Die Immanuel Klinik ist ein schönes, modernes Krankenhaus und wirkt durch die übersichtliche Größe schon nach kurzer Zeit familiär.
In mein Wahlfach Anästhesie bin ich super motiviert gestartet. Ich dachte im Voraus, dass man im kleinen Haus vielleicht weniger anonym ist und die Kommunikation und Lehre dadurch besser seien. Da das Haus aber erst seit kurzem PJler aufnimmt, herrscht auf ITS eine Verantwortungsdiffusion, dadurch fühlt man sich wie der ewige Famulant.
Sicherlich ist es auch der Corona-Situation geschuldet, dass die wenigen Bett (acht) überwiegend in Iso-Zimmer waren, wo man als PJler nicht rein soll, da die Infektionsgefahr zu groß wäre und Schutzkleidung gespart werden sollte. Trotzdem sollte man einen Tag in der Woche in der Corona-Ambulanz Abstriche machen. Das hätte ich mir gern mal von einem Infektiologen erklären lassen. Die Chefärztin war echauffiert als ich eine FFP2-Maske aus der Coronaambulanz trug, da diese nur für das ärztliche Personal bei Engpässen gedacht wären. Jedenfalls war deshalb die Patientenversorgung auf ITS auf 1 bis max. 4 PatientInnen beschränkt und da immer viele Assistenten vor Ort waren, blieb keine einzige Aufgabe für mich. Bei der Visite wurde wenig gesprochen und mehr getippt. Ich habe mir dann Fragen überlegt, die knapp beantwortet wurden.
Das größte Problem, welches meine Motivation zum Mithelfen, Anpacken und Dazulernen gebremst hat, war definitiv eine launische Chefärztin. Ich möchte niemandem zu nahe treten, aber es wird einem das Gefühl vermittelt, dass PJler stören, meine Angebote, Aufgaben durchzuführen, wurden abgelehnt (von OÄ wurde man immer vertröstet... "vielleicht beim nächsten Mal"). Ich wollte eine Statuserhebung am freien PC im Arztzimmer eintragen, habe sogar gefragt (!) ob ich den benutzen könnte, und wurde laut rausgeschmissen, denn dieser sei nur für Assistenten (welche gerade nicht da waren). Ich sei schließlich am Ende der Hierarchie und müsse das lernen. Da ich die Kommunikation mit dem oberen Ende der Hierarchie äußerst anstrengend fand, da man nie wusste, ob man beleidigt würde oder einfach ignoriert (beides kam vor), habe ich den Versuch zu kommunizieren schließlich unterlassen und bin in andere Abteilungen des Hauses gegangen.
Von folgenden Stationen habe ich einen echt guten Eindruck bekommen: Palliativmedizin, Gyn, IMC und die ChirurgInnen waren auch ein sehr nettes Team.
Im OP durfte ich Flexülen legen und im ganzen Tertial habe ich ca. 5 mal intubiert, 2 Arterien punktiert und 2 ZVKs gelegt (allerdings nicht auf ITS). Es gibt 4 Säle (UCH,ACH,Gyn, Sectio).
Insgesamt ist das Pflegepersonal sehr nett, wenn man auf sie zugeht und es gab auch Fach- und AssistenzärztInnen die wirklich cool waren und von welchen man ins Team integriert wurde. Man hat gelernt wie die Einleitung und Narkose während der OP ablaufen und durfte bei manchen selbstständig mitmachen. Es wurde Maskenbeatmung und Einstellung der maschinellen Beatmung während der OP geübt.
Auch das Mitfahren auf dem NEF war lediglich möglich, wurde dann aber eingestellt (wegen einer Viruspandemie).
Es tut mir Leid, hier Situationen explizit zitieren zu müssen, aber ich denke dass eine transparente Darstellung nötig ist, damit Studierende, die wirklich Interesse an Anästhesie und Intensivmedizin haben, an anderen (vielleicht größeren) Häusern die Chance haben auch schon mehr ärztliche Tätigkeiten zu übernehmen, PatientInnen zu betreuen und sei es nur das Verfassen von Epikrisen, die dann nochmal ärztlich abgesegnet werden. Im Vergleich zu meinem ersten Tertial, wo ich Untersuchungen anmelden durfte, Telefonate führen konnte, Briefe schrieb, und einfach mitdenken konnte, hatte ich jedenfalls das Gefühl einen Rückschritt zu machen und gerade aufgebaute Kompetenzen zu verlieren, was wirklich schade war.
An dieser Stelle möchte ich noch betonen, dass mir der menschliche Umgang mit PatientInnen im Krankenhaus gut gefallen hat. Auf der ITS und im OP, sowie bei der Aufnahme wird immer zum Wohl des Patienten gehandelt, sodass man sich dort medizinisch gut aufgehoben wissen kann.