OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, Station
Heimatuni
LMU Muenchen
Kommentar
Ich war zu Beginn des Tertials (mein 3. Tertial) noch unentschlossen, ob ich nicht vielleicht doch Kinderchirurgie machen möchte. Dementsprechend war ich motiviert, es war ja auch mein Wahltertial. Die Arbeit mit Kindern ist auch wirklich sehr schön.
Das Team (manchmal abgesehen vom Chef) ist wirklich sehr nett. Man rotiert hier nicht, sondern kann sich relativ frei in OP (oft als Assistenz), Station (wobei hier oft nur wenig zu tun ist) oder die Notaufnahme/Ambulanz aufteilen. Wenn viel in der Notaufnahme los ist, wird man aber schon häufiger dorthin geschickt.
Man bekommt einen eigenen Zugang und kann so in der Notaufnahme selbst Kinder schonmal voruntersuchen, dann den Ärtzt:innen vorstellen und anschließend den Notaufnahmebericht schreiben. Hier ist die Lernkurve wirklich sehr steil und man lernt die Standardvorstellungsursachen (Trauma, Bauchschmerzen, Stellungskontrollen, usw.) schnell kennen und weiß damit umzugehen.
Jeden Tag ist morgens Röntgenbesprechung, hier lernt man auch viel dazu. Wenn man möchte, darf man auch eigene Kinder visitieren und diese dann in der Visite vorstellen. Die Visite ist aber ansonsten eher uninteressant, da im Schnitt bei der Chefvisite immer ca. 15-20 Personen beteiligt sind und man so wenig mitbekommt. Die Visite wurde in meiner Zeit leider nie als Lehrvisite durchgeführt.
Die Klinik bietet eigentlich fast das komplette Spektrum der Kinderchirurgie an (auch Kinderorthopädie). Einzig ist mir aufgefallen, dass keine Tumorchirurgie (Wilms-Tumor, Nephroblastom,...) durchgeführt wird.
Positiv am Dritten Orden ist vor allem das intensive Fortbildungsprogramm, welches (fast) alle Fachrichtungen abdeckt und gut organisiert ist. Bei Problemen ist der PJ-Koordinator Dr. Krämer auch jederzeit ansprechbar und um Lösungen bemüht.
Auch war sehr positiv, dass die komplette Pflege (auch im OP, bis auf einzelne Ausnahmen) wirklich sehr nett zu mir waren. Das ist keinesfalls selbstverständlich.
Außerdem ist das Essen im Vergleich zu anderen Häusern wirklich sehr gut.
Negativ ist schon zu erwähnen, dass es keine Aufwandsentschädigung (außer kostenloses Essen) gibt, was sehr schade ist, da man z.B. an der Kinderchirurgie der LMU 500€ pro Monat bekommt und hier nichts. 2000€ haben oder nicht haben ist für manche sicherlich ein wichtiger Entscheidungsgrund für die Wahl des PJ-Tertials.
Was jetzt folgt, ist Kritik auf hohem Niveau:
Was mich etwas gestört hat, war dass es sich angefühlt hat, als sei es relativ egal, ob man da war oder nicht (wenn man mal früher gehen musste, war das logischerweise auch kein Problem; anfangs habe ich immer Bescheid gegeben, am Ende nicht mehr, da es sowieso nicht aufgefallen ist). Ich hatte das Gefühl, nicht wirklich gebraucht zu werden. Sowohl im OP (selten war man wirklich eingeteilt, meistens ging ich einach selbst in den OP), als auch in der Notaufnahme (ob es zeitlich so viel hilft, wenn die Untersuchung, die ich am Kind gemacht habe, dann 1:1 von den Ärzt:innen nochmal durchgeführt wird, ist die Frage; natürlich ist das vollkomen richtig so, nur hilft man dann irgendwie wenig). Die Abteilung ist in meinen Augen einfach auch sehr gut besetzt, was ja an sich gut ist. Ich kenne das aber aus anderen chirurgischen Abteilungen anders, hier wurde ich stets richtig eingebunden, weil ich gebraucht wurde. Das hat dann noch mehr Spaß gemacht.
Außerdem durfte ich im OP sehr wenig selbst machen, selten mal Nähen, keine Drainagen annähen oder ähnliches, obwohl ich gesagt bzw. gezeigt habe, dass ich das schon oft gemacht habe und kann (ich war ja auch schon im 3. Tertial). Ich verstehe natürlich, dass es Kinder sind und dass man da nocheinmal etwas vorsichtiger ist, den Student ranzulassen. Es war nur für mich etwas Schade, was ich auch mit meinem Mentor besprochen hatte, der aber natürlich wenig daran ändern konnte. Natürlich gab es auch Ausnahmen, so durfte ich z.B. einer Fachärztin zwei laparoskopische Appendektomien oder zwei Leistenhernien als erste Assistenz assistieren oder durfte für einen Assistenzarzt einen Tag im OP einspringen, weil er verletzungsbedingt ausgefallen ist. Das war aber leider nicht die Regel.
Außerdem störte es mich, dass es insgesamt wenig aktives Teaching (auch hier gab es natürlich Ausnahmen!) gab. Ich durfte zwar immer Fragen stellen und dann wurde mir auch etwas erklärt. Es kam nur von den meisten Ärzt:innen wenig von ihnen aus (z.B. Fragen an mich, im Sinne einer Wissenskontrolle; so lerne ich in der Regel sehr gut). Auch gab es keine Lehrvisiten. Aber das ist wie gesagt Kritik auf hohem Niveau. Es hat mir wirklich gut gefallen, es war eine nette Zeit, nur hätte es vielleicht noch ein bisschen besser sein können.