Ich habe die kompletten 16 Wochen meines PJ-Wahlfachs Gynäkologie/ Geburtshilfe im St. Ansgar (Klimikum Weser-Egge) Höxter absolviert.
Die Frauenklinik Höxter ist eine große Klinik mit über 1000 Geburten pro Jahr mit Entbindungen ab der 32. SSW, davon weniger als 30% per Kaiserschnitt. Beckenendlagen und Gemini werden spontan entbunden. Die Gynäkologie hat jeden Tag mindestens einen OP-Saal. Über 80% der OPs werden laparoskopisch in 3D-Technik durchgeführt (ziemlich cool ;)). Schwerpunkte sind urogynäkolgische und onkologische OPs. Außerdem gibt es jeden Tag verschiedene Schwerpunktsprechstunden, eine Ambulanz und die Notaufnahme.
Gleich vom ersten Moment war ich in das freundliche Team integriert. Man ist nicht nur zum Zuschauen oder Botengänge machen da (Blutabnahmen machen die Krankenschwestern), sondern wird aktiv angeleitet und gefördert, sich selbst zu entwickeln. Schon am ersten Tag durfte ich bei einer Sectio assistieren. Im Laufe der Wochen habe ich meine OP-Techniken verfeinert und konnte einige kleinere Eingriffe unter Supervision selbst durchführen und bei größeren Operationen als erste Assistenz das Gelernte unter Beweis stellen. In den Sprechstunden und in Ambulanz konnte ich Patientinnen untersuchen lernen, Sonografien durchführen und Therapievorschläge machen. Gut gefallen hat mir, dass ich die Ärzte immer überall hin begleiten konnte. Außerdem habe ich Visiten begleitet und Patientenaufnahmen selbstständig durchgeführt. Patienten von der Aufnahme bis zur Nachuntersuchung zu betreuen, gibt einem einen intensiven Einblick in das Fach und seine Krankheitsbilder. Im Kreißsaal habe ich die Schwangeren vor und unter der Geburt untersuchen dürfen und sonografiert, gelernt, CTGs zu beurteilen und viele Geburten begleitet. Neben vielen praktischen Fähigkeiten wurde viel Wert draufgelegt, dass ich lerne, strukturiert zu arbeiten und Befunde vollständig zu erheben. Gefallen hat mir, dass man jederzeit Fragen stellen konnte und immer ausführliche Antworten bekommen hat.
Als PJler hat man eine feste Tutorin, die gerade am Anfang eine wichtige Stütze ist, sich in der großen Klinik zurechtzufinden. Sie sorgt zum einen dafür, dass man alles (kennen)lernt, lässt aber auch den Freiraum, den eigenen Interessen nachzugehen. Ich beispielsweise habe gerne an Nacht- und Wochenenddiensten teilgenommen. Hier war oft mehr Zeit und Ruhe, Untersuchungen selbst durchzuführen. Das kann ich sehr empfehlen.
Abschließend kann ich nach vier Monaten sagen, tief in die Frauenheilkunde eingetaucht zu sein und viele tolle Erfahrungen gemacht zu haben. In einem sehr lieben Team, das sich auch als Team fühlt, wurde ich schnell aufgenommen und habe als dessen Teil sowohl theoretisch als auch praktisch viel gelernt.
Jetzt zu den „harten“ Fakten: Gehalt, Verpflegung und Unterkunft nach den Standards der UMG. Das Wohnheim ist neben dem Krankenhaus und das möblierte Ein-Zimmer-Appartement mit Bad, Küchenzeile, TV und Balkon ausgestattet. Höxter selbst ist ein sehenswerten r Ort mit vielen Ausflugsmöglichkeiten direkt an der Weser und mit dem Semesterticket kostenlos von Göttingen zu erreichen. Unterricht findet jede Woche auch von Chirurgie, Innerer Medizin und Anästhesie statt. (Da ich zeitweise einzige PJlerin im Krankenhaus war, habe ich nur Unterricht in der Gynäkologie erhalten - diesen dafür täglich im Sinne von Fallbesprechungen.)
