Ich war während meiner Zeit in Schwerin der einzige PJler in der Unfallchirurgie und da es mir gut gefallen hat, habe ich auf weitere Rotationen verzichtet. Zunächst muss ich vorweg erwähnen, dass sich die Abteilung gerade im Umbruch befindet und größere personelle Veränderungen bevorstehen, inklusive eines neuen Chefs ab April. Von daher wird sich wahrscheinlich vieles in kommenden Monaten ändern.
Ansonsten war ich mit meiner Zeit rundum zufrieden und ich kann die Abteilung weiterempfehlen. Ich wurde sehr freundlich empfangen und durchweg kollegial behandelt. Mein Wunsch war es, möglichst viel Zeit im OP zu verbringen und das wurde auch so berücksichtigt. An den meisten Tagen war ich bei mehreren Eingriffen als Assistenz eingeteilt und habe dementsprechend viel gesehen und gelernt. Zunähen ist meistens möglich, häufig darf man auch mehr, zum Beispiel kleinere Metallenfternungen selbständig unter Aufsicht. Die Oberärzte erklären in der Regel viel und gerne, die Stimmung im OP war im Vergleich zu meinen bisherigen Erfahrungen sehr gut, meistens richtig familiär. Auch über die OTAs kann ich nur Gutes berichten: wenn man sich gut mit ihnen stellt und ihre Kritik annimmt, zeigen sie einem viel praktisch Wertvolles. An den wenigen Tagen, an denen man nicht im OP ist, kann man die Zeit auf der Station verbringen, wobei es hier eher entspannt zugeht. Die Visite ist in der Regel schnell erledigt, Blutabnahmen übernimmt das Pflegepersonal, weshalb man hauptsächlich Briefe schreibt und gelegentlich mal einen PVK legt. Ansonsten ist auch Lernen problemlos möglich. Nur zu empfehlen ist, an diesen Tagen den Diensthabenden anzusprechen und zu den Fällen in der Notaufnahme hinzuzukommen. Hier kann man viel sehen und lernen, von einfacher chirurgischer Wundversorgung bis zu schweren Polytraumata ist alles dabei gewesen.
Der Tag beginnt um 7 Uhr mit Visiste, um 7:30 Uhr ist Röntgenbesprechung, ab 7:45 Uhr Frühbesprechung, bzw. als Assistenz begibt man sich dann in den OP. Auf gemeinsames Mittagessen wird viel Wert gelegt und ist in der Regel möglich. Die Mensa ist nicht ganz billig, aber die Qualität des Essens definitiv in Ordnung. Dienstschluss ist 15:30 Uhr, nur in ganz wenigen Fällen bin ich länger geblieben.
Man erhält einen eigenen Schlüssel und ein Diensttelefon mit eigener Nummer sowie einen eigenen EDV-Zugang, kann also sehr selbstständig arbeiten. Die Bezahlung ist für deutsche Verhältnisse mit 649€/Monat sicherlich gut, das Geld wird sehr püntlich aufs Konto überwiesen. Mittwochs gibt es eine Röntgenfortbildung, die bei uns wohl krankheitsbedingt fast nie stattfand, und Donnerstag eine Fortbildung mit wechselnden Themen, die immer lohnenswert war, die Dozenten sind wirklich sehr engagiert. Zudem wurde ein Probeexamen veranstaltet. Es gibt die Möglichkeit für einen Platz im Wohnheim, wenn man sich früh genug darum kümmert. Da ich zu spät dran war, musste ich mir in Schwerin ein WG-Zimmer suchen, was sich nicht ganz einfach gestaltete. Hier kann ich nur empfehlen, sich zeitnah damit zu beschäftigen.