Ich habe mein Tertial in der Psychiatrie in Hamm als außerordentlich bereichernd empfunden. Nicht nur fachlich habe ich einiges gelernt, sondern auch menschlich. Besonders das integrative Projekt und die Begeisterung der Ärzte den Patienten immer wieder zu helfen und ihnen auch nach der Behandlung zur Seite zu stehen hat mich überzeugt. Besonders Spaß haben mir auch die ambulante Arbeit und die Hausbesuche gemacht.
Pro
-Die Klinik bietet im Rahmen eines Modellprojekts die Möglichkeit in eine sehr fortschrittliche Art der Psychiatrie hineinzuschnuppern. Ständig offene Stationstüren und Hausbesuche aus der Klinik heraus liegen hier an der Tagesordnung. Der Patient wird als Teil des Teams gesehen . In den Visiten wird ein systemischer Ansatz verfolgt, den ich selbst als sehr positiv für die Patienten empfunden habe. So finden neben den regulären Teamkonferenzen und Patientengesprächen auch Netzwerkgespräche mit dem Umfeld des Patienten statt, um Konflikte etc. schon während des Aufenthaltes anzugehen und zu klären. Der Patient ist hier nicht nur eine Nummer, sondern es wird ein ganzheitlicher Therapieansatz auch über den Krankenhausaufenthalt hinaus verfolgt. Zum Beispiel begleitet auch ein "Ohr" jede Besprechung , welches zum einen die Gefühle und Gedanken der Mitarbeiter, aber auch der Patienten wiedergibt. So werden negative Worte auch über noch so kräftezehrende Patienten eingedämmt,.
-Freie Gestaltung der Rotationen
-12€ Verzehrgutschein täglich
-Unterkunft am Standort in der Innenstadt
-Mit viel Engagement und Unterstützung des Chefarztes war es möglich eine Aufwandsentschädigung in der Höhe von 25€/Tag zu erhalten (Andere Studierende erhalten diese über die Uni Münster , aber die Psychiatrie gehört zur Universität Witten/Herdecke. )
-Interessante Fächerübergreifende Fortbildungen./Vorträge des Marien-Hospitals dürfen besucht werden. Auch die Psychiatrie hat regelmäßige Angebote.
-Die Therapien für Patienten dürfen besucht und ausgetestet werden. (Tanztherapie, Musiktherapie, ...)
-Wenn Studierende der Uni Witten/Herdecke zur selben Zeit da sind, kann man am Unterricht teilnehmen und so alle wichtigen Themengebiete in den Seminaren wiederholen.
-Das Pflegepersonal ist sehr aufgeschlossen und hilfsbereit den Studierenden gegenüber.
-Die Ärzte sind alle sehr nett und beantworten gerne alle Fragen.
-Es fallen wenige Blutentnahmen an. Wenn man als PJler beschäftigt ist, werden diese auch von den Assistenzärzten übernommen.
Contra
-Die Psychiatrie liegt außerhalb der Stadt und ist nur mit dem Bus oder dem Fahrrad von der Unterkunft/ dem Bahnhof zu erreichen.
-Ich musste mich auf meiner Station sehr dafür einsetzen eigene Patienten und eigene Verantwortung zu erhalten. Dann wird einem jedoch viel zugetraut und man erhält tolle Unterstützung.
-Es finden keine regelmäßigen Seminare statt, wenn man sich jedoch darum bemüht freuen sich die Oberärzte und machen gute Seminare in denen man jede Frage stellen darf und viel lernen kann. Mit dem Chefarzt sollen laut Logbuch 3 Fallvorstellungen abgehalten werden, hier muss man sich selbst kümmern, dass diese stattfinden. Diese sind jedoch sehr lehrreich, da Prof. Beine besonders psychosoziale Themen bespricht, die man in keinem gängigen Lehrbuch findet.
Zur Zeit gibt es vermutlich durch den Chefarztwechsel viele Umstrukturierungen , sodass ich über die aktuellen Bedingungen nicht viel sagen kann. Ich empfehle, dass man sich direkt zu Anfang selbst mit der IT auseinandersetzt, damit man einen eigenen Account bekommt und auch Briefe selbst schreiben kann zur Übung für die Prüfung.
Cave : Auch für Studierende der Universität Witten/Herdecke gibt es ein Logbuch., welches ausgefüllt an die Uni geschickt werden muss.
Fazit: Mit Eigeninitiative könnt hier in Hamm richtig viel lernen und ein super Tertial haben!
Bewerbung
Im Gegensatz zum restlichen Krankenhaus ist die Psychiatrie Lehrkrankenhaus der Universität Witten-Herdecke. Dort muss man sich über das PJ-Büro anmelden.