Pro:
- Rotation in verschiedenste Abteilungen (Notfall, Ganglabor, neuromuskuläre Sprechstunde, Normalstation, Tagesklinik)
- Bezahlung (relativiert durch die verhältnismäßig hohe Miete für die verhältnismäßig spartanische Unterbringung im Wohnheim (Zürich ist eben einfach nicht so preiswert wie München))
- extrem nette Kolleg(inn)en, die sich nach Möglichkeit auch sehr um die Lehre bemühten
- selbstständige Untersuchungen, teils eigene Patienten auf Station und in der Sprechstunde mit Vorstellung bei OA-/CA-Visite
- keine Blutentnahmen, dafür häufige LPs unter Supervision möglich
- zahlreiche Fortbildungen (Journal Clubs, Fallvorstellungen, Unterassistentenfortbildung, Neuroradiologiebesprechungen,…)
Contra:
- fehlende allgemeine Einführung
- bisweilen relativ lange Arbeitstage (allerdings abhängig von der eigenen Motivation)
- Rotationen teils recht unflexibel, da auf den Bettenstationen zwei UAs und möglichst auch auf dem Notfall stets mindestens ein UA anwesend sein sollten. Gerade wenn man nur 1-2 Monate am USZ ist, ist es sicher ärgerlich, dann nur die Normalstation kennen zu lernen; ich selbst hatte das Glück, ein ganzes Tertial dort zu verbringen; vor diesem Hintergrund wiederum war Frau Wälte sehr bemüht, mir die Rotation in alle Bereiche zu ermöglichen.
Da ich Zürich zuvor nur durch Tagesausflüge kannte, mir die Stadt vom ersten Eindruck her sehr gut gefiel und die Sprachbarrieren gering sind, nutzte ich mein zweites PJ-Tertial als Gelegenheit, ein paar Monate in der Stadt zu leben und nebenbei auch noch meine Neuro-Skills zum vertiefen. Auch wenn ich nicht alles an diesem Tertial optimal fand, möchte ich es dennoch aus verschiedensten Gründen weiterempfehlen. Zunächst ist Zürich natürlich eine wirklich tolle Stadt, in der man viel unternehmen kann, die insgesamt eine hohe Lebensqualität bietet und deren Umland sicher für jeden etwas bietet (nicht zuletzt durch das hervorragende ÖPNV-Netz). An dieser Stelle möchte ich Schnupper-Halbtax (für drei Monate), Legi-Card und Club Jung der Zürcher Oper erwähnen, die allesamt Rabatte für junge Kurzaufenthalter bieten, welche man trotz der Bezahlung in einer teuren Stadt wie Zürich nicht gering achten sollte. Außerdem bietet das Amt für Migration monatliche Kennenlernabende, wo man auch über das Arbeitsumfeld hinausgehend Kontakte knüpfen kann.
Leider fand eine solche Kennenlernveranstaltung oder überhaupt eine zentral organisierte Einführung für uns PJler am USZ nicht statt (später wurde uns mitgeteilt, dass dies aus SARS-assoziierten Hygienegründen nicht möglich sei). So wurde ich am ersten Arbeitstag mit einer Schlüsselkarte und einem Lageplan einfach in die Notaufnahme geschickt, wo ich für den ersten Monat eingeteilt war. Dort erbarmte sich eine andere Unterassistentin aus der Inneren Medizin netterweise, mir die Wäscheausgabe und die nächste Umkleidekabine zu zeigen. Trotz dieses aus meiner Sicht suboptimalen Starts waren die folgenden Wochen auf dem Notfall sehr lehrreich und spannend. Außerdem gewann ich einen sehr positiven Eindruck von den dort tätigen Neurologen. Auch wenn es oft sehr stressig zuging haben sie sich stets bemüht, Krankheitsbilder und Procedere zu erklären und haben die Möglichkeit geschaffen, selbst Patienten zu untersuchen und die entsprechenden Berichte anzulegen.
Anschließend rotierte ich auf die Bettenstationen, wo der Alttag so aussah wie auch in anderen Berichten auf dieser Seite bereits beschrieben. Um 8 Uhr Morgenrapport, wo wir Unterassistenten die Neuzugänge auf Station vorstellen durften, dann Visite, die die UAs protokollierten und je nach Patient selbst führten; bei CA-Visiten stellten wir eigene Patienten vor. Nach der Visite wurden teilweise Patienten nachbesprochen. Ansonsten war es unsere Aufgabe, Coronatests durchzuführen, EKGs zu schreiben, Berichte zu schreiben, neurologische Verlaufsuntersuchungen und Schellongtests durchzuführen, aber auch DBS-Austestungen durchzuführen, ggf. auch lumbal zu punktieren und vor allem neue Patienten zu anamnestizieren und zu untersuchen sowie Patienten vor Entlassung abschließend zu untersuchen. Außerdem waren viele Telefonate mit anderen Kliniken und niedergelassenen Ärzten zu führen, um Anschlussbehandlungen zu organisieren. Insgesamt war diese Zeit einigermaßen abwechslungsreich.
Abwechslungsreich waren auch die weiteren Rotationen: zwei Tage Ganglabor, wo ich gezeigt bekam, welche Zusatzuntersuchungen bei Schwindel, Vd.a. PNP, …. Durchgeführt werden können; außerdem die neuromuskuläre Sprechstunde, wo mir ein Einblick in Neurographie und EMG gewährt wurde, ich aber auch selbstständig Patienten betreute, die ich dann der/dem Oberärztin/Oberarzt vorstellen durfte. Letzte Station war für mich noch die Tagesklinik, wo in erster Linie Patienten mit entzündlichen ZNS-Erkrankungen betreut wurden, die für regelmäßige Infusionen kamen, sowie Patienten zur elektiven LP. Ich hatte relativ viel Zeit auf den Bettenstationen verbracht und am Tertialende noch zehn Fehltage genommen, weshalb diese letzten beiden Rotationen für mich leider recht kurz ausfielen.
Die Arbeitszeit war außer auf den Bettenstationen sehr überschaubar, daher konnte ich nachmittags auch meist noch lang in die Stadt oder an den See zum Schwimmen (zumindest bevor er herbstliche Temperaturen annahm). Die Zusammenarbeit mit den AÄs hat viel Spaß gemacht und auch wenn wir als UAs natürlich vielfach auch lästige Arbeiten verrichten mussten, fühlte ich mich stets wertgeschätzt.
Was mich etwas gestört hat, war zugegebenermaßen die hohe Miete für das kleine Wohnheimzimmer, in dem nachts häufig ein recht hoher Lärmpegel herrschte und in dem die Waschmaschinen häufiger mal nicht funktionierten; die Lage war natürlich super; dennoch empfehle ich, sich nach Möglichkeit auch nach alternativen Unterkünften umzusehen.
Bewerbung
Ca. Anderthalb Jahre im Vorfeld; da für das erste Tertial bereits keine Plätze mehr verfügbar waren, wurde mir von der Sekretärin Manuela Wälte als Alternative das zweite Tertial angeboten. Ich kann mir aber vorstellen, dass teilweise auch kurzfristiger noch Plätze frei werden.