Ich war die gesamten dreieinhalb Monate in der Allgemeinchirurgie. Zunächst einmal Hut ab wie der Chef die Truppe zusammenhält. Ohne ihn, würde das gesamte Konstrukt vermutlich zusammenbrechen. Er hatte für engagierte Mitarbeiter immer ein Lob parat, konnte aber auch durchgreifen, wenn etwas wieder einmal nicht gut lief. Generell dachte ich mir immer, dass er ein sehr guter Chef ist, ohne Allüren und sehr bodenständig.
Ich habe die meiste Zeit als Haken- oder Kamerahalterin im OP verbracht. Das Tagesgeschäft waren Leistenbrüche und MIC Cholezystektomien. Ab und an auch mal eine MIC Gastric-Sleeve Resektion, oder eine Hemicol. Leider kann ich mit Chirurgie absolut nichts anfangen. Das wussten die Ärzte auch, dennoch wurde ich immer wieder in den OP geschickt. Ob im OP etwas erklärt wurde, war immer von der Laune der Operateure abhängig. Generell wurde das OP Programm so geplant, dass PJler im OP waren und Assistenten die Stationsarbeit machen mussten. Das führte zu sehr großer Unzufriedenheit bei den Assistenten.
Als PJler war man bei den Oberärzten immer nur "Der Student" oder "Die Studentin". Ich bin mir nicht mal sicher, ob nach dreieinhalb Monaten Zusammenarbeit alle Ärzte ( ca. 7) der Allgemeinchirurgie meinen Namen wussten.
Gelegentlich war ich auch in der Ambulanz und habe Patienten aufgenommen. Das habe ich wirklich sehr gerne gemacht. Briefe habe ich auch geschrieben. Auch das tat ich gerne, da es praktische Fähigkeiten sind, die jeder Arzt können muss.
Das Team konnte man leider nicht unbedingt als Team titulieren. Es wurde schlecht untereinander kommuniziert. Einige (NICHT ALLE!) Assistenten waren nur sehr wenig motiviert und auch wenn sie von Oberärzten ermahnt wurden, wurde die Schuld von links nach rechts geschoben, oder Widerworte gegeben. Arbeit wurde hin und her delegiert. Generell herrscht in dem Haus große Unzufriedenheit. Ärzte werden händeringend gesucht. Dies hat zur Folge, dass viele Ärzte aus dem Ausland kommen und die Kommunikation untereinander abermals erschwert wird. Besonders bestürzend war, dass das OP Programm der Allgemeinchirurgie ohne uns PJler vermutlich gar nicht funktioniert hätte.
Wenn man regelmäßig dort zu Mittag essen wollte (das Essen war eine Katastrophe), musste man auf fast 100€ seines Gehaltes verzichten. Dafür konnte zwar die Klinik als solches nicht, sondern der Konzern Helios, jedoch hat das nicht grade die Zufriedenheit der PJler gefördert.
Um Fortbildungen zu erhalten, musste man den Ärzten wirklich auf die Füße treten. Zwar gab es einen Plan, der wurde aber nur dann berücksichtigt, wenn man die Ärzte explizit darauf hingewiesen hat, dass eine Fortbildung stattfinden sollte. Wenn eine stattfand, war diese dann aber meistens auch wirklich gut.
Herr Prof. Bleck jedoch veranstaltete jede Woche einen Sonokurs für uns. Dieser war ganz ganz toll. Er hat uns alles mit wahnsinniger Ruhe und Geduld beigebracht. Der Kurs war immer mein Highlight der Woche.
Wenn ihr später Chirurgie machen wollt, kann ich euch das Haus wirklich empfehlen, da ihr von morgens bis abends im OP stehen könnt. Wenn ihr euer Chirurgie Tertial nutzen wollt, um wichtige Skills zu lernen, die jeder Arzt können muss, dann sucht euch besser etwas anderes, denn Lehre kommt leider viel zu kurz.