Ich bin aus Berlin gependelt, die meisten anderen PJlerInnen auch. Das klappt ganz gut. Mit dem Auto aus Kreuzberg morgens so 45Minuten. S-Bahn geht auch, dann braucht ihr aber ein Fahrrad um von der Haltestelle zur Klinik zu fahren. Geht auch gut klar. Frühbesprechung ist um 7:10h.
Klamotten bekommt habe ich über den Wäschepool von der Intensiv bekommen. Dazu gibt es einen eigenen Schlüssel für Intensiv/OP/Umkleide und einen Spind. Ein Ticket für den Parkplatz bekommt man auch.
Im großen und ganzen muss ich sagen, habe ich in der Anästhesie unglaublich viel gelernt, durfte sehr viel eigenverantwrotlich arbeiten und es hat Spaß gemacht. Habe viel intubiert und durfte häufig Arterien legen und unter Überwachung auch selbstständig Narkosen fahren. Wirklich mega gut.
Das lag aber ausschließlich an zwei ärztlichen KollegInnen, Maze und Iris, die Lust auf Lehre hatten und mich vom ersten Tag an an die Hand genommen haben. Ich war die meiste Zeit mit Maze unterwegs und habe wirklich viel gemacht, wurde wertgeschätzt und hatte nicht das klassische Gefühl im PJ das fünfte Rad am Wagen zu sein oder im Weg zu stehen. Es ist ein sehr kleines Haus, viel verrückt Spannendes passiert nicht und der OP ist sehr klein, nur drei Säle, davon einer HNO. Dafür ist es aber auch entspannter als in den großen Kliniken, für's lernen also ziemlich cool. Mit der Pflege bin ich mega gut ausgekommen, wirklich nett und hilfsbereit, auch wenn man wie der letzte Depp in der Gegend steht und wirklich keine Ahnung hat was gerade passiert :)
Mittagessen gibt es umsonst, da habe ich es auch jeden tag hingeschafft. Nach Hause gegangen bin ich im Schnitt um 16:00h. Aber früher gehen ist am Ende auch kein wirkliches Problem. Fortbildung gab es einmal die Woche, hat auch halbwegs regelmäßig stattgefunden. Wie das immer so ist, mal sehr gut und mal langweilig :) Es gibt einen Studientag pro Woche, der kann völlig flexibel gelegt werden.
Ansonsten muss ich sagen war die Gesamtstimmung grauenhaft. Cholerischer Chef, ein wirkliches Team unter den ärztlichen Kollegen scheint es, von außen betrachtet, nicht zu geben, sondern eher jeder für sich allein. Entsprechend läuft man als PJler in Besprechungen oder auf Intensiv nur so nebenher. Macht wenig Spaß.
Das Haus ist eine echte Wald-und-Wiesenklinik, auf Intensiv liegen selten wirklich kranke Patienten, die unter 150 Jahre alt sind. War wegen der Stimmung und aber auch, weil nur sehr wenig Patienten auf Intensiv waren eigentlich das komplette Tertial im OP.
Auch wenn man es sich schwer vorstellen kann so nah an Berlin, liegt Hennigsdorf im absoluten AfD-Country. Das merkt man am Sprachgebrauch des Personals und auch an den PatientInnen. Viel unbewusster Alltagsrassismus. Lässt sich vielleicht ignorieren, mir ist es aber immer wieder übel aufgestoßen. Vor allem in der Position des Praktikanten, in der man ungern fragt, ob eigentlich noch alle Latten am Zaun sind.
Also als Fazit war es wahrschenlich ein sehr durchschnittliches Tertial. Die reine Zeit mit Maze oder Iris im OP war super, der Rest war es wirklich nicht wert jeden Tag für scherzhafte 300€ so weit raus zu fahren.