Station
Man verbringt das gesamte Tertial auf einer Station - in meinem Fall die Jugendstation für Jugendliche von 14 bis 17 Jahren. Durch die Aufteilung nach Alter sieht man verschiedenste Krankheitsbilder, am häufigsten Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen, Suchterkrankungen (kein Schwerpunkt auf Station), Essstörungen (kein Schwerpunkt auf Station), Borderline Persönlichkeitsakzentuierungen (Schwerpunkt!, häufig in Verbindung mit selbstverletzendem Verhalten und suizidalen Gedanken), Genderdysphorie, ADHS, Autismus,...
Das Team besteht aus einer Oberärztin, Assistenzärzt:innen, Psychotherapeut:innen in Ausbildung, dem Pflege- und Erziehungsdienst, einer Sozialpädagogin und verschiedenen Fachtherapeut:innen (Kunst, Musik, Körper).
Tages-/Wochenablauf
Der Tag auf Station beginnt mit der Übergabe um 8:30 Uhr. Die Jugendlichen befinden sich vormittags in der Klinikschule. Über den ganzen Tag finden Gruppen- (Schwerpunkt DBT) und Einzeltherapien sowie Familiengespräche statt. Dort war die Teilnahme in Ansprache mit den jeweiligen Therapeut:innen oft möglich. Die Teilnahme an Fachtherapien war leider nicht gewünscht. Dienstagnachmittag findet eine lange Übergabe statt, an der alle Berufsgruppen teilnehmen und alle Patient:innen gemeinsam besprochen werden. Donnerstagnachmittag finden abwechselnd Chefärztinvisite oder Fallbesprechung statt. Es werden einzelne Patient:innen ausführlich besprochen. Außerdem findet Dienstag- und Donnerstagvormittag die Behandlungskonferenz (entspricht einer Visite) statt, wo jede:r Patient:in ein 15-minütiges Gespräch mit dem Team hat. Die Teilnahme an langer Übergabe, Fallbesprechung, Chefärztinvisite und Behandlungskonferenz war eigentlich immer möglich und sehr lehrreich. Leider gab es hier zuletzt durch COVID personelle Beschränkungen. Dienstagmorgen findet außerdem eine klinikweite Kasuistik statt, ebenfalls sehr interessant. Ende war für mich meist zwischen 16 und 17 Uhr. Die Wochenenden verbringen die Jugendlichen in der Belastungserprobung zuhause oder sonst irgendwo außerhalb der Station.
Lehrangebote
Am UKE findet einmal pro Monat ein fachübergreifender Studientag mit Ringvorlesung statt, wegen COVID asynchron und online. Man hatte an diesem Tag also eigentlich einfach frei.
Leider fand wegen COVID kein PJ Unterricht statt. Als zum Wintersemester wieder Präsenzunterricht für den klinischen Studienabschnitt startete, habe ich deswegen nach Absprache mit Herrn Barkmann, der für die Lehre verantwortlich ist, am KJP-Unterricht für Klinik-Studierende teilgenommen. Außerdem konnten wir (PJler der Erwachsenen- und KJ-Psychiatrie) in Eigeninitiative einzelne Dozenten für ein paar wenige PJ-Fortbildungen gewinnen.
Aufgaben auf Station
Zu Beginn des Tertials begleitete ich den Pflege- und Erziehungsdienst eine Woche auf Station. Eine gute Gelegenheit, um auf Station anzukommen, die Abläufe kennenzulernen und mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen. Wegen Personalmangels half ich hier während des Tertials immer mal wieder aus.
Zu den Basics gehörten sonst körperliche Untersuchungen, Blutentnahmen, COVID-Abstriche sowie die Dokumentation von Einzel-, Familiengesprächen und Behandlungskonferenz.
Generell gilt alles kann, nichts muss. Das Aufgabenfeld hängt sicherlich von persönlichem Interesse und Initiative ab. Im Laufe des Tertials durfte ich dann Aufnahme-, Familien- und Einzelgespräche führen. Zusammen mit einer Praktikantin für Soziale Arbeit gründeten wir eine Aktivitätengruppe in der wir mit den Jugendlichen kochten, backten, bastelten, spielten, etc. Das war eine schöne Gelegenheit, die Jugendlichen besser kennenzulernen. Außerdem begleitete ich öfter Jugendliche zur Schule oder auf Expositionen. Eine selbstständige Fallführung war nicht möglich.
Vergütung
Das UKE bezahlt PJ-Studierende nicht. Man erhält ein Guthaben von 5€/Tag auf seinen Mitarbeitendenausweis.
Fazit
Insgesamt habe ich mich gut im Team integriert gefühlt und viel gelernt. Als Tipp kann ich nur mitgeben, immer anzubieten zu dokumentieren. So kann man die Therapeut:innen gut entlassten und wird gerne und oft mitgenommen. ;) Außerdem hilft es sich von den anderen Berufsgruppen (v.a. dem Pflege- und Erziehungsdienst) nicht abzugrenzen, sondern auch dort teilzunehmen/auszuhelfen. So erfährt man Wertschätzung im Team und ist näher an den Jugendlichen dran. Denn der Pflege- und Erziehungsdienst ist die präsenteste Berufsgruppe auf Station und deswegen erster Ansprechpartner der Patient:innen.