PJ-Tertial Allgemeinmedizin in Praxis (1/2020 bis 4/2020)
Station(en)
Hausarztpraxis Dr. Biermann Radebeul
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Dresden
Kommentar
Ich war in der Hausärztlichen Praxis bei Fr. Dr. Biermann in Radebeul. Insgesamt hat es mir dort super gefallen. Ich würde jederzeit wieder dort mein PJ machen. Man ist dort mehr Teil des Teams und eine wirkliche Hilfe, als nur da, weil man da sein muss. Es ist leider etwas außerhalb von Dresden, aber nicht weit genug, dass die KV den höheren Beitrag bezahlt. Aber es hat sich nichts desto trotz gelohnt. Die 4 und die S-Bahn halten auch fast genau vor der Praxis.
Zum Team:
Die Praxis besteht aus Frau Dr. Biermann und 3 Praxisschwestern. Alle 4 sind unheimlich nett und nehmen dich sehr schnell ins Team mit auf. Wenn du Fragen hast, kann du sie immer jedem Stellen und keiner ist genervt, dir was zu erklären. Eine Schwester ist am Anfang etwas zurückhaltend und schaut sich erst einmal an, wie du dich anstellst. Aber wenn du freundlich bleibst und deine Aufgaben erledigst, ist das schnell vergessen. Das Team ist noch sehr jung, daher war es mehr freundschaftlich als kollegial und immer sehr lustig! Da man auch jeden Tag zusammen Mittag isst, konnte man sich schnell besser kennen lernen. Einmal waren wir abends sogar zusammen essen im Restaurant gegenüber.
Als PJler:
In der Praxis gibt es einen extra Studentenraum/Assistenzarzt Raum. Das heißt, du bekommst auch sehr schnell deine eigenen Patienten. Bei mir war es so (Da ich am Donnerstag das erste Mal da war): die erste Woche (also die ersten 2 Tage) sitzt man bei der Frau Dr. Biermann mit im Zimmer, schaut sich die Abläufe an und was die Frau Dr. gern verschreibt und wie sie vorgeht. Dinge mitschreiben ist dabei hilfreich und kommt auch interessierter rüber. Selbst wenn man nur im Zimmer mit dabei sitzt, untersuchst du gleich von Anfang an mit die Patienten (Herz, Lunge, Hals, manchmal Bauch, immer RR/HF). Dann in der nächsten Woche hatten wir es einen Tag so gemacht, dass ich die Patienten in ihrem Zimmer aufnehme und untersuche und sie sitzt daneben und schaut es sich an. Ab dann, saß ich in meinem eigenen Zimmer und konnte dort schon die Patienten rein holen, alles untersuchen, schon Rezepte/AU's usw. vorbereiten und die Dokumentation im PC Programm ausfüllen. Wenn man soweit fertig ist, schreibt man der Frau Doktor über das Praxis Interne Chatsystem. Sie ist eigentlich immer innerhalb von 1-2 Minuten da, hört sich deine Zusammenfassung an, klärt offene Fragen und unterschreibt die Formulare. So dass sich keine unangenehme Stille mit dem Patienten aufbauen kann, falls man keine Lust auf Smalltalk o.ä. hat. Falls die Frau Doktor doch mal länger braucht, schreibt sie einem das direkt. Dann kann man entweder auch rüber gehen zu ihr und dort was fragen (wenn man nur schnell was wissen will), per Chat fragen oder man schickt den Patienten noch mal kurz vor die Tür und kann in der Zwischenzeit schon den nächsten Patienten dran nehmen und dann werden gleich beide Patienten mit der Frau. Doktor das nächste mal besprochen. Generell: immer ALLES fragen! Lieber 3 Mal mehr als zu wenig fragen und auch, wenn man denkt, die Frage sei jetzt doch etwas blöd. Die Frau Doktor ist super nett und hört sich alle fragen an und beantwortet alles, soweit das möglich ist. Ich denke, es ist ihr lieber, man fragt lieber 3 Mal, als wenn man was falsch macht.
