Ich durfte ein außergewöhnliches, lehrreiches und denkwürdiges Wahltertial in der Anästhesie im GPR Klinikum verbringen. Auch für Studenten, die nicht unbedingt in der Anästhesie bleiben wollen bietet sich hier eine breite Fülle an Möglichkeiten, Fähigkeiten zu erlernen und Wissen zu erlangen, was für jeden anderen medizinischen Fachbereich von Bedeutung sein kann.
Allgemeines zur Anästhesie im GPR
Der Zentral- OP verfügt über sechs Säle, in denen das gesamte chirurgische Spektrum des GPR Klinikum vertreten ist. Etwas abgelegen, eine Etage unterhalb des Zentral OP ausgelagert, befindet sich ein weiterer OP- Saal, in dem vor allem HNO- chirurgische Eingriffe durchgeführt werden. Neben dem Aufwachraum, der Prämedikationsambulanz und dem innerklinischen Schmerzdienst steht außerdem noch ein Teil der intensivmedizinischen Versorgung auf der interdisziplinären Intensivstation unter anästhesiologischer Kontrolle.
OP:
Dienstzeiten:
Dienstbeginn ist um 7:30Uhr. Bereits am Anfang des Aufenthaltes in der Anästhesie wird den PJlern sehr deutlich gemacht, dass sie zu nichts gezwungen werden und es Ihnen selbst obliegt wie viel Zeit sie investieren möchten. Man kann also sehr frei selbst entscheiden was und wie viel man aus seiner Zeit in der Anästhesie mitnehmen möchte. Oftmals wird man von den Anästhesisten auch schon gegen 13 oder 14 Uhr nach Hause geschickt.
Tätigkeiten:
Vorbereitung des Patienten, Anlage von Gefäßzugängen, Assistenz bei der Einleitung sowie teilweise eigenständige Durchführung unter Aufsicht, Atemwegssicherung, intraoperative Betreuung, mitunter selbstständige Narkoseführung unter Aufsicht, Festlegung perioperatives Regime mit Rücksprache, Assistenz bei Spinalanästhesien und teilweise Durchführung unter Aufsicht, Teilnahme an Prämedikations,- und Schmerzvisiten, Assistenz bei der Aufklärung von Patienten.
Tagesablauf/ Team etc:
Das ärztliche Team besteht aus etwa 25 Mitarbeitern, so lernt man alle recht schnell kennen. Gerade am Anfang können der leitende Oberarzt oder einer der Saaldienst- Oberärzte Orientierungshilfen bieten und auf interessante Punkte in den jeweiligen Sälen aufmerksam machen. Studenten werden freundlich und höflich aufgenommen. Um 7:30Uhr sind in der Regel die eingesetzten Anästhesisten des Tages im Aufwachraum anzutreffen, auch die zuständigen Oberärzte lassen sich dort um diese Uhrzeit blicken. Von dort aus verteilen sich die Ärzte auf die, ihnen zugeteilten, Säle, wo in der Regel bereits die ersten Patienten des Tages auf sie warten. Es bietet sich an, nachdem man sich als PJler den Einsatzplan und die Saalverteilung des Tages angesehen hat, die meist schon gegen 7:15Uhr aushängen, den Aufwachraum aufzusuchen und sich dort einem der Anästhesisten anzuschließen. In der Regel sind immer drei PJler zur selben Zeit in der Anästhesie: Ein PJler- der im Rahmen des Wahlfaches dort ist und zwei, die im Rahmen ihrer Chirurgie- Rotation für einen Monat bleiben. Das OP Programm läuft von 8 Uhr bis etwa 15:30- 16Uhr wobei es bei größeren oder komplizierteren Eingriffen auch etwas länger dauern kann. Als PJler kann man sich frei bewegen, zwischen den Sälen und Einleitungen hin und her springen oder in einem Saal verweilen, je nachdem was einem besser gefällt. Um 15:45Uhr findet eine Nachmittagsbesprechung der Anästhesisten statt. Diese ist für PJler keinesfalls verpflichtend und es wird auch nicht erwartet, dass man dort auftaucht, bietet jedoch die Möglichkeit das geplante OP Programm des nächsten Tages und die Einteilung der Anästhesisten zu erfahren, so dass man sich schon einen Saal aussuchen und vielleicht nochmal einige interessante Punkte nachlesen kann. Die Jungassistenten, die erst wenige Monate dabei sind müssen oftmals noch selbst angeleitet werden, invasive Maßnahmen wie Atemwegssicherung oder Anlage von arteriellen Zugängen etc. führen sie selbst durch und haben teilweise auch wenig Zeit und Kapazitäten für Erklärungen. Ein offenes Ohr findet man aber bei den Assistenz,- und Fachärzten immer, sie geben Tipps und bemühen sich stets einiges an Fachwissen zu vermitteln. Diese Gespräche auf relativer Augenhöhe sind angenehm und manchmal auch sehr kurzweilig. Das Team der Oberärzte, die größtenteils im OP tätig sind, besteht aus fünf Personen, die in unterschiedlicher Besetzung die Aufsicht über alle Säle führen, aber auch eigene Säle übernehmen. Ein jeder der Oberärzte verfügt über ein extrem breites Erfahrungsspektrum, teilweise auch aus universitärem Hintergrund und ist bei entsprechendem Einsatz und Interessensbekundung seitens des Studenten gerne bereit und sehr engagiert diese Erfahrungen weiter zu geben. Abhängig von individuellen Sympathien und Interessen ist es für einen PJler der Anästhesie möglich nicht nur viele handwerkliche Fähigkeiten unter geduldiger oberärztlicher Aufsicht zu erproben und zu erlernen (Beutel- Masken- Beatmung, Intubation, Anlage verschiedener Gefäßzugänge, Spinalanästhesie) und jegliche fachspezifische Frage beantwortet zu bekommen sondern auch durch Beobachtung und Erklärungen einen Einblick in den Umgang mit problematischen Situationen zu erhalten. Auch kleinere, simulierte Prüfungsgespräche finden hin,- und wieder statt. Der Chefarzt zeigt sich recht häufig im OP und ist ebenfalls gerne bereit Fragen zu beantworten ausführliche Erklärungen abzugeben. Die Zusammenarbeit mit der OP und Anästhesiepflege verläuft in der Regel recht harmonisch und man wird auch von dieser Seite als Student freundlich behandelt. Auch hier werden Fragen gerne beantwortet und Ratschläge erteilt.
