Meine Erwartungen von dem neurologischen Tertial waren am Anfang nicht so hoch, dafür war das Outcome im Verlauf und am Ende doch sehr groß, sodass ich es insgesamt sehr empfehlen kann!
Ich war positiv überrascht, wie viel man als PJ-Student machen darf (es kommt hier natürlich wie immer auf die Eigeninitiative und persönliche Präsentation an). Gleich am ersten Tag habe ich einen PC bekommen, an dem ich mehr oder weniger selbständig arbeiten konnte . Jeder PJ-ler bekommt im Klinikum Augsburg einen persönlichen Zugang, bei Problemen oder Fragen kann man sich immer an den MIT melden. Bei Bedarf konnte man immer etwas nachlesen, sodass man gleichzeitig am Arbeitsplatz lernen konnte. Insgesamt war die Betreuung von Anfang an super! Obwohl viele von den Assistenzärzten selbst noch Anfänger waren, haben sie sich immer Mühe gegeben, um nebenbei noch gutes Teaching zu machen. Insgesamt kann man sagen, dass das Team (von den Assistenzärzten bis zu den Oberärzten) hier sehr nett ist! Alle sind sehr freundlich und dankbar, wenn man Hilfe leistet. Da steigt gleich auch die eigene Motivation.
Beginn war immer um 8 Uhr. Es gibt eine Blutabnahmeschwester, sodass man früh keine Blutabnahmen oder Nadeln legen musste - es sei denn sie war krank, dann musste man es übernehmen. Vor der Frühbesprechung um 8:15 konnte man im Orbis nachschauen, was seit dem Vortag an Untersuchungen rausgekommen ist und sich schon mal auf die Visite vorbereiten. Visiten waren zum Teil ziemlich lang (von ca. 9 Uhr bis je nachdem 11-12 Uhr), 2-3x pro Woche Oberarztvisite, 1x in 2 Wochen Chefarztvisite. Danach Untersuchungen anfordern, neue Patienten aufnehmen - Anamnese, neurologische Untersuchung und am besten gleich im Computer dokumentieren - also einen Arztbrief anlegen. Das war für die Assistenzärzte meist eine große Hilfe, denn sie mussten dann den Brief nur noch fertig schreiben. Dann muss man dem zuständigen Assistenzarzt (oder am Nachmittag auch dem Oberarzt) eine Übergabe machen - hierbei ist es wichtig, sich auf die wichtigsten Dinge zu fokussieren und trotzdem nichts zu vergessen. Am Anfang fällt es einem schwer, im Verlauf wird man immer besser. Auch bei der Visite muss die Patientenvorstellung kurz und knapp gehalten werden. Um 13 Uhr war Mittagessen auf dem Plan (hier muss man sagen, dass es häufig zu Verzögerungen kam, da die Assistenzärzte viel zu tun hatten). 13:00 Röntgendemo - hier konnte man auch eigene Patienten vorstellen. Am Nachmittag erfolgte die Übergabe an den Oberarzt, die Patientenaufnahme, ggf. Lumbalpunktionen - zuerst zuschauen, dann selber unter Aufsicht machen, Gespräche mit den Angehörigen (das eher für die Assistenzärzte),Nadeln legen/Blut abnehmen (da die Blutabnahmeschwester nur bis 14 Uhr da war) und natürlich Briefe schreiben . Man muss hier sagen, dass die Assistenzärzte immer fair waren und einen gehen lassen haben, wenn nichts mehr zu tun war. Ca. 16:30-17 Uhr durfte man gehen. Manchmal war es sogar etwas früher.
Auf der Stroke Unit gibt es weniger Betten, da die Patienten hier intensiver betreut werden. Da ich am Ende von meinem Tertial dort war, durfte ich zum Teil eigene Patienten mitbetreuen. Sonst ist der Ablauf hier ähnlich, Einmal habe ich eine Lyse mit anschließender Thrombektomie gesehen, das war auch sehr lehrreich.
In meiner letzten Woche war ich in der Elektrophysiologie - hier konnte man bei den SEP´s, VEP´s, MEP´s, EMG´s und EEG´s zuschauen und hat auch viel erklärt bekommen.
Insgesamt kann ich die Neurologie jedem PJ-ler empfehlen, egal in welche Richtung man später gehen will. Hier darf man viel selbständig arbeiten - das im PJ zu lernen ist sicherlich besser als am Berufsstart.