Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Goettingen
Kommentar
Ich kann das PJ-Tertial in der Neurologie im Roten Kreuz meinen Erfahrungen nach nur empfehlen!
Zunächst einmal zur allgemeinen Organisation:
Das gesamte Praktische Jahr ist in der DRK Klinik, unabhängig von der Fachrichtung des PJs, sehr gut organisiert gewesen. Am ersten Tag erhielten wir gut strukturiert sowohl eine Einführungsveranstaltung (Repetitorium der körperlichen Untersuchung, Vorstellung der Chefärzte, Hygiene Belehrung,...) sowie auch eine Führung durch das Haus. Ebenfalls erhielt man alles weitere Nötige: Namenschilder, Zugangspasswörter für die IT, Transponder, Zahlencodes für Zugänge zur Klinik und Umkleiden, Kleidung, Spinde, Zeitpläne für den Unterricht, ein eigenes Telefon, usw.
Eine Wohnmöglichkeit konnte ich zum Zeitpunkt meines PJ nicht über das Krankenhaus erhalten. Eventuell diesbezüglich erneut fragen. Es hängt scheinbar von der Belegung der Wohnheimplätze ab. Mittagessen und Frühstück sind täglich umsonst gewesen. Wochenenddienste, welche zusätzlich absolviert werden können, werden mit 100€ vergütet, können allerdings nur in der Inneren und Chirurgie absolviert werden (aber auch wenn man im Neuro Tertial ist!).
Zum Neurologie-Tertial:
Die Neurologie besteht aus einem sehr jungen, unheimlich freundlichen und positiven Team mit sehr flachen Hierarchien. Ich habe mich direkt zu Beginn als Teammitglied aufgenommen gefühlt und wurde während des gesamten Tertials sehr herzlich eingebunden. Alle Ärzte, von den Assistenten über die Oberärzte bis hin zum Chefarzt, sind aufgeschlossen für Studenten, haben Lust auf Lehre, nehmen einen sehr gerne mit, fördern eigenständiges Arbeiten und bereiten einen sehr gut auf das M3 vor.
Grundsätzlich besteht das Tertial aus einer Rotation in alle Abteilungen und Gebiete, welche die Neurologie in diesem Haus zu bieten hat. Man ist überall gerne gesehen, kann gerne überall Aufgaben übernehmen und kann seine Rotation nach Wunsch auch anpassen.
Der Tagesablauf ist (wie in den anderen Bewertungen beschrieben) auch klar strukturiert und man kann alleine durch diese Punkte im Tagesablauf einiges mitnehmen. In der Frühbesprechung stellt Herr Dr. Roth (Chefarzt) gerne an alle aus der Abteilung ein paar Fragen, so dass bereits dort ungezwungen Fälle oder Bilder besprochen wurden. Die regelmäßig stattfindenden abteilungsinternen Fortbildungen waren qualitativ auch sehr gut. Dort konnte man sich mit eigenen Vorträgen einbringen, dies hilft definitiv für die M3 Prüfung. Auch die Radiologiebesprechungen fand ich immer sehr hilfreich.
Die ersten Wochen habe ich auf der Normalstation (2C) verbracht. Hier werden Patienten aus dem ganzen Spektrum der Neurologie behandelt und betreut. Dort ist es immer möglich eigene Patienten von der Aufnahme bis zur Entlassung zu betreuen. Gerade die elektiv geplanten Aufnahmen bieten dazu eine strukturierte Möglichkeit. Dies wird durch die Oberärzte durch eine hervorragende Supervision begleitet. Mindestens ein Oberarzt ist jederzeit ansprechbar, führt mit einem gemeinsam eine Nachuntersuchung des Patienten durch und bespricht jeden Schritt der Diagnostik und Therapie. Dadurch kann man eigenständig Arbeiten und Verantwortung übernehmen und sich gleichzeitig sicher sein, niemals alleine stehen gelassen zu werden. Durch die ausführlichen „bedside“-Besprechungen, Planungen und Nachbesprechungen erhält man eine sehr wertvolle Rückmeldung und lernt theoretische und praktische Inhalte.
Das Arztbriefe-Schreiben habe ich in meinem gesamten PJ definitiv hier ausführlich gelernt! (Hat mich auch sehr gut auf meine M3 Prüfung vorbereitet!)
Lumbalpunktionen darf man unter Supervision jederzeit durchführen, wenn man möchte, wird man auch telefonisch dazu gerufen.
Kleinere Studententätigkeiten wie Braunülen legen oder Blutabnahmen gehören auch mit zum Aufgabenbereich. Dabei erhält man aber immer Hilfe und es sind auch selten mehr als ein paar wenige. Im Verhältnis für die Lehre und Aufmerksamkeit, welche ich sonst bekommen habe, habe ich kein Problem darin gesehen diese kleinen Aufgaben zu übernehmen. Ist man in einer anderen Abteilung (ZNA, Stroke) wird man diesbezüglich auch nicht angerufen.