Relativ schnell war es dann auch so, dass ich die Patienten komplett alleine behandelt habe und die Rezepte u.ä. an der Anmeldung ausdrucken lassen habe (von meinem PC aus), so dass sich die Patienten beim Gehen die ausgedruckten Zettel abholen konnten (dort liegen schon unterschriebene Formulare zur Verfügung). Besonders bei den wiederkehrenden Krankheitsbildern haben wir es so gemacht, wo man immer ähnlich vorgeht. Aber wenn man doch jemand neues mal hatte und sich nicht sicher war, doch lieber was fragen wollte, kam sie auch immer mit dazu. Man muss ihr einfach schreiben/rüber gehen. Ihr stellt auch dann später selbst die Indikation für Überweisungen, Labor, EKGs usw.
Aber! Die Praxis ist wirklich super, ihr müsst auch nur das machen, wofür ihr euch bereit fühlt. Wenn Ihr mal denkt, ihr kommt mit einem Patienten nicht klar oder ihr wollt lieber erstmal 2 Wochen nur daneben sitzen, dann geht das sehr wahrscheinlich auch. Ihr müsst es nur sagen. Der Gedanke ist schon so... dass man Stück für Stück selbständiger wird, bis ihr komplett alleine arbeitet. Aber auch: Dass sie euch ein Stück ins kalte Wasser schmeißt, damit ihr auch gezwungen werdet, selbstständig zu arbeiten. Weil sie die Erfahrung gemacht hat, dass sich viele sonst nicht trauen. Aber ihr werdet dort nicht ausgebeutet oder müsst Angst haben. Wenn ihr euch wirklich nicht bereit fühlt... einfach ansprechen.
Ihr werdet dort auf jeden Fall schon fast als richtige Ärzte angesehen und auch so behandelt. Die Frau Biermann sagt den Patienten auch öfter, dass wir eigentlich schon fertig sind. Also wenn ihr Lust habt, in eurem allgemeinmedizinischen Tertial selbständig arbeiten zu dürfen und nicht nur 3 Monate daneben zu sitzen, dann seid ihr hier genau richtig. Aber da ist ja jeder Student auch etwas anders. Für mich war es ganz praktisch, dass es mein letztes Tertial war und ich im Krankenhaus vorher schon einiges lernen konnte.
Und als letztes: Als PJler übernehmt ihr die Hautcheck Untersuchungen. Ich hab von Derma wirklich keine Ahnung gehabt und selbst ich hab das hinbekommen. Die ersten Male macht ihr es auch mit der Frau Biermann zusammen und wenn euch was auffällig auffällt, dann holt ihr sie dazu. Es gibt auch viele Hefte und Bücher, wo man sich verschiedene Beispielbilder anschauen kann. Also absolut machbar.
Das PJ Zimmer:
Das PJ Zimmer ist DEIN eigenes Untersuchungszimmer. Die Schwestern und die Frau Dr. ziehen sich dort zwar drin um Früh und Abend, aber ansonsten kannst du dich da frei gestalten und es so "einrichten", wie es dir passt. Es gibt in der Praxis auch Unmengen an Flyern, die man den Patienten an die Hand geben kann. Die Flyer kannst du dir im Zimmer auch so herrichten, dass du damit arbeiten kannst. Du kannst dir sogar eigene Flyer bestellen für dein Zimmer. Von den Pharma Vertretern gibt es auch ab und zu Medikamentenmuster, die du den Patienten zur Verfügung stellen kannst.
Die Praxis:
Das Impfen, Blut abnehmen, EKG's schreiben, Spritzen, Spirometrie und ähnliches läuft alles über die Schwestern. Das heißt, ihr müsst diese Aufgaben nicht mit übernehmen, sondern könnt wirklich mit den Patienten arbeiten. Außer ihr möchtet das gerne! Dann einfach Bescheid geben. Generell ist es dort auch oft "Alles kann, nichts muss." Es gibt auch eine extra DMP Schwester. Wenn ihr aber mal sehen wollt, wie das abläuft, dann geht dort einfach mal mit rein. Ein Ultraschallgerät gibt es in der Praxis nicht. Also das könnt ihr dort leider nicht üben.
Zu den Arbeitszeiten:
Die Sprechstunde beginnt früh um 8 Uhr. Im Prinzip würde es reichen, wenn ihr 7.55 Uhr da seid. Je nach dem, wie viel Zeit ihr braucht, eure Sachen abzulegen, noch Kaffee einzugießen usw. Die Frau Doktor ist auch nicht viel eher da. Ihr könnt aber auch 7.30 Uhr schon da sein, wenn ihr darauf Lust habt. Falls ihr mit der Bahn kommt und ihr dadurch jeden Tag erst 8.15 Uhr da sein könnt, ist das auch absolut kein Problem. Auch wenn ihr euch mal verspätet, es ist da absolut kein Stress.