Intensivstation:
Leistet man sein Wahlfach in der Anästhesie am GPR ab, ist es vorgesehen, dass man auf die Intensivstation rotiert. Dabei ist man relativ frei was den zeitlichen Umfang dieser Rotation betrifft und kann das problemlos mit den zuständigen Oberärzten besprechen. Vier Wochen werden aber empfohlen.
Die Intensivstation wird von der Anästhesie und der Inneren Medizin gemeinsam geführt, die Patientenversorgung verläuft allerdings in der Regel recht abteilungsspezifisch. Neben einem Oberarzt der Anästhesie sowie einem Assistenzarzt gehört zu dem Team der, primär operativen Intensivmedizin, ein Assistenzarzt der Chirurgie, der im Rahmen seiner Facharztausbildung auf die ITS rotiert. Der Dienst beginnt auch hier um 7:30Uhr mit einer Visite des Stationsteams, bei der stets Fragen gestellt werden können. Im Anschluss daran besteht die Möglichkeit die tägliche Untersuchungsrunde mitzumachen, die Visite durch die chirugischen Fachabteilungen zu begleiten und die Stationsärzte bei der administrativen Arbeit zu unterstützen. Eine Übernahme der Patienten ist prinzipiell möglich, wobei in enger Absprache mit den Stationsärzten und dem Oberarzt, Therapiepläne erstellt und Diagnostikregime beschlossen werden können. Wenn man es wünscht wird man sehr schnell in die Patientenversorgung eingebunden. Auch hier hängt es sehr vom eigenen Engagement ab, was man gezeigt und vermittelt bekommt. Auf Fragen wird aber immer sehr ausführlich geantwortet, Bedside- Teaching wird durchgeführt und neben der Anlage von ZVKs, arteriellen Zugängen und Shaldon Kathetern werden den Pjlern die Möglichkeiten des erweiterten hämodynamischen Monitorings, der Nierenersatzverfahren und auch des Einsatzes in der Sonographie näher gebracht. Von Seiten des Chirurgen kann man eine Menge über Wundversorgung, Verband,- und Nahttechniken sowie Drainagen lernen, was im Chirurgie Tertial in dieser Intensität oftmals kaum möglich ist. Das Pflegepersonal der ITS begegnet den Studenten zum großen Teil sehr freundlich und ist gerne bereit Tipps, Tricks und Erfahrungen zu teilen. Als PJler darf man auch hier sehr frei über den individuellen zeitlichen Einsatz entscheiden.
Unterricht:
Der Unterricht in der Anästhesie findet im letzten Tertial statt und wird durch Fach,- und Oberärzte abgehalten. Im zweiwöchigen Abstand findet einmal in der Woche jeweils eine Doppelstunde statt. Die besprochenen Themen werden zwar in der Regel recht oberflächlich behandelt, die Präsentationen und Unterrichtsinhalte sind aber gut aufbereitet und bieten einen Ausblick auf die möglichen Prüfungsinhalte.
Fazit:
Die Anästhesie im GPR bietet einem PJler jede Möglichkeit, je nach Interesse und Engagement, einen tiefen Einblick in dieses Fachgebiet zu erhalten, handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen und Maßnahmen zu üben. Begleitet durch ein kompetentes, engagiertes, nettes und herzliches Ärzteteam wird einem Studenten hier vermittelt, dass Anästhesie sehr viel mehr ist als „intubieren können“. Und wenn man dem als Student mit Lernwilligkeit begegnet wird sehr individuell auf Interessen eingegangen und man kümmert sich darum, dass PJler viel zu sehen und zu lernen bekommen. Man wird sehr schnell an eigenständiges Arbeiten und Entscheidungsfindung heran geführt und auch wenn immer ein erfahrener Anästhesist den doppelten Boden bildet ist ein recht selbstständiges Arbeiten möglich. Ich hätte mir keine bessere Betreuung wünschen können. Die Zeit in der Anästhesie des GPR hat mir wahnsinnigen Spaß gemacht und mir wirklich beeindruckende und inspirierende Arbeitsweisen gezeigt.