In die Notaufnahme kann man im Rahmen der geplanten Rotation aber auch jederzeit zusätzlich wenn nicht viel anliegt oder man Zeit und Lust hat. Auch wenn die Besetzung mal etwas knapper wird, freuen sich alle, wenn man in der Notaufnahme mitarbeitet. Ich kann die Notaufnahme wirklich empfehlen. Auch hier arbeitet man als Teammitglied voll mit, kann Patienten unter ebenfalls guter Supervision zunächst alleine betreuen oder Fachärzte/Assistenzärzte begleiten. Auch bei den neurologischen Schockräumen ist man immer mit dabei.
Nach Rücksprache kann man auch Dienste mitmachen und bekommt dann als Ausgleich am nächsten Tag frei. Auch das kann ich wirklich empfehlen!
Man muss natürlich sagen, dass das DRK nicht das größte KH in Kassel ist und das es im Gegensatz zum Klinikum Kassel keine „rundumdieuhr“ Neurochirurgie hat. Daher wird das Klinikum Kassel auch eher mit wirklich schwer kranken Patienten angefahren. Es gibt natürlich auch im Vergleich zur Uni-Klinik nicht so viele Spezialsprechstunden, Spezialstationen (z.B. rein MS) oder Spezialambulanzen. Dafür sieht man auf der Station und in der Notaufnahme aber wirklich auch alles und bunt gemischt. Man versauert nicht mit Pech mehrere Wochen des PJs in ein und der selben Spezialambulanz, sondern sieht alles, darf in alle Bereiche und kann Patienten vom Beginn der Diagnostik bis zur Entlassung mitverfolgen. So begegnet einem ein bunt gemischtes Patientenkollektiv mit Erkrankungen von Epilepsie, MS, Parkinson und co. bis hin zu selteneren Diagnosen wie Myasthenia gravis, ALS, Guillain Barre, Poliomyositis, usw. Ich glaube diese bunte Mischung und dass man als Student immer dazu gerufen wird ist sehr viel wert. Es ist natürlich keine riesige Abteilung, aber dafür sehr persönlich, unheimlich engagiert und interessiert an PJlern.
Man kann auch jederzeit in die Funktion sich EEG, EMG, ENG und co. anschauen und größtenteils in den Grundzügen erlernen. Herr Dr. Roth ist sehr motiviert einem die Sonografie beizubringen und motiviert auch regelmäßig mit ihm zusammen Patienten zu schallen oder vorzuschallen.
Wenn es passt besteht auch die Möglichkeit mit Herrn Dr. Eickhoff in die Spezialsprechstunde des angebundenen MVZ mitzugehen. Dieses ist eine sehr wertvolle Erfahrung (besonders auch menschlich!) und ich bin froh, dass auch dieses ermöglicht wurde.
Die Rotation auf die Stroke-Unit gehört natürlich auch zum PJ dazu. Auch hier waren alle Ärzte motiviert einem viel zu zeigen und anzuleiten (z.B. FEES). Hier nimmt man wie auf der Normalstation an den OA- und CA-Visiten teil.
Bei dem Unterricht ist zu erwähnen, dass es PJ Unterricht für alle PJler des Hauses gab. Dieser war mehrfach wöchentlich fachübergreifend (Chirurgie, Innere, Neuro, Intensiv, Schmerzmedizin, ...) geplant, hat meistens auch zuverlässig stattgefunden und war größtenteils auch echt gut. Dabei gab es Patientenvorstellungen, Vorträge oder Besprechung kleinerer Themen. Leider war der Plan des Unterrichtes für ein ganzes Jahr geplant, sodass man in einem Tertial nicht alle Unterrichtseinheiten haben konnte.
Der Unterricht von neurologischer Seite aus war immer grandios. Hinzu kommt, dass Herr Dr. Roth sehr an Lehre interessiert ist und neben den geplanten Unterrichtseinheiten immer gerne bei interessanten Patienten, Fällen, Bildern oder Untersuchungsmethoden alle Studenten in die Notaufnahme oder auf Normalstation zusammengetrommelt hat. So fand letztendlich ein wesentlich häufigeres wirklich gutes „bedside-teaching“ in der Neurologie statt.
Dass Herr Roth von Lehre begeistert ist und jeden gerne für die Neurologie begeistern möchte hat man natürlich auch gerade im Wahlfach Neurologie selbst gemerkt. Als Chefarzt ist er wirklich sehr studentennah, teached gerne am Patienten (Untersuchung habe ich wirklich mit Herrn Roth trainieren können) und bestärkt einen Vorträge in der Morgenbesprechung zu halten und sich spezifisch auf Themen vorzubereiten.
Herr Dr. Roth hat auch die Möglichkeit geboten mit Ihm „im Hintergrund“ gemeinsam in der ZNA Patienten zu betreuen. Dies ermöglichte ein sehr selbstständiges Arbeiten mit sehr guter Supervision. Auch bei besonderen neurologischen Untersuchungsbefunden oder Patientenfällen hat Herr Dr. Roth es nie versäumt an die Studenten zu denken, und den Patienten nachuntersuchen zu lassen und das Thema ausführlich zu besprechen.
Alles in Allem war es für mich wirklich ein gelungenes Tertial. Sowohl fachlich wie auch menschlich habe ich mich gut aufgehoben gefühlt.
Meine M3-Prüfung hat bestätigt, ich wurde von allen Seiten gut vorbereitet!