Allgemeinchirurgie, Burn Unit, ICU, Kinderchirurgie
Einsatzbereiche
OP, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich habe mich dazu entschieden die Hälfte meines Chirurgie Tertials am Muhimbili National Hospital in Daressalam, Tansania zu verbringen.
Meine Motivation lag vor allem darin begründet, das Gesundheitssystem eines afrikanischen Landes sowie natürlich das Land selbst kennenzulernen.
Organisatorisch:
Die Bewerbung lief sehr einfach über das External Relations Office der Universität. Eure Ansprechpartnerin ist Gladys Malimi. Manchmal dauert es etwas, bis ihr eine Antwort bekommt. Dann ruhig öfter mal nachhaken. Ich denke insgesamt ist auch eine kurzfristige Bewerbung gut möglich.
Die Studiengebühren sind mit für 8 Wochen relativ hoch und müssen direkt am ersten Tag in Dollar Bar bezahlt werden.
Meine Unterkunft habe ich über Airbnb gebucht (Mtitu House B&B), nur 10 min von KH entfernt. Am besten der Besitzerin eine Nachricht schicken dass man für 2 oder 4 Monate mieten will, dann ist es günstiger. Von der Unterkunft die vom Krankenhaus organisiert wird, habe ich eher nichts gutes gehört.
Zur Tätigkeit im Krankenhaus:
Man arbeitet am Muhimbili National Hospital, dem größten und prestigeträchtigsten Krankenhaus des Landes. Wirklich jeder im ganzen Land kennt es. Hier landen die klinisch schwersten Fälle, teilweise auch vom Lake Victoria oder Kilimanjaro, also hunderte von Kilometern weit weg.
Ich war offiziell in der Allgemeinchirurgie eingeteilt und habe dort auch den größten Teil meines Aufenthalts verbracht. Abgesehen davon bin ich aber noch in die Plastische Chirurgie , Kinderchirurgie und Intensiv rotiert. Man ist sehr frei in dem was man sich angucken möchte und es gibt keine festen Rotationspläne. Man sollte also einfach dorthin gehen wo es einen am meisten interessiert und wo die Residents auch motiviert sind einem etwas beizubringen. Auch Urologie oder Notaufnahme wäre z.b. möglich gewesen.
Man sollte aber beachten, dass das MNH ein riesiger bürokratischer Apparat ist und man deshalb überall die entsprechenden Papiere des External relations Office vorzeigen muss, wo man rotieren möchte.
Grundsätzlich kann man überall die Visiten begleiten, wo je nach Resident und Oberarzt mal mehr oder weniger Teaching stattfindet. Meist wird Englisch geredet, auf manchen Stationen aber auch relativ viel auf Swaheli besprochen. Man muss teilweise etwas hartnäckig sein, damit übersetzt wird und es Erklärungen gibt.
Die Visiten sind oft sehr voll, da auch immer viele einheimische Studierende teilnehmen. Insbesondere bei den Chefarztvisiten werden diese dann auch sehr intensiv befragt, was wiederum für einen selbst sehr lehrreich sein kann.
Neben den Visiten kann man natürlich auch immer in den Op, wo man sich auf Nachfrage auch einwaschen kann.
Grundsätzlich hängt viel von Eigeninitiative ab. Man kann sicherlich sehr viel lernen und machen, wenn man sich an die richtigen Residents hängt und Mühe gibt.
Am interessantesten waren sicher die vielen unterschiedlichen Krankheitsbilder, die man hier sehen kann wie z.b. Gasbrand, Hautemphyseme, Tuberkulose mit thoraxchirurgischen Komplikationen, schwere Wundinfektionen, Lepra, Tetanus und Schlangenbisse. Es ist schon manchmal sehr frustrierend mitansehen zu müssen, dass den Patienten entweder aufgrund von Ressourcenmangel oder mangelnder Organisation teilweise nicht mehr geholfen werden kann. Gleichzeitig lernt man aber auch mit manchem Hinderniss umzugehen und dennoch eine gute Versorgung sicherzustellen.
Land und Leute:
Daressalam hat mir super gefallen und ist bei weitem nicht so schlecht wie es von vielen gemacht wird. Das Klima war im September und Oktober sehr angenehm. Die Stadt ist sehr sicher, nur nachts und abends sollte man besser ein Taxi nehmen ( ladet euch Bolt oder Uber dafür runter).
Es gibt viele sehr gute und günstige Restaurants. Insbesondere wenn man auf indisches Essen steht ist Daressalam ein absolutes Paradies ( Probiert Chili&Lime!).
Nur ca. 1-2h vom Stadtzentrum entfernt ( Kigamboni, kipepeo) gibt es absolute Traumstrände, die es sogar mit Zanzibar aufnehmen können.
Geht zum Karume Market für beste second Hand Klamotten und nach Masaki für super Sonnenuntergänge.
Wir waren beim Fußballspiel von Simba SC, das war auch ein einmaliges Erlebnis. Hier sollte man aber auf seine Wertsachen aufpassen.
Man kann sich im Krankenhaus auch gut Zeit zum Reisen nehmen wenn man es möchte, denn Tansania hat extrem viel zu bieten.
Mein absolutes Highlight war die Besteigung des Kilimanajaro, der ein wirklich einmaliges Naturschauspiel bietet. Sicher eine der schönsten Wanderungen, die ich je gemacht habe. Ich kann dafür wirklich meinen Guide Silvery aus Arusha empfehlen. Er ist ein wahrer Experte, seine Ausrüstung ist top und dadurch, dass ihr direkt bei ihm als Guide bucht und nicht über eine Agentur,war auch der Preis viel günstiger ( +255763769808). Schreibt ihm einfach bei WhatsApp, falls ihr euch für die Kilimanjaro Besteigung interessiert!
Alles in allem kann ich das MNH für ein halbes Tertial sehr empfehlen. Ich glaube ich habe medizinisch mindestens genauso viel gelernt wie in einem durchschnittlichen Chirurgie Tertial in Deutschland und durfte dabei gleichzeitig ein fasznierendes und wunderschönes Land kennenlernen.