CAVE: Mannheim fährt als Modellstudiengang ein 4-fach gesplittetes PJ, also Quartale statt Tertiale. Zusätzlich fällt dadurch ein ambulantes Quartal an (also in einer Fachambulanz oder angeschlossenen ambulanten Einrichtung, z.B. ZI Mannheim).
Das stationäre neurologische Team der UMM war (soweit ich das beurteilen kann, ich habe selbstverständlich nicht mit allen Mitarbeitern ausführlich gearbeitet) zu 95% sehr nett und familiär aufgestellt. Inkl. der Oberärzte wurde durchgängig geduzt und trotz der durchgängigen Arbeitsaufgaben im gesamten Team war die Stimmung quasi permanent gut. Auch das Mittagessen wurde entweder als große Kohorte oder in kleineren Grüppchen (um eine durchgängige Besetzung der Station zu gewährleisten) meistens eingenommen. Als Student war man für eine Mittagspause ohnehin immer freigestellt.
Die täglichen Aufgaben bestanden (auf der Stroke dank 3-Schicht-Modell und der Durchführung der BE durch den Nachtdienst) im Wesentlichen aus der neurologischen Standarduntersuchung nach NIHSS, Arztbriefen, organisatorischen Aufgaben und ggf. anfallenden praktischen Tätigkeiten (Braunülen, Liquorpunktionen, Aszitespunktionen, ...).
Weiterhin möchte ich besonders hervorheben, dass die Visiten von Prof. Alonso auf der Stroke Unit in meinen Augen herausragend und die besten Visiten meiner bisherigen praktischen Tätigkeit darstellten: Sie ging sehr strukturiert vor, jeder Assistent/Student wurde in die Visite eingebunden (jemand begutachtet die neueste Bildgebung, ein anderer den Laborverlauf, ein dritter die Vitalparameter) und war damit auch in die Fälle, die man nicht direkt betreute ein Stück involviert und so in den Verlauf grob eingearbeitet. Hier wurden auch die immer gleichen Abfragen (bspw. sind Episoden von Vorhofflimmern aufgetreten, wurden die Blutdruckgrenzen eingehalten, sind alle Abstriche gemacht, ...) gestellt, sodass bei keinem Patienten relevante Dinge vergessen oder nicht besprochen werden konnten.
Ab Woche 2/3 wurde man als Student angehalten, einen Patienten unter Aufsicht eines Assistenten möglichst selbstständig zu betreuen (also Anforderungen, Durchsicht, Organisation, Untersuchung, Vorstellung, etc. selbst zu erledigen). Dies konnte nach Wunsch des Studenten und Einschätzung der Assistenten auf mehrere Patienten gesteigert werden.
Im Rahmen des Quartals war die Rotation auf verschiedene Stationen oder in den Ambulanzbereich nach gusto möglich, empfehlenswert fand ich auch die Rotation in die ZNA (dort kann man entsprechend neurologische Patienten entweder in Begleitung oder halbwegs selbstständig mit dem neurologischen Facharzt untersuchen/aufnehmen/therapieren).
Ebenfalls erwähnenswert sind in meinen Augen die auf der Stroke Unit stattfindenden, zwar langwierigen, aber informativen und spannenden nachmittäglichen Übergaben an den Spätdienst, bei der erneut jeder Patient unter Anwesenheit des konsiliarischen Internisten, des zuständigen Oberarztes und unter erneuter Beteiligung aller Assistenten durchgesprochen und Tagesverlauf, sowie weiteres Procedere festgehalten wurden.
Bedauerlicherweise fand Corona-bedingt weniger PJ-Unterricht statt, als gewöhnlich: Normalerweise gibt es Mittwochs einen UMM-zentralen PJ-Unterricht, bestehend aus Repetitorien, praktischen Fertigkeiten und Prüfungssimulation für das M3, sowie Freitags einen fachinternen Unterricht der Neurologie. Das war aktuell leider nur eingeschränkt möglich und viel wiederholt ersatzlos aus.
Insgesamt kann ich die Neurologie der UMM und insbesondere die Stroke Unit sehr empfehlen, in Retrospektive war das mein mit Abstand lehrreichstes und spannendstes Quartal, obwohl ich weder vorher noch nachher Neurologie als Facharzt anvisiere.
Bewerbung
PJ-Einteilung via Studentensekretariat unter Angabe von je 3 Wünschen nach Rang geordnet für die jeweiligen Quartale, keine direkte Bewerbung in den einzelnen Abteilungen