Mir hat das Tertial in der Augenheilkunde im Bürgerhospital insgesamt sehr gut gefallen.
Die Arbeitszeit ist etwas besonders geregelt. Montag, Dienstag und Donnerstag sind die "langen" Tage und es wird von 07:30 bis 17:30 gearbeitet. Dafür hat man Freitags um 14:30 und Mittwochs sogar um 13:00 Feierabend.
PJler rotieren im Zweiwochentakt zwischen verschiedenen Abteilungen: Station, OP, ADC (Diagnostik-Centre), Oberarztsprechstunde, KSL (Kinder, Schielbehandlungen, Lidchirurgie), Netzhauterkrankungen, Orbitazentrum (hier eigentlich nur ein voller Tag und einige Visiten während der Woche), und am Ende wieder Station. Man kann ziemlich gut Überblick über das gesamte Spektrum der Augenheilkunde bekommen, wobei man die ganze Zeit teilweise an die Station gebunden ist und immer wieder gerufen wird, wenn etwas auf Station erledigt werden muss (z.B. einige Patientenaufnahmen übernehmen, wenn wir ärztlich gerade knapp besetzt sind, aber auch Braunülen legen, Blutentnahmen usw.).
Die Leute (sowohl das ärztliche als auch das pflegerische Team) sind sehr nett und man kann sich gut ins Team integrieren. Ich wurde in den ersten Tagen angemessen eingearbeitet, mir wurden bereits am ersten Tag Schlüssel und Transponder, Telefon, sowie Spind und Kleidung zur Verfügung gestellt. Ich brauchte für den Spind einen eigenen Bügelschloss. Alle Chefärzte wussten am ersten Tag meinen Namen, was für mich eine positive Überraschung war, weil ich es auch anders kenne aus anderen Kliniken. Ich war aber zugegebenermaßen die einzige neue PJlerin.
Ich hatte Vorerfahung aus Famulaturen, was hilfreich war, aber mein Mentor stand mir in der ersten Woche wirklich für jede Frage beiseite und hat viel erklärt.
Ich habe Aufnahmen gemacht, Patienten in der Oberarztsprechstunde voruntersucht, Konsile voruntersucht, durfte auch zu den Konsilen bei Neugeborenen mitgehen und die Babys oft selbst untersuchen. Im OP durfte ich bei der Patientenvorbereitung mitmachen, bei der Operation selbst natürlich meist nur zuschauen, aber ich durfte mehrmals bei Lid- und Orbita-OPs auch assistieren, sowie bei einigen Patienten postoperativ Fadenentfernung durchführen. In der KSL und Netzhaut habe ich hauptsächlich zugeschaut, was ich etwas schade fand. Jedoch vor allem in der Netzhautabteilung fand ich es gut, dass mir zwischendurch immer wieder Fragen gestellt wurden und dann auch was erklärt.
Insgesamt fand ich die Lehre im klinischen Alltag jedoch mittelmäßig. Es gab jenseits der ersten Woche wenig Initiative seitens der Assistenz- oder Oberärzt*innen, sowie der Chefärzte, mit mir Teaching zu machen oder klinische Fälle zu besprechen. Natürlich wurden mir meine Fragen immer beantwortet. Man muss einfach selbst die Motivation behalten, zuhause lesen, Fragen stellen und immer nachfragen, ob man z.B. zu Konsilen mit darf.
Arztbriefe schreiben, Blutentnahmen, Braunülen legen und mithelfen bei der Pflege und Sortierung der Patientenakte gehört auch zu den Aufgaben (sie haben leider noch Papierakte).
PJ Unterricht fand ziemlich regelmäßig zweimal in der Woche statt und war interdisziplinär (Innere, Chirurgie, Gyn, Radiologie, Anästhesie und Augenheilkunde).
Insgesamt kann ich ein Tertial in der Augenklinik im Bürgerhospital empfehlen.