PJ-Tertial Chirurgie in Spital Buelach (3/2022 bis 6/2022)

Station(en)
Allgemeinchirurgie, Orthopädie
Einsatzbereiche
Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Ich kann das Chirurgie-Tertial im Spital Bülach nicht weiterempfehlen und war von der Zeit enttäuscht.
Pro:
- gute Organisation im Vorfeld und vor Ort
- Möglichkeit, ein Zimmer neben dem Spital anzumieten (450-500 CHF/Monat), sehr nah am Bahnhof, von wo man in 20 Min bei Zürich Hbf ist
- sehr freundlicher Umgang
- eigenes Telefon, E-Mail-Adresse, uneingeschränkter IT-Zugang, und meistens auch eigener Computer
- Arbeit in der Notaufnahme ist spannend und abwechslungsreich
- vertragliche Urlaubstage werden nicht als Fehltage eingetragen, sodass man den Vertrag früher beenden kann, um deutsche Fehltage zu nehmen
- keine Blutentnahmen oder Zugänge
- v.a. die Ärzte in der Ortho sind wirklich sehr nett
- keine Pickett-Dienste, dafür aber Wochenenddienste

Contra:
- man ist vor allem als billiger Hakenhalter im OP eingeteilt, besonders gerne wird man als zweite Assistenz in Hüft-TEPs eingeplant
- im OP darf man eigentlich gar nichts selbst machen, insgesamt wird sehr viel von OberärztInnen operiert, aber die AssistenzärztInnen dürfen wenig selbst machen und werden nicht gut eingearbeitet oder unterrichtet
- aufgrund des Systems mit A/B/C-Spitälern sammeln sich in Bülach sehr viele Berufsanfänger in den ersten zwei Assistenzarztjahren, die ihr Zeit absitzen, bis sie an ein besseres Haus wechseln können. Das führt leider dazu, dass man nur wenig von erfahreneren AssistentInnen lernen kann, das die meisten selbst eher unerfahren sind. Außerdem werden sie sehr schlecht eingearbeitet und rotieren ständig zwischen verschiedenen Stationen (Station, Notaufnahme, Ambulanz, Pickett im OP, etc.), was ich für wenig sinnvoll halte, weil sie dadurch nirgendwo richtig Ahnung haben und teilweise überfordert sind.
- auf Station könnte man theoretisch (abhängig von den ständig wechselnden StationsärztInnen) eigene Patienten übernehmen, da es aber einen sehr erfahrenen Clinical Nurse gibt, der sich um alles kümmert und man ja zwischendurch im OP ist, verpasst man vieles, was mit dem Patienten passiert. Insgesamt ist es aufgrund der Unsicherheit vieler AssistentInnen auch nicht unbedingt erwünscht, dass man sehr selbstständig arbeitet, Patienten in der Chefvisite vorstellt etc.
- man rotiert theoretisch wöchentlich zwischen Allgemeinchirurgie und Orthopädie, wobei es praktisch kaum einen Unterschied macht, da die Patienten auf der selben Station liegen und man trotzdem jederzeit zu jeder anderen OP gerufen werden kann
- es fühlt sich niemand für PJler/UHUs verantwortlich (sprich: keine Lehre, kein Mentoring, keinen ärztlichen Ansprechpartner o.ä., hat aber den Vorteil, dass man einfach verschwinden kann, wenn absehbar ist, dass im OP niemand mehr gebraucht wird)
- kein Teaching: das Highlight ist noch die Chefvisite einmal wöchentlich, wo es wenigstens ein bisschen Teaching gibt. Oft verpasst man diese jedoch wegen OPs oder Kompensationsfrei, weil man am Wochenende arbeiten muss
- generell herrscht dort in meinen Augen keine Kultur der Lehre und des Weitergebens von Wissen, selbst bei Rückfragen im OP wurde selten die Gelegenheit, etwas ausführlicher zu erklären, von den OperateurInnen genutzt
- man muss mit allen Chirurgie-UHUs (idR 2-4) alle Wochenende und Feiertage abdecken und darf sich - weil man nur 5 Tage in Folge arbeiten darf - nicht aussuchen, wann man seine Kompensationstage nimmt (die sind dadurch immer in der Woche und man kann ohne Urlaubstage keine langen Wochenenden basteln), es gibt keine kleine finanzielle Entschädigung für Wochenendarbeit
- das Gute an den Wochenenden ist, dass man da immer in der Notaufnahme arbeitet und das ist der einzige Bereich, wo ich wirklich gerne war und was gelernt habe: man darf in Rücksprache mit den AA oder OA eigene Patienten übernehmen, sehr gerne Nähen, Abszesse eröffnen etc.
- entgegen aller Ankündigung habe ich die Struktur als sehr hierarchisch erlebt, der Chef ist der nett, aber in der OA-Etage sind einige sehr unfreundliche Personen
- Cafeteria: Essen wird abgewogen und kostet durchschnittlich 15-20 CHF pro Gericht (ohne Nachtisch), es gibt aber zum Glück eine Mikrowelle, wo man mitgebrachtes Essen warm machen kann
- man lernt die UHUs aus anderen Abteilungen gar nicht oder nur durch Zufall kennen, da es keine gemeinsamen Veranstaltungen gibt

Insgesamt gibt es bestimmt genug Krankenhäuser in Deutschland, wo ein Chirurgie-Tertial nicht anders aussieht und man nur fürs Haken halten missbraucht wird. Ich war vor allem deshalb enttäuscht, weil es immer heißt, dass man in der Schweiz selbstständiger arbeiten kann und die Hierarchien flacher sind. Beides war eher gegenteilig der Fall: ich durfte außer in der Notaufnahme wirklich NICHTS praktisches machen, außer im OP Haken zu halten (noch nicht einmal zunähen) und man wurde schon sehr auf die Position des UHU reduziert, in der man in erster Linie ausgebeutet wird. Denkt nicht, dass ihr euch mit dem Gehalt ein schönes Leben machen könnt: man kann sich eigentlich noch nicht einmal das Essen in der Cafeteria leisten. Ich wünschte, ich hätte diese Dinge vorher gewusst, dann hätte ich mir ein anderes Haus gesucht (ich hatte nämlich noch etwas Zeit), deshalb schreibe ich hier so unverblühmt ;)
Bewerbung
> 2 Jahre vorher, geht aber teilweise auch noch sehr spontan, weil es entweder unbeliebt oder unbekannt zu sein scheint
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Notaufnahme
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Gehalt in EUR
1000 CHF

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
3
Unterricht
6
Betreuung
6
Freizeit
2
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.67