Das Wichtigste vorab: Ich kann ein Gyn-Tertial in Sömmerda nur jedem empfehlen!
Aufmerksam geworden bin ich durch das Seminar "Von Fall zu Fall", bei dem ich den Eindruck gewonnen habe, dass dort ein Chefarzt mit Leib und Seele praktiziert und genau das wollte ich für meine Lehre kennen lernen. Und es hat sich definitiv gelohnt.
In Sömmerda gibt es neben der Gynäkologie und Geburtshilfe eine außerordentlich gute Senologie mit einem, meiner Meinung nach, herausragendem Brustzentrum. Man bekommt dort, wenn auch teilweise in kleinem Rahmen, einen sehr guten Rundum-Blick, was das Fach Gynäkologie so alles zu bieten hat.
Was mich besonders gefreut hat, ist der empathische Umgang mit den Patienten - "ehrlich" und "authentisch" zählen zu den Lieblingswörtern von Dr. Liebers.
Hier kann man wirklich Einiges fürs berufliche Leben lernen.
Das Team ist sehr nett und herzlich, ich habe mich direkt sehr gut integriert gefühlt.
Langweilig wurde es nie - ich hatte immer gut zu tun und konnte mir aussuchen, was ich mir gerne anschauen oder wo ich mitmachen möchte. Zu den täglichen Aufgaben zählten die Teilnahme an der Visite, Wundkontrollen und Verbandwechsel, vorstationäre Aufnahmen, OP-Assistenz (auch mal als 1. Assistenz), Arztbriefe und Entlassgespräche der Wöchnerinnen. In den Sprechstunden für Brust, Dysplasie und Urogyn durfte ich immer zuschauen und meine Fragen wurden mir jederzeit gerne und sehr gut beantwortet. Unter Anleitung und Supervision durfte ich gynäkologische Untersuchungen durchführen (Kolposkopie, Vaginalsono, Biometrie, Mamma-Tastuntersuchung und Mamma-Sono), wobei ich mir hier z.T. mehr Gelegenheiten gewünscht hätte. Im OP war ich stets gerne gesehen, auch wenn ich aus Platzmangel nicht immer mit am Tisch stehen konnte. Ansonsten durfte ich ab und zu nähen (hätte ich mir auch häufiger gewünscht), Befunde tasten oder Drainagen einlegen. Die Atmosphäre im OP war jederzeit entspannt und sehr freundlich. Leider kam für mich meine Kreißsaal-Erfahrung etwas zu kurz. Im Tagdienst waren immer sehr viele Leute im Saal anwesend (stets ein Fach- oder Oberarzt, ein Assistenzarzt, eine Hebamme und eine Hebammenschülerin), sodass ich einfach eine Person zu viel war. Geburtshilfliche Untersuchungen habe ich somit leider keine machen können und nur sehr wenige Geburten sehen können. Bei Sectiones stand ich in der Regel als 2. Assistenz mit am Tisch.
Durch Corona und dadurch, dass ich die einzige PJ-lerin im Haus war, gab es leider keine regulären Fortbildungen. Vielleicht könnte man hier in Zukunft noch etwas mehr anbieten, denn die zwei chirurgischen Mini-Seminare und die gynäkologische Fortbildung zum Thema Mamma-Ca waren wirklich sehr gut.
Das Miteinander aller Mitarbeiter in der Abteilung ist unschlagbar gut. Man fühlt sich wirklich auch als PJ-ler als Teil des Teams! Alle sind mit Herzblut dabei und das merkt man auch an der Patientenzufriedenheit. Ich könnte mir auch sehr gut meine Assistenz-Zeit dort vorstellen ;)
Und zu guter Letzt: Wohnung und Mittagessen waren kostenlos und jede Woche hat man einen Studientag zur Verfügung (kann man auch mal sammeln).