Bereits am ersten Tag wird man auf der Station von allen mit offenen Armen und sehr willkommen empfangen. Arbeitsbeginn ist um 08:15 Uhr mit der täglichen interdisziplinären Teambesprechung mit Pflegern, Therapeuten, Sozialdienst, Seelsorge, Casemanagerin und Ärzten. Danach besprechen sich nochmals kurz die Ärzte und die Visite wird aufgeteilt, wobei man bereits nach kurzer Zeit eigene Patienten betreuen darf. Nach ein paar wenigen Blutentnahmen beginnt die Visite, die wesentlich ausführlicher als in anderen Fachbereichen ist. Dem einzelnen Patienten wird von allen Mitarbeitern viel Aufmerksamkeit geschenkt und durch das interdisziplinäre Therapiekonzept lernt man den Patienten und seine Beschwerden von verschiedenen Blickrichtungen kennen. Durch den regen Austausch zwischen Pflege, Therapeuten, Psychoonkologin, Sozialdient, Casemanagement, Seelsorgern und Ärzten, nicht nur einmal pro Woche bei der Mittagsbesprechung, sondern auch tagtäglich, lernt man sehr viel über die Zusammenhänge und schätzt die ganzheitliche Therapie. Auch die Patienten spiegelten diesen Eindruck wieder und es war erfreulich zu sehen, wie sehr sie von der symptomorientierten Therapie profitierten.
Ich durfte sehr viel selbstständig arbeiten: Patientenaufnahmen, Anamnese als auch medikamentöse Therapie und Arztbriefe für die Patienten durfte ich anlegen. Dabei hat sich immer eine/r der Ärzte Zeit genommen mit einem zusammen das Erarbeitete durchzugehen, sodass man einen enormen Lerneffekt erzielte. Regelmäßig stellte ich Patienten in der wöchentlichen multiprofessionellen Mittagsbesprechung, als auch bei der täglichen Übergabe der Ärzte mittags vor. An der Seite der Ärzte durfte ich selbstständig Pleura-, und Aszitespunktionen durchführen, den Umgang mit Perfusoren und der Opiatrotationen, sowie die Therapie vieler Beschwerdebilder erlernen. Regelmäßig durfte ich die Ärzte bei Konsilen begleiten und auch Einschätzungen zum weiteren Procedere abgeben.
Auch die Therapeuten kann man bei ihrer Arbeit begleiten, sodass ich die Möglichkeit hatte, Aroma-, Musik-, Kunst-, und Atemtherapie kennenzulernen und meinen Horizont zu erweitern. Es war erstaunlich, wie sehr diese Therapien den Patienten halfen. Die Therapeuten nahmen sich viel Zeit ihr Konzept zu erklären und waren sehr offen für meine Fragen und Erklärungen.
Einen Teil des PJs verbringt man beim ambulanten Palliativteam (SAPV) und versorgt die Patienten ambulant zuhause. Auch hier ist das Team sehr herzlich und erklärte viel. Die Patienten, die mir teilweise zuvor von Station bekannt waren, in ihrem häuslichen/ familiären Umfeld kennenzulernen war sehr bereichernd. Es war beeindruckend zu sehen, wie ambulant Patienten begleitet werden, wo die Vorteile, aber auch Grenzen liegen.
Einmal pro Monat fand eine Wohnzimmerfortbildung zu palliativmedizinischen Themen und eine Supervision statt. Die Supervisionen zum Verarbeiten von manch doch belastenden Schicksalen war sehr hilfreich und stärkte den Zusammenhalt des Teams.
Von allen Mitarbeitern sowohl von Station, als auch des SAPV-Teams wurde man bereits von Beginn an als Mitglied gesehen und wertgeschätzt, sodass das Arbeiten stets eine große Freude war. Ich fühlte mich nie ins kalte Wasser geworfen, sondern immer gut begleitet.
Insgesamt stellt man fest, wie wertvoll und wichtig die Palliativmedizin ist und das Medizin nicht nur Heilung, sondern auch Linderung, Trost und Begleitung bedeutet. Jede Patientenentlassung mit gelinderten Symptomen war ein Erfolg und mit viel Dankbarkeit verknüpft, aber auch das Versterben von Patienten auf Station war häufig sehr friedlich und mit wenig Leid verbunden. Man lernt die Endlichkeit des Lebens, aber auch die Intimität einer Sterbebegleitung kennen. Dieses Wissen möchte ich nicht missen.
Ich kann ein PJ-Tertial in der Palliativmedizin am Markus-Krankenhaus wirklich jedem ans Herz legen.