines Erachtens nach nicht machen sollte. Zehn Leuten am Tag eine Gastroskopie zu erklären und das zu dokumentieren weil die Assistenzärzte das nicht machen wollen? Ich glaube wohl! Einfach sagen geht grad nicht, bin beim Chef, dann geben die schnell Ruhe. Leider herrschte auch bei der ZNA-Schwesternschaft freundlich gesprochen an manchen Tagen eine Stimmung wie im Führerbunker - mehrfach musste ich einer der Damen mit zackigen Worten die Grenzen des guten Geschmacks aufzeigen. Das ist übrigens - wenn man sachlich bleibt - völlig okay. Genauso wie pünktlich zu gehen. Ich kann bis heute nicht verstehen, wieso es PJler und Famulanten gibt, die tatsächlich Überstunden machen oder sich von frechen Kollegen ungestraft anmaulen lassen. Es herrscht landesweit Ärztemangel und sogar wenn du in dem Haus bleiben willst - für mich kam es hier übrigens aus anderen Gründen nicht in Frage - sollte man sich als Student nicht wie einen Leibeigenen behandeln lassen. Sie können dir nämlich gar nichts.

Mein Rat: Das Innere-Tertial in dieser Klinik ist zu empfehlen, wenn du: Aus der unmittelbaren Umgebung kommst (Wohn/Pendelkosten!), gerne früher nach Hause gehst und/oder eine ruhige Kugel schieben willst, kein Problem damit hast, dir examens- und praxisrelevante Inhalte selbst zuhause am Schreibtisch beizubringen, oder (in der ZNA möglich) relativ sicher (weitgehend) selbstständig arbeiten kannst. Leider auch nur dort.
Wer auf PJ-Betreuung und Erlernen von Funktionsdiagnostik (Einen Sonokopf hatte ich in der ZNA mal in der Hand, weil einer der Chirurgen sich Zeit für mich nahm!) steht und weniger auf Briefe schreiben sollte die Finger von dem Laden lassen.

Schöne Grüße, Rest folgt noch
Bewerbung
über die Uni, halbes Jahr vorher
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Prüfungsvorbereitung
Tätigkeiten
Braunülen legen
Blut abnehmen
Briefe schreiben
Punktionen
Patienten aufnehmen
Notaufnahme
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Kleidung gestellt
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
597

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
4
Unterricht
4
Betreuung
4
Freizeit
3
Station / Einrichtung
4
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.67