Die Pädiatrie in Baden-Baden ist eine sehr kleine Abteilung mit zwei Stationen (Allgemeinpädiatrie, Neonatologie/Intensiv), einer Notaufnahme und drei ober-/chefärztlich geführten Spezialsprechstunden (Neurologie, Gastroenterologie, Pneumologie). Aufgrund der Größe hatte ich die Hoffnung, in etwas familiärerem Umfeld viel beigebracht zu bekommen. Leider wurde diese Erwartung an mein PJ-Tertial jedoch enttäuscht. Zwar sind die Oberärzte und der Chefarzt sehr sympathisch und nehmen sich auch gerne mal Zeit, Fragen zu beantworten. Da ich allerdings primär den Assistenzärzten auf Station beziehungsweise in der Notaufnahme zugeteilt war, konnte ich hiervon nur bedingt profitieren.
Auf Station durfte ich in der Regel ausschließlich Hilfsdienste und Botengänge erledigen. Das Betreuen eigener Patienten, das meiner Meinung nach im PJ Standard sein sollte und mit den höchsten Lerneffekt bietet, wurde mir auch auf mehrmalige Nachfrage von den Assistenzärzten untersagt. Ein wirkliches Bemühen, mich in das Team zu integrieren oder mir gar etwas beizubringen, gab es bis auf wenige Ausnahmen nicht.
Die einzigen wirklich lehrreichen Momente hatte ich in den zweimal täglich abgehaltenen Besprechungen, in denen alle stationären Fälle diskutiert werden. Dies allerdings zu dem Preis, dass man regelhaft nicht vor 17:30 Uhr Feierabend hatte. Laut Aussage einer Assistenzärztin wäre es als PJ-Student allerdings auch sehr vermessen, zu erwarten, etwas beigebracht zu bekommen, wenn man schon um 17 Uhr gehen möchte.
Der PJ-Unterricht war, wenn er stattfand, grundsätzlich gut und die Dozenten sehr motiviert. Leider wurde er in meiner Zeit jedoch in etwa jedes zweite Mal abgesagt. Ein chirurgischer PJ-Unterricht fand in vier Monaten kein einziges Mal statt.
Wahrscheinlich sind die Erfahrungen sehr unterschiedlich, abhängig vom aktuellen Assistenzarztteam, welches häufig wechselt, und den eigenen Erwartungen. Wenn man sich damit zufrieden gibt, einfach mitlaufen zu dürfen und viele interessante Patienten zu sehen, kann man hier durchaus glücklich werden.
Wenn man jedoch durch das Betreuen eigener Patienten ernsthaft auf den späteren Alltag als Arzt vorbereitet werden will, ist man hier vielleicht falsch.