Sie hat immer Montag und Donnerstag lange Sprechstunde bis 18 Uhr, sonst 12 Uhr. Man isst jeden Tag zusammen als Team Mittag essen und trinkt noch Kaffee. Dienstag und Mittwoch finden nach dem Mittag essen Hausbesuche statt, wo der PJler geplant mit fährt. Es gibt eine feste Hausbesuchsrunde, die jedes Quartal besucht werden. Daher gibt es auch jede Woche Hausbesuche, aber wie viele an einem Tag sind, schwankt etwas und hängt auch davon ab, ob noch ungeplante Besuche dazu kommen. In der Regel ist man zwischen 14 und 15 Uhr wieder zurück in der Praxis und kann dann sofort los machen. Freitag haben wir meist bis 13 Uhr Mittag gegessen und sind dann nach Hause.
Mo. und Do. ging die Sprechstunde bis 18 Uhr. Es hat sehr selten länger gedauert und wenn dann maximal bis 18.30 Uhr. Nach der langen Sprechstunde sind auch alle darauf bedacht, dass man so schnell wie möglich Heim kommt, so dass man da nicht mit Überstunden rechnen muss. Zwischen früher und später Sprechstunde könnt ihr euch in euer Zimmer zurück ziehen, einen Powernap machen auf der Untersuchungsliege (kein Spaß, hab ich ein paar mal gemacht :D Die Frau Doktor schläft sogar auch manchmal in der Pause), ihr könnt euch was angucken und lernen. Ihr könnt auch die Schwestern fragen, ob ihr noch was helfen könnt oder der Frau Doktor beim Unterlagen von Krankenkassen, Reha-Anträgen usw. abarbeiten helfen. Ihr könnt aber auch kurz raus gehen und spazieren gehen.
Generell ist die Anmelde-Schwester im Zeitmanagement so gut, dass die Sprechstunde eigentlich immer pünktlich beendet wird. Auch zur Mittagsstunde um 12 Uhr. Manchmal sind danach noch Pharma-Vertreter da, die man sich mit anhören kann.
Falls ihr aber mal eher gehen müsst, einen Tag nicht könnt oder oder.. alles kein Problem. Es sind alle super nett, wenn ihr mal nicht mit zum Hausbesuch könnt, dann fährt eine der Schwestern mit.
Zusatz:
Die Frau Biermann muss ja ab und zu bei den Bereitschaftsdiensten der KV aushelfen und mitfahren. Wenn ihr euch das mit anschauen wollt, fahrt einfach mit! Fand ich eigentlich ganz spannend. Meistens ist es aber am Wochenende. Der Dienst wäre von 7-19 Uhr, aber ich hab mich auch nur von 10-15 (?) Uhr angeschlossen. Wäre auch kürzer oder länger gegangen.
Das Mittagessen hat Frau Biermann für mich übernommen (Es wird bei Gourmetta bestellt) und auch Kaffee und Wasser wird zu Verfügung gestellt.
Anziehen könnt ihr, was ihr wollt, solange ihr einen Kittel drüber zieht. Ihr könnt auch komplett in weiß kommen, aber das macht auch die Frau Biermann nicht.
Bewerbung
Ich habe mich ca. ein 3/4 Jahr vorher per E-Mail bei ihr gemeldet und gefragt, ob in dem Zeitraum etwas frei wäre. Länger würde ich an eurer Stelle auch nicht warten. Generell sind die Hausarztpraxen schnell belegt (da ja auch oft Blockpraktikanten, Famulanten und Assistenzärzte da sind). Meine Kommilitoninnen hatten sich sogar 1 Jahr vorher bei ihren Praxen gemeldet. Ich hab viele Absagen das 3/4 Jahr vorher bekommen, weil kein Platz mehr frei war. Weshalb ich überhaupt in Radebeul bei Frau Biermann gelandet bin. Im Endeffekt: das Beste, was mir passieren konnte.
Kurz vor PJ Beginn war ich dann in der Praxis mich vorstellen und noch mal kurz die groben Ablauf besprechen.