Bewerbung, Organisation:
Die Bewerbung am Klinikum Emden erlebte ich als sehr freundlich, rasch und unkompliziert. Da meine Heimatuniversität in Österreich liegt, verlief bei mir die Bewerbung über eine Mail an das zuständige Sekretariat und anschließend über ein verpflichtendes kurzes Telefonat mit dem Chefarzt der Abteilung, der einem allein eine Zu- oder Absage geben kann. Einzig und allein die verlangte G42 Untersuchung, die bei uns zu Lande keiner kennt und für die sich kein vorgefertigtes Formular finden ließ, stellte sich als Herausforderung dar.
Es besteht die Möglichkeit während der PJ Zeit im ehemaligen Schwesternwohnheim, dass der Klinik direkt anliegt, gegen einen geringen Beitrag und einer Kaution von 100€, zu wohnen. Hier wohnen neben den Medizinstudenten auch noch Hospitanten und FSJler. Das Wohnheim ist zugegebenermaßen etwas in die Jahre gekommen, was man va an den Badezimmern und der kleinen Küche sieht, aber die Einzelzimmer mit Waschbecken, Bett, Schrank, Schreibtisch + Lampe sind schwer in Ordnung, Waschmaschine, Trockner, Wäscheständer und Bügelbrett sind auch vorhanden. Man wird sich wohl etwas an die Hellhörigkeit der Einrichtung gewöhnen müssen. Dafür, dass man sich die Unterkunft hiermit aber mit einem Satz organisieren kann und 1min Arbeitsweg hat, hat sich die Wahl für mich persönlich für das Wohnheim gelohnt.
Von der Klinik und den vorangegangenen Studenten wurde ein Leitfaden geschrieben, der laufend aktualisiert wird und einen Überblick über alle wichtigen Details enthält – sehr nützlich! Dennoch fand ich persönlich die ersten Tage sehr verwirrend, weil man viele verschiedene Anlaufstellen abklappern sollte und die Personen zT nicht immer anzutreffen sind – daran wird im Moment jedoch gearbeitet.
Klinikalltag:
Am Morgen des ersten Tages findet man sich um kurz nach 8:00 Uhr im Sekretariat der Neurologie ein. Dort wird man von Chefarzt Dr. Büttner abgeholt und es geht gemeinsam in die Morgenbesprechung um 8:15 mit anschließender Röngtenbesprechung. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und man bemühte sich sogleich mich vorzustellen und einen Assistenzarzt für mich zu finden. Auf Station angekommen, findet sich kurz Zeit angefallene Dinge von der Nacht zu lesen, bis sogleich Oberarzt Dr. Klugkist kommt, um den aktuellen Tagesplan sowie alle neu aufgenommenen Patienten zu besprechen. Da jeder neue Patient innerhalb von 24h einmal von einem Oberarzt gesehen werden muss, erfolgt dies anschließend. Visite und anstehende Formalitäten, Untersuchungen füllen die Zeit bis zum Mittagessen und den Seminaren. Um ca. 15:00/15:30 Uhr kommt Dr. Klugkist nochmals zur Besprechung: was an diesem Tag geschehen ist, welche neuen Patienten gekommen sind vorbei und untersucht anschließend diese auch. Von seiner erfahrenen Art der Gesprächsführung und körperlichen Untersuchung kann man einiges lernen. Feierabend ist dann ca. um 17 Uhr.
Das Klinikum ist als peripheres Krankenhaus momentan stark vom ärztlichen Personalmangel betroffen und dies spürt man natürlich auch in einer gewissen Spannung im Stationsalltag. Wenn man es sich eventuell vorstellen könnte, hier später einmal tätig zu werden, wird man wirklich mit offenen Armen willkommen geheißen und es gibt auch die Möglichkeit eines Stipendiums während des Studiums im Gegenzug für eine gewisse zeitliche Arbeitsverpflichtung nach Approbation.
Pro
- täglicher Studentenunterricht aus allen Stationen
- monatliches Jour-fix um Probleme anzusprechen, Anregungen auszutauschen
- Freiheit sich dort aufzuhalten, wo man gerade am meisten lernen kann
- ein sehr familiärer freundlicher Umgang miteinander
- täglich Frühstücksbuffet und warmes Mittagessen (Salatbuffet und mind 2 Gerichte, von Di-Do immer Zusatzoptionen, Nachtisch und Kaffee ist auch dabei
- Fahrradverleih (etwas in die Jahre gekommen aber fahrbar ;)
- Mitbenutzung des Fitnessraumes der Physiotherapieabteilung in den Abendstunden
- finanzielle monatliche Abgeltung
- Möglichkeit eines Stipendiums mit einer Arbeitszusage für einige Jahre nach Approbation
die Stadt Emden:
Für mich, die noch nie in Ostfriesland war, war die Weite, die sich mir in nur 10min per Fahrrad erschloss, mit ihren Seen, Graugänsen und Pferde etwas Wunderbares. Ich genoss die kurzen Wege in die Stadt, die übrigens am Samstagvormittag einen tollen Markt zu bieten hat. Auch ist es Traum am Wasser entlang zu joggen – ein grüner Wall umgibt ca die Hälfte der Stadt, den man von der Klinik in 3min erreicht. Ein weiterer Tipp ist die Friesentherme (5min per Rad, 20min zu Fuß) – die Saunalandschaft dort ist mit ihrer Außenanlage, Naturbadeteich, Lagerfeuer im Winter, Kamin mit Sichtfenster und Liegefläche innen … unglaublich schön!
Fazit:
Die Neurologie in Emden ist für seine Stärken bekannt und unter Studenten sehr beliebt! Auch ich wusste meine Zeit dort sehr zu schätzen. Es ist ein jeder um einen bemüht und versuchte mich in meiner kurzen Zeit dort aktiv einzubinden und mir Interessantes zu zeigen. Weiters habe ich es als sehr angenehm empfunden, dass einem die Freiheit gegeben wird, sich dort aufzuhalten, wo man gerade das Gefühl hatte, am meisten lernen zu